Und der Herr sei ihnen gnädig
Waffe.«
Wir mussten beide lachen, aber der Loo wurde schnell wieder ernst. »Wann brecht ihr auf?«
»Wir werden zu Rosch Ha-Schana in Israel sein - das ist der Hauptgrund, warum wir schon so bald fahren wollen -, aber vor Jörn Kippur sind wir wieder da.« Ich schüttelte den Kopf. »Hör dir das an, nun plane ich mein Leben schon rund um die jüdischen Feiertage. Ich klinge langsam genau wie du.«
»Es gibt tatsächlich gewisse Parallelen in unserem Leben«, räumte mein Vater ein.
Ich dachte über seine Worte nach. »Ja, da hast du Recht. Allerdings ist Koby flexibler als Rina. Er geht am Sabbat vielleicht nicht in ein Restaurant oder ins Kino, aber er fährt Auto und schaltet das Licht an... oder sieht fern, wenn ein wichtiges Spiel kommt. Er arbeitet sogar, wenn im Krankenhaus Not am Mann ist.«
»Trotzdem liegen Welten zwischen ihm und der Art, wie du aufgewachsen bist.«
»Das stimmt. Aber vielleicht hat ja schon ein bisschen was von deinem gegenwärtigen Lebensstil auf mich abgefärbt. Koscher zu bleiben erscheint mir nicht mehr so erschreckend wie früher. Natürlich kehren Menschen oft verstärkt zu ihren Wurzeln zurück, sobald sie Kinder haben. Wir müssen erst mal sehen, wie sich Koby dann verhalten wird.«
»Dafür hast du aber noch jede Menge Zeit.«
Ich musste mir auf die Unterlippe beißen, um nicht zu lächeln. Damit hatte ich einen wunden Punkt erwischt. Der Loo war noch nicht bereit für die Großvaterrolle. »Können wir einen Moment über die Arbeit reden?«, wechselte ich das Thema.
Dad war sofort ganz Cop. »Natürlich. Was gibt's?«
»Da ist noch etwas, was mir wirklich Sorgen bereitet. Ich habe mir gedacht, jetzt nerve ich einfach dich damit.«
»Nur zu.«
»Ich hab da diesen ungeklärten Fall, bei dem ich anfangs dachte, er hätte mit der Vergewaltigung von Sarah Sanders zu tun. Ich vermutete, dass es sich ebenfalls um das Werk von Joseph Fedek oder einem seiner Kumpane handeln könnte, aber nachdem ich mit ihnen gesprochen und sie ziemlich gründlich in die Mangel genommen habe, glaube ich nicht mehr, dass Fedek in die Sache verwickelt war.«
»Von welchem Fall sprichst du?«
»Belinda Syracuse. Du weißt schon, die Fahrerfluchtsache, bei der Koby und ich Zeuge waren.«
»Ach ja, was hat sich denn da bisher ergeben?«
»Nichts. Da gibt es keinerlei Fortschritte.«
»Sie haben doch den Wagen gefunden, oder?«
»Ja, schon vor einer ganzen Weile. Sie haben sogar ein wenig DNA gefunden; auf dem Nummernschild war ein kleiner Blutfleck, aber da es keinen Verdächtigen gibt, dessen Blut man untersuchen könnte, hilft uns das auch nicht weiter.«
Decker zuckte ratlos mit den Schultern.
»Ich war kürzlich im Fordham Center«, fuhr ich fort, »und habe ein Bild von ihr gesehen - von Belinda Syracuse.« Mein Vater nickte.
»Ich bin hingefahren, um mich mal wieder mit Mr. Klinghoffner kurzzuschließen. Um ihn zu fragen, ob David sich inzwischen bei ihm gemeldet habe. Was natürlich nicht der Fall war.«
»Du suchst immer noch nach ihm?«
»Ja, mit Unterbrechungen. Jedenfalls hatte Klinghoffner Fotos von Belinda und David Tyler an der Wand hängen.« »Und?«
»Mir fiel plötzlich ein, dass ich das Mädchen schon mal gesehen hatte. Als sie noch lebte, meine ich. Als ich das erste Mal ins Fordham Center fuhr, um mir die Informationen zu beschaffen, die mich dann zu Sarah Sanders führten, hat Belinda Syracuse hinter dem Haus im Garten gearbeitet.«
»Sie hat dort gelebt, Cindy.«
»Ich weiß. Aber da war noch etwas. Mir ist aufgefallen, wie sie geschaut hat. Sie hatte so eine Sehnsucht im Blick... als hätte ihr jemand das Herz gebrochen. Ich muss immer wieder an ihren Gesichtsausdruck denken.«
Ich schob die Hände in die Hosentaschen und ließ nachdenklich den Blick durch den Raum schweifen.
»Die Sache geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Irgendwie habe ich das Gefühl, als läge des Rätsels Lösung ganz nah, auch wenn ich überhaupt nichts Konkretes in der Hand habe. Es ist wirklich nur so ein Gefühl... als würde sie zu mir sprechen.«
»Erzähl mir davon.«
»Also gut. Folgendes: Im Fordham arbeitet ein wirklich widerlicher Typ. Er heißt Buck. Das erste Mal, als ich dort war, kamen wir ins Gespräch - Buck und ich -, und plötzlich sah ich Belinda Syracuse durchs Fenster zu uns hereinstarren. Sie hielt eine Hacke in der Hand und drückte sich an der Scheibe die Nase platt. Und sie hatte diesen gequälten Ausdruck in den Augen... «
Während ich sprach, sah ich
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