Und der Herr sei ihnen gnädig
sie wieder vor mir.
»Dieser Buck drehte sich um, und als er sie sah, lächelte er und stand auf, um mit ihr zu reden. Das war total untypisch für ihn.«
»Das verstehe ich jetzt nicht.«
»Er ist ein Arschloch. Warum war er so nett zu ihr?« »Vielleicht ist er gar kein so großes Arschloch, wie du glaubst.« »Oder er kann charmant sein, wenn er mag... wenn etwas für ihn dabei herausspringt.«
»Und du willst damit sagen...«
Er wusste genau, worauf ich hinauswollte, aber ihm war daran gelegen, dass ich es aussprach.
»Mal sehen, ob ich so was wie eine Theorie zustande bringe.« Ich sammelte meine Gedanken. »Als wir das letzte Mal mit Sarah Sanders gesprochen haben, war es ihr doch ziemlich peinlich, über das Thema Sex zu reden.«
»Ja.«
»Und wir hatten beide das Gefühl, dass sie uns etwas verheimlichte.« »Ja.«
»Glaubst du, dass sie und David... Hältst du es für möglich, dass sie Sex miteinander hatten, ohne vorher anderweitig Erfahrungen gesammelt zu haben?«
»Absolut. Sex ist etwas Natürliches. Eine geistige Behinderung bedeutet ja nicht, dass der Unterleib nicht funktioniert.«
Ich schwieg.
»Cindy, hast du jemanden gebraucht, der dir gezeigt hat, wie es geht? Ich nicht.«
»Das kann man doch nicht vergleichen, Daddy. Wir wussten längst über alles Bescheid, bevor das eigentliche Bedürfnis kam. Und dass wir darüber Bescheid wussten, lag daran, dass wir mit normaler Intelligenz ausgestattete Menschen sind und über Informationen verfügen, die wir verstehen können.«
»Sie haben in der Schule Sexualerziehung. Das hast du mir selbst erzählt.«
»Ja, Dad, aber dabei handelt es sich um eine ziemlich klinische Angelegenheit. Das ist etwas völlig anderes, als wenn Gleichaltrige kichernd erste Versuche anstellen - wie das ja wohl bei den meisten von uns der Fall war. Ich habe mich nur gefragt, ob Sarah... ob sie vielleicht schon vor David sexuelle Erfahrungen gemacht hatte.«
»Du glaubst, dass diese Gruppenvergewaltigung nicht die erste Gelegenheit war, bei der sie zum Sex gezwungen wurde.«
»Wäre das so abwegig?«, rief ich. »Vielleicht war es das, was uns Sarah Sanders verheimlicht hat. Dass sie von jemandem in der Schule belästigt worden ist. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass ein behindertes Mädchen auf diese Weise ausgenutzt wird. Und vielleicht war es eher eine Verführung als eine erzwungene sexuelle Handlung.
Das würde erklären, warum Sarah nicht damit herausrücken wollte. Vielleicht hatte sie das Gefühl, sich irgendwie mitschuldig gemacht zu haben.«
»Und dieser widerliche Typ würde dir in der Rolle des Sittenstrolchs gefallen?«
»Ja, weil er ein richtiger Kotzbrocken ist.«
»Männer, die so etwas tun, sind oft sehr charmant, Cindy.«
»Genau das meine ich doch! Er ist ein Arschloch, aber er war trotzdem nett zu Belinda. Warum wohl?«
»Also gut. Selbst wenn er Sarah tatsächlich belästigt haben sollte, was hat das mit der Fahrerflucht zu tun?«
»An dieser Stelle wird das Ganze ein bisschen... spekulativ. Vielleicht hat Buck ja auch Belinda belästigt.«
»Du meinst, weil er aufgestanden ist und mit ihr gesprochen hat?«
»Lass mich erst mal ausreden, ja?« »Sprich weiter.«
»Buck wusste, dass wir mit Sarah sprechen würden und auch dass wir wegen einer Vergewaltigung ermittelten. Falls er sie wirklich belästigt hatte, musste er damit rechnen, dass das im Verlauf unserer Nachforschungen ans Tageslicht kommen und das andere Mädchen, Belinda, dann wahrscheinlich auch reden würde. Vielleicht dachte er, dass Sarah Sanders kein so großes Problem wäre, vor allem, weil sie zu diesem Zeitpunkt ja in einem ziemlich schlechten Licht dastand. Schließlich hatte sie gerade ihr Baby ausgesetzt. Sein Wort würde gegen das ihre stehen. Deswegen bedeutete Sarah für ihn keine große Bedrohung. Aber wenn es andere gegeben hatte...« Decker schwieg.
»Ich weiß, es klingt verrückt. Vergiss es einfach wieder.« »Nein, es klingt nicht verrückt. Es ist zumindest... eine Theorie.«
»Dad, ich habe inzwischen ein gutes Verhältnis zu Louise Sanders. Ich habe sie mit David Tylers Vermögensverwalter zusammengebracht, und sie bekommt ein bisschen Geld für Ella - so nennt sie das Baby. Eigentlich heißt sie Cinderella. Louise hat Sarah den Namen aussuchen lassen. Jedenfalls hat Davids Anwalt ihr so viel Geld gegeben, dass sie ein Kindermädchen einstellen kann, sodass ich bei Louise einen Stein im Brett habe. Außerdem haben Koby und ich sie schon ein
Weitere Kostenlose Bücher