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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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war.« Sie legte ihre Hand auf Peters Knie. »Ist es für dich ein Problem, dass wir die Einzelheiten nicht klären konnten?«
    »Ganz und gar nicht.« Er ließ einen Moment die Gedanken schweifen. »Immerhin wissen wir jetzt ja ein bisschen mehr als vorher.«
    »Glaubst du auch, dass es eine politische Tat war?«
    »Möglich. Aber es könnte genauso gut auch ein Serienmörder gewesen sein, der die Politik bloß als Deckmantel für seine Taten benutzte. Wir wissen einfach nicht genug über die Details.«
    »Das stimmt.« Rina fielen langsam die Augen zu. »Stört es dich, wenn ich ein Nickerchen mache?«
    »Nein, natürlich nicht. Stört es dich, wenn ich eine CD einlege?«
    »Nein, ganz im Gegenteil, mit ein bisschen Musik im Hintergrund werde ich noch besser einschlafen können.«
    Decker entschied sich für das L. A. Quartet, vier virtuose Gitarristen. Eine schöne Frau an seiner Seite, wunderbares Wetter, großartige Musik... bald flog er nur so dahin.
    Mit geschlossenen Augen bemerkte Rina: »Irgendwie sind sich diese Serienkiller alle so ähnlich.«
    »Da hast du Recht. Sie sind alle aus demselben Holz geschnitzt. «
    »Woran mag das liegen?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Decker. »Aber ich bin sicher, wenn die deutsche Polizei diesen Psychopathen je gefunden und seine Nachbarn befragt hätte, dann hätten sie gesagt, dass er wie ein ganz normaler Mensch gewesen sei - wenn auch vielleicht ein bisschen eigenbrötlerisch.«

41
    Aus den Tagen wurden Wochen, und die Wochen verschmolzen zu den Sommermonaten, einer Zeit des duftenden Jasmins und der warmen, wilden Liebesnächte. Hinterher lagen wir oft erschöpft in einem Wust schweißnasser Laken und schlugen nach den Moskitos, die sich durch die Fliegengitter vor den offenen Schlafzimmerfenstern gequetscht hatten. Aus Yaakov und mir war inzwischen ein richtiges Paar geworden: Ich lernte seine Freunde kennen, er die meinen, und es gab immer Partys, zu denen wir eingeladen waren, aber die meiste Zeit zogen wir es vor, unsere wenigen freien Abende allein zu verbringen. Wenn unsere Dienstpläne nicht harmonierten, war ich in meiner Freizeit auf der Jagd - nach Joseph Fedek, Leonard Chatlin und dem armen David Tyler, von dem noch immer jede Spur fehlte. Die gute Nachricht war, dass Raymond Paxton Wort hielt und Louise Sanders finanziell unterstützte. Ihm hatte ich es auch zu verdanken, dass ich mittlerweile über ein paar Fotos von David verfügte. Ich zeigte sie in Dutzenden von Obdachlosenheimen und besetzten Gebäuden herum, erntete aber nur ratlose Blicke. Neuerdings war ich dazu übergegangen, in allen möglichen Gemeindeverwaltungen rund um L. A. anzurufen und mir die relevanten Adressen nennen zu lassen, um sie dann anschließend zu überprüfen. Bisher vergeblich. Manchmal begleitete mich Koby. An einem heißen Tag Ende August hatte ich ihn ausdrücklich darum gebeten. Die Adresse, die man mir gegeben hatte, lag in einem Schwarzenviertel südöstlich von LA. Ich hielt es für denkbar, dass David dort untergetaucht war, weil er sich als Schwarzer unter seinesgleichen vielleicht sicherer und weniger auffällig fühlte. Nach einer zwanzigminütigen Autobahnfahrt landeten wir in einem Bezirk voller Smog, Dreck und Beton. Die Wohnblocks waren verwahrlost, die Straßen voller Löcher und Abfall, die Gebäude von Graffiti verunstaltet. Es gab dort mehr Spirituosenhandlungen als Schulen und Bibliotheken und wenig Hoffnung auf Besserung. Die meisten Geschäfte waren Secondhandshops, ein paar Läden als Kirchen zweckentfremdet.
    Die Wegbeschreibung, die ich bekommen hatte, war gut, sodass wir das Obdachlosenheim ohne Probleme fanden. Es war zwischen ein Fastfood-Restaurant und eine Wäscherei eingezwängt. Da es direkt vor dem Gebäude keine Parkmöglichkeit gab, waren wir gezwungen, unseren Wagen einen halben Block entfernt abzustellen. Da es sich hier nicht um mein gewohntes Hollywood-Revier handelte, wusste ich, dass ich nicht in meinem Element war, aber Koby schien in dieser Hinsicht kein Problem zu haben.
    Während wir auf das Obdachlosenheim zusteuerten, kamen uns zwei Typen entgegen. Beide waren so groß wie Koby, doch der eine, mit rasiertem Schädel, war mindestens zweimal so breit wie mein Freund. Sein Begleiter hatte Dreadlocks, war an den Armen tätowiert und derjenige, der uns ansprach.
    »Yo, Nigger! Was verlangst du denn für deine Schlampe?«
    Kobys Augen verengten sich, und ich sah, wie er die Hände zur Faust ballte. Ehe er etwas sagen konnte, zückte

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