Und der Herr sei ihnen gnädig
keinen Wunsch abschlagen.«
Decker lächelte. »Dann haben Sie aber ein Problem, mein Junge.«
»Ich weiß. Es ist nicht gut, so starke Gefühle für eine Frau zu empfinden.« Koby beugte sich vor und spähte auf die menschenleere Straße hinaus. »Ye-isat gize. Was soll ich machen? Ich bin schwach.«
Jemanden zu lieben bedeutete für ihn Schwäche... Das waren die Unterschiede zwischen den Kulturen... oder auch nicht. »Hatten Sie vorher schon mal eine Waffe in der Hand?«
»Ich war in der Armee.«
»Ach ja, richtig. Man wird Sie unter Umständen auf Schmauchspuren untersuchen.« »Ich habe mir die Hände mit Seife gewaschen. Bis rauf zu den Ellbogen.« Er lehnte sich zurück und richtete den Blick nach oben. »Cindy hat gesagt, das soll ich machen.«
»Sie ist wirklich meine Tochter.« Decker ordnete seine Gedanken. »Jetzt, wo ich weiß, was passiert ist, kann ich ihr helfen. Sie haben das Richtige getan.«
Koby blies die Backen auf, stieß die Luft wieder aus. »Sie wird sauer auf mich sein, weil ich es Ihnen erzählt habe.«
»Sie wird sich schon wieder beruhigen. Sie haben das getan, was am besten für sie ist.« »Ich hoffe, Sie haben Recht.«
»Ich weiß, dass ich Recht habe. Sie können besser Medikamente verabreichen als ich, dafür weiß ich besser über das LAPD Bescheid.« Decker hielt einen Moment inne. »Obwohl ich im Verabreichen von Medikamenten gar nicht so schlecht bin. Ich war in Vietnam Sanitäter.«
Koby drehte sich zu ihm um. »Ich war auch Sanitäter.« »Wie alt waren Sie, als Sie eingezogen wurden?« »Siebzehn.«
»So jung noch. Ich war neunzehn. Zwei Jahre?«
»In Israel dauert der Militärdienst für Jungen drei Jahre, für Mädchen zwei. In Vietnam war es ziemlich übel, oder?« »Ja, extrem übel.« »Sie waren in Kämpfe verwickelt?«
»Ja. Mein Einsatz endete kurz vor der Osteroffensive. Ich war nicht an vorderster Front, auch wenn sie uns in Teams von acht bis zehn Mann mit der Infanterie mitschickten. Wir waren für die Aufräumungsarbeiten zuständig - nach den Angriffen bin ich jedes Mal losgefahren, um die Verletzten rauszuschaffen. Es hätte mich schlimmer treffen können.«
»Mich auch. Ich war im Libanon, aber erst gegen Ende, als die Kämpfe nicht mehr ganz so heftig waren. Trotzdem, es war kurz nach dem Fall der Berliner Mauer und die Sowjetunion noch stark präsent. Die Hisbollah war sehr gut bewaffnet, es gab viele Grenzkämpfe. Für eine Weile schickten sie mich hinauf in den Norden... in die Nähe von Ma'alot, wo Arafat - yemach sh'mo - und seine Fatah-Rowdys einen ganzen Bus voller Schulkinder ins Jenseits beförderten. Deswegen war die Stimmung dort sehr gespannt, wenn auch nicht halb so schlimm wie im Gazastreifen, wo ich sechs Monate damit beschäftigt war, getarnte Bomben der Hamas und PLO aufzuspüren und dafür zu sorgen, dass sie keine Zivilisten in die Luft jagten. Es war zwar noch nicht ganz so furchtbar wie heute - aus irgendeinem idiotischen Grund hält die Welt es für klug, die PLO zu bewaffnen -, aber es gab durchaus schlimme Momente. «
Er schwieg einen Augenblick, wandte sich dann mit einem halben Lächeln an Decker. »Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger schrecklich erscheint mir diese Sache hier - verglichen mit dem, was auf der Welt so vor sich geht.«
»Alles eine Frage der Perspektive, Junge.« Decker schüttelte den Kopf. » Was für verrückte Zeiten! Übrigens wird man Ihren Wagen erst mal hier behalten. Ich werde einen Streifenwagen organisieren, der Sie nach Hause bringt. Haben Sie noch ein anderes Transportmittel, um in die Arbeit zu kommen?«
»Ein Fahrrad. Die Hinfahrt ist ja kein Problem, da geht es dauernd bergab. Die Heimfahrt wird ein bisschen mühsamer.«
Decker lächelte. »Nehmen Sie sich einen Mietwagen. Ich werde dafür sorgen, dass Sie die Kosten erstattet bekommen. Und jetzt gehe ich rein und organisiere den Streifenwagen. Am besten, Sie bleiben gleich vor der Tür stehen.«
»Ich würde gern auf Cindy warten.«
»Das kann wirklich noch Stunden dauern. Ich werde mich um sie kümmern.« Decker wirkte plötzlich angespannt. »Glauben Sie mir, Koby, ich werde alles tun, damit sie die Sache gut übersteht -damit ihr beide die Sache gut übersteht.«
Koby musterte ihn. »Es ist nicht leicht, sich Ihnen zu widersetzen. «
»Wenn es darum geht, meine Kinder zu beschützen, kann ich ziemlich energisch werden.«
»Daran zweifle ich nicht. Trotzdem möchte ich auf Cindy warten.«
Decker betrachtete sein
Weitere Kostenlose Bücher