Und der Herr sei ihnen gnädig
Gedanken ordnen.«
»Lass dir Zeit.«
Ein paar Minuten später richtete er sich auf. »Also, ich würde Folgendes vorschlagen. Wir ermitteln erst einmal weiter, als würde es sich um zwei voneinander unabhängige Fälle handeln. Der eine ist Sarah Sanders und ihr düsteres Geheimnis. Wir vermuten einen Missbrauch, sind aber nicht sicher und wissen auch nicht, wer es gewesen sein könnte. Sarah will darüber nicht mit uns sprechen, wäre aber bereit, es Koby zu erzählen. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wirst du oder Brill Koby über unseren Verdacht informieren und ihn fragen, ob es ihm etwas ausmachen würde, mit Sarah darüber zu sprechen. Dabei darfst du nicht einmal andeutungsweise erwähnen, dass das Ganze etwas mit Belinda Syracuse zu tun haben könnte, denn so, wie die Dinge im Moment liegen, haben wir dafür keinerlei Beweise.«
»Ja, gut.«
»Andererseits hast du, Cindy, die arme Belinda nicht vergessen«, fuhr Decker fort. »Du hast den Unfall mit eigenen Augen gesehen, und die Sache geht dir einfach nicht aus dem Kopf.«
»Genau so ist es.«
»Gut, denn dann brauchst du Brill nichts vorzuspielen, um ihn von deiner Aufrichtigkeit zu überzeugen. Du weißt, dass an dem Wagen DNA und ein teilweiser Fingerabdruck gefunden wurde, was die Ermittlungen bisher aber nicht weiterbrachte, weil es keinen Verdächtigen gab. Du erinnerst dich daran, dass Belindas Bruder erwähnt hat, jemand aus dem Heim habe Belinda angeboten, sie dorthin zurückzubringen. Die Überprüfung der vom Heim aus geführten Telefonate hat nichts ergeben. Dir ist bewusst, dass du die Privatanschlüsse der in Frage kommenden Personen nicht überprüfen darfst, weil du damit ihre Persönlichkeitsrechte verletzen würdest. Trotzdem gehst du Schritt für Schritt die Liste der Personen durch, die Kontakt mit Belinda gehabt haben könnten, beginnend mit Klinghoffner.«
»Ist das dein Ernst?«
»Ich weiß, dass du ihn nicht verdächtigst, aber fang trotzdem mit ihm an. Mach dasselbe mit Klinghoffner, was du auch mit Buck vorhast.«
»Ich lade ihn auf einen Kaffee ein?«
»Genau. Auf diese Weise kann dir niemand mangelnde Objektivität vorwerfen. Als Nächstes nimmst du dir Buck vor, dann alle anderen, die dort arbeiten. Mach alle durch, vom Direktor bis hinunter zum Hausmeister, und lass auch die Frauen nicht aus. Du weißt schließlich nicht mit Sicherheit, ob es sich tatsächlich um einen sexuellen Missbrauch gehandelt hat. Du kannst die Pappbecher einsammeln und als Beweismaterial verwenden, ohne die Verdächtigen um Erlaubnis fragen zu müssen, weil sie ihren Besitzanspruch auf die Becher rechtlich gesehen in dem Moment aufgegeben haben, in dem sie dir die Erlaubnis erteilten, sie wegzuwerfen. Dadurch sind die Becher in öffentlichen Besitz übergegangen.«
»Wird das LAPD die Kosten für die ganzen DNA-Tests übernehmen?«
»Eine sehr berechtigte Frage. Nachdem Belinda Syracuse bei dem Unfall auf so brutale Weise umgekommen ist und darüber hinaus ein Baby sein Leben lassen musste, rechne ich schon damit.«
Decker deutete mit dem Zeigefinger auf mich. »Das Wichtigste ist, das Ganze so zu organisieren, dass keiner der Beteiligten voreingenommen erscheint. Koby darf nicht wissen, was du im Fall Syracuse unternimmst, und du darfst nicht wissen, was er von Sarah Sanders erfährt. Es ist alles eine Frage des Timings - wie bei einem Orchester.
Die Geigen dürfen nicht zu früh einsetzen, und die Oboen müssen genau im Takt spielen, sonst ist das Ergebnis nicht Musik, sondern Chaos. Manchmal muss ein Detective die Ermittlungen im wahrsten Sinne des Wortes >dirigieren<.«
»Du bist ein Genie.«
»Sei froh, dass sich Intelligenz weitervererbt.«
Sie hatten sich für eine Einladung zum Nachmittagstee entschieden, weil das weniger förmlich war als ein Abendessen.
Aber Magda hatte es trotzdem mehr als gut gemeint und eine bunte Speisenfolge gezaubert:
Tablett eins: mundgerecht geschnittene Sandwiches mit Eiersalat, Räucherlachs, Thunfisch, Gurken, Tomaten und Käse.
Tablett zwei: Fingerfood, unter anderem kleine Kartoffelpuffer, Miniatur-Spinatquiches und vegetarische Frühlingsrollen. Dazu verschiedene Saucen. Tablett drei und vier: eine Auswahl von Brot- und Gebäcksorten darunter Croissants, Brioches und Minibagels. Als Aufstrich dazu Butter, Margarine, dicker Rahm und Erdbeermarmelade.
Tablett fünf und sechs: Kuchen und Kekse.
Tablett sieben: Mit weißer und dunkler Schokolade überzogenes Obst.
Tablett acht:
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