Und der Herr sei ihnen gnädig
wieso der riesige Nova so wendig war, aber er folgte uns immer noch, kam näher und näher.
Ich schob Kobys Kopf nach unten und trat aufs Gaspedal. Eine Salve von Schüssen durchlöcherte unseren Tank und die hintere Windschutzscheibe.
»Mist!«, schrie ich und versuchte, das Äußerste aus unserer Kiste herauszuholen.
»Kus sa mack!« Koby ließ das Fenster herunter, drehte seinen rechten Arm nach hinten und feuerte auf die Motorhaube des Nova, den Blick auf den Seitenspiegel gerichtet. Mir fiel auf, dass er mit einer Hand schoss, und wie ein Cop - die Handfläche parallel statt senkrecht zum Boden. Offenbar hatte er etwas getroffen, denn der Nova begann zu rauchen. Bevor er eine Chance hatte nachzuladen, bog ich rechts ab, und der
Nova fuhr geradeaus weiter. Ich hielt an, schaltete den Motor aus und rang erst einmal nach Luft. »O mein Gott!« Ich packte Kobys Hand. »Bist du in Ordnung?«
Er betastete seine Brust. »Keine Einschusslöcher. Bloß extremes Herzrasen.«
Ich bekam noch nicht genug Luft. »Gut.« Einatmen, ausatmen, ein, aus. »Gut. Wir sind ungefähr fünf Minuten vom Revier entfernt. Wenn wir jetzt hinfahren, um unsere Aussage zu machen, kommen wir da so schnell nicht mehr weg. Sie werden uns eine Menge Fragen stellen. Fühlst du dich dem gewachsen?«
»Ich glaube schon.«
Ich verharrte noch ein paar Augenblicke, versuchte mir vorzustellen, was uns erwartete. Die Szene, die ich vor meinem geistigen Auge sah, gefiel mir nicht. Ich schluckte. »Koby, wenn sie herausfinden, dass du mit meiner Waffe geschossen hast, wird das für uns beide schlimme Folgen haben, vor allem, wenn du jemanden getroffen hast.«
»Es war Notwehr.«
»Ja, genau, und sobald sie den anderen Wagen gesehen haben, wird das auch kein Problem sein. Aber bei normalen Bürgern sind die Bestimmungen hinsichtlich des Schusswaffengebrauchs viel strenger als bei uns Cops.« Ich sah ihm in die Augen. »Ich werde auf keinen Fall zulassen, dass sie dich deswegen in die Mangel nehmen. Du bist gefahren, ich habe geschossen. Es ist dein Wagen. Das klingt sowieso plausibler.«
»Aber so war es nicht.«
»Du hast Recht, es ist eine Lüge. Sie werden mich eine eidesstattliche Erklärung unterschreiben lassen, und ich werde praktisch einen Meineid leisten. Ich möchte, dass du dasselbe tust. Falls du jemandem eine tödliche Wunde zugefügt hast, werde ich die Verantwortung dafür übernehmen -«
»Das möchte ich aber nicht.«
»Hör mir zu!« Ich nahm sein Gesicht in beide Hände. »Hör mir bitte, bitte zu. Lass uns jetzt nicht diskutieren, ja?«
Er antwortete nicht sofort. »Ich möchte nicht, dass du in Schwierigkeiten kommst, weil ich vorschnell gehandelt habe.«
»Yaakov, das hast du nicht! Du hast uns das Leben gerettet! Vertrau mir einfach. Bitte vertrau mir!«
Wir rangen beide nach Luft. Schließlich gab er nach. »Na gut. Wenn du das für... für richtig hältst.«
»Ja, das tue ich.«
Er nickte. »Also gut... Ich bin gefahren, und du hast geschossen. Nur, dass ich nach Schießpulver rieche und du nicht.«
Er hatte Recht. Es war zwar unwahrscheinlich, dass sie meine Hand überprüfen würden, und noch unwahrscheinlicher, dass sie es mit seiner taten, aber so genau konnte man das nie wissen. Ich nahm ihm die Waffe ab, ließ das Fenster herunter und feuerte ein paarmal. »Wenn wir auf dem Revier ankommen, gehst du gleich auf die Toilette und wäschst dir die Hände. Wasch sie dir mit viel Seife und bis rauf zu den Ellbogen, wenn gerade niemand zusieht.«
Er nickte. »Soll ich ihnen sagen, was passiert ist, oder...«
»Sag ihnen ganz genau, was passiert ist, nur, dass du gefahren bist und ich geschossen habe.«
»Dass der Wagen uns gefolgt ist und du das Kennzeichen sehen wolltest.«
»Und dass ich versucht habe, Verstärkung anzufordern, aber dass mein Handy tot war. Und dass du deines nicht dabeihattest, weil du nicht gestört werden wolltest. Halte dich einfach an die Fakten.«
»Bloß, dass ich gefahren bin.«
»Genau.« Ich stieß laut den Atem aus. »Yaakov, es tut mir so Leid -«
Bevor ich weitersprechen konnte, legte er die Hand an meinen Hals und küsste mich auf den Mund. »Wir sind noch ganz, Cynthia. Nichts... nichts anderes zählt. Ich sage >meqseft yasferawah auf Amharisch, ich sage >Gomel< auf Hebräisch, wie ich es auch am Samstag in der Synagoge sage, und auf Englisch sage ich >Danke, Hashem, dass du uns vor einer Katastrophe bewahrt hast.< Gott hat viele Sprachen zur Verfügung. Und jetzt lass uns
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