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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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schick kombiniert.«
    »Danke, Daddy. Entschuldige bitte, dass ich so pampig zu dir war.«
    »Schon gut. Ich habe von der Sache bloß erfahren, weil ich sehr früh dran war und schon in der Arbeit vorbeigeschaut habe. Schließlich ist ein Baby in einem Müllcontainer immer eine große Sache. Wie geht es der Kleinen?«
    »Heute Nacht um eins ging es ihr recht gut. Jetzt müssen wir nur noch die Mutter finden.«
    »Wir?« Lieutenant Deckers Augen blitzten. »Traust du den Goldmarken nicht?«
    »Gestern Nacht habe ich mit dem zuständigen Detective gesprochen - Greg Van Horn. Du kennst ihn.« »Greg ist ein guter Mann.«
    »Er hat seine beste Zeit schon hinter sich«, entgegnete ich. »Seine Worte, nicht meine.«
    »Er dürfte nicht mehr lang bis zur Pensionierung haben.«
    »Ich glaube, er träumt schon von Golfklubs. Auf jeden Fall hat er gesagt, dass er nichts dagegen hat, wenn ich außerhalb meiner regulären Dienstzeit ein wenig mithelfe und die Leute in der Gegend befrage.«
    »Das kann ich mir vorstellen, dass er da nichts dagegen hat. Aber selbst wenn du etwas herausfindest, wird er die Lorbeeren dafür einheimsen. Was bringt dir das?«
    »Das Wohlwollen eines erfahrenen Detective, der dich bewundert, und die Befriedigung, meinen Job gut gemacht zu haben. Außerdem liegt mir das Baby am Herzen. Ich bin auf die Kleine fixiert.«
    Dad musste lachen.
    »Jedenfalls hoffe ich, dass wir die Mutter bald finden. Sie ist wahrscheinlich auch nicht in bester Verfassung.« »Du meinst, medizinisch?«
    »Medizinisch und emotional. Irgendwelche Ideen, Decker?«
    Wenn wir über Berufliches sprachen, nannte ich ihn meistens Decker. Er lächelte jedes Mal über diese Anrede. Manchmal sagte ich auch Loo - abgekürzt für Lieutenant. »Erzähl mir erst, was du weißt.«
    »Wir haben eine Blutlache gefunden und glauben deswegen, dass die Mutter aus der Gegend stammt und kein Auto besitzt. Wie es aussieht, hat sie das Baby auf der Straße zur Welt gebracht.«
    »Wie viel Blut habt ihr gefunden?«
    »Nach Gregs Einschätzung nicht genug, um auf einen Mord hinzudeuten.«
    Decker zuckte mit den Achseln.
    »Ich bin auch seiner Meinung, Loo. Warum sollte jemand die Mutter umbringen und das Baby am Leben lassen?«
    »Vielleicht habt ihr es mit einem sadistischen Mörder zu tun? Oder mit einem Abtreibungspfusch? Rina wäre nach Hannahs Geburt fast verblutet, und das, obwohl sie im Krankenhaus auf dem Operationstisch lag. Auf der Straße hätte ein Mädchen in dieser Situation keine Chance. Es hängt ganz davon ab, wie viel Blut ihr gefunden habt.«
    »Nach so viel sah es nicht aus. Es war bloß eine kleine Pfütze.«
    »Eine von Spritzern umgebene Pfütze?«
    »Nein... nur ein amöbenförmiger Fleck.«
    »Tropfen in Richtung Müllcontainer?«
    Heureka! Auch darauf hatte ich eine Antwort parat. »Ja. Ich habe sie Detective Van Horn gezeigt.« »Gut gemacht.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe, versuchte ein Lächeln zu unterdrücken. »Auch wenn ich noch einen weiten Weg vor mir habe, versuche ich, so gut es geht, mit den Experten Schritt zu halten.«
    »Lieber Himmel, damit meinst du hoffentlich nicht mich«, gab Decker zurück. »Das Leben eines Babys zu retten ist eine ziemlich beeindruckende Leistung. Ich versuche dir lediglich ein paar Anregungen zu geben, weil ich weiß, dass du das von mir erwartest.«
    »Stimmt. Wenn mich deine Fragen nicht gerade in den Wahnsinn treiben, bringen sie mein Gehirn in Schwung.«
    »Tja, leider musst du mich schon im Ganzen nehmen. Du kannst dir nicht bloß die Rosinen rauspicken.«
    Ich lachte leise. Eine Kellnerin um die zwanzig kam an unseren Tisch. Dad bestellte eine halbe Honigmelone und eine zweite Tasse Kaffee. Ich entschied mich für Kaffee, einen großen Orangensaft und Roggentoast mit Butter und Marmelade. Fasten war einfach nicht mein Ding, auch wenn ich mir mager eigentlich besser gefiel.
    »Bestimmt ließe sich feststellen, ob das Blut von einer Geburt stammt«, meinte Decker. »Möglicherweise war ja auch Blut von dem Baby dabei. Das Krankenhauslabor könnte dir da sicher weiterhelfen. Aber jetzt zu deiner Theorie... warum glaubst du, dass es jemand aus der Gegend war?«
    Ich hatte mit solchen Fragen gerechnet und mir meine Argumente bereits zurechtgelegt. »Warum sollte eine Frau ausgerechnet in dieser Seitenstraße ein Kind zur Welt bringen? Daraus lässt sich schon mal ableiten, dass sie wahrscheinlich Angst hatte und das Kind so schnell wie möglich loswerden wollte, ohne dabei gesehen

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