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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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was er aber nicht tat. Ich sagte ihm, wie großartig ich ihn fand.
    Decker lächelte. »Gleichfalls. Ich bin dein größter Fan.«
    »Das weiß ich, Daddy.«
    »Wolltest du mich sonst noch was fragen?«
    »Nein, nicht dass ich... oder doch. Mal angenommen... angenommen, ich finde die Mutter. Gehen wir mal davon aus, dass sie fünfzehn ist und ihre Mutter mich nicht mit ihr reden lassen will. Was mache ich dann?«
    »Als gute Psychologin schaffst du es bestimmt, die Mutter davon zu überzeugen, dass es für sie und ihre Tochter nur von Vorteil sein kann, wenn du mit ihr sprichst.«
    »Und wie genau stelle ich das an?«
    Decker lächelte. »Mit Charme.«
    Während der nächsten zehn Minuten widmeten wir uns schweigend unserem Frühstück. Als ich Decker einen raschen Blick auf seine Uhr werfen sah, war mir klar, dass es ihn zurück an die Arbeit trieb. Es wäre unhöflich von mir gewesen, ihn noch länger aufzuhalten. Ich legte einen Zehner auf den Tisch. Decker erhob Einspruch, aber ich ignorierte ihn. Er begleitete mich noch zu meinem Wagen und hielt mir wie ein richtiger Gentleman die Tür auf. Bevor ich einstieg, zögerte ich einen Moment.
    »Ich weiß nicht, ob ich charmant sein kann, Decker.«
    »Das hängt davon ab, wie sehr du dir diese Goldmarke wünschst.«
    Ich gab ihm keine Antwort.
    »Lächeln kann man üben, Prinzessin«, fügte Decker hinzu. »Stell dich vor einen Spiegel, das hilft. Dann wird das spöttische Grinsen schnell aus deinem Gesicht verschwinden.«

7
    Die Mid-City High lag direkt im Zentrum von Hollywood, nur ein kleines Stück südlich des berühmten Sunset Strip. Außenstehende verbanden diese Lage mit Glamour, aber in Wirklichkeit war es eine trostlose Schule in einer tristen Gegend. Ihr Alter machte sie durch ihre Größe wett - das Schulgelände hatte die Ausmaße mehrerer Häuserblocks. Das fleischfarbene Gebäude wies viele runde Mauern und Glasbausteine auf - Architektur, wie sie in den vierziger und fünfziger Jahren modern gewesen war. Einen Teil der Außenwände schmückten patriotische oder ethnische Wandgemälde, auf anderen Teilen prangten unerwünschte Graffiti. Ein paar Smog-resistente Palmen und Bananenpflanzen rundeten das Bild des alten Los Angeles ab. Ich joggte die gut zwanzig Stufen zum Eingang hinauf und zog die ziegelfarbene Tür auf.
    Ich war hier keine Fremde, im Auftrag des Los Angeles Police Department hatte ich schon ein paarmal so genannte »ernste Gespräche« über Drogen mit den Schülern geführt. Außerdem hatte ich das LAPD im Vorjahr zusammen mit George Losario vertreten, als die Schule ihren jährlichen Berufsberatungstag veranstaltete. Wir waren von einer ganzen Horde von Jungs belagert worden, die größtenteils aus der Arbeiterklasse kamen und an dem Beruf interessiert waren, weil sie sich aufregende Erlebnisse und Macht davon versprachen. Für die meisten von ihnen war das größte Problem der von der Polizeiakademie geforderte Highschool-Abschluss. Die Mid-City High hatte eine sehr hohe Abbrecherquote. George und ich nutzten die Gelegenheit, die Jungs zu ermahnen, ihre Schulzeit zu Ende zu bringen.
    Eine ganze Reihe meiner Kollegen konnten mehr als den erforderlichen HighschoolAbschluss vorweisen. Einige hatten am College ihren A. A. oder B. A. gemacht.
    Trotzdem stellte ich mit meinem Master's-Abschluss eine ziemliche Ausnahme dar, weshalb mir viele meiner unifomierten Kollegen mit Misstrauen begegneten. Ich gab mir große Mühe, ihre Vorurteile abzubauen, was mir zum Teil auch gelang. Obwohl es manchmal wirklich hart war, beklagte ich mich nie. Es hätte mir auch nichts geholfen.
    Die Gänge der Schule waren überfüllt und rochen nach dem Schweiß pubertierender Jugendlicher. Es war eine laute, alte Schule. Obwohl die Mid-City nur ein paar Kilometer vom kultivierten Hollywood Bowl Amphitheater entfernt lag, trennten sie Lichtjahre von West L. A., wo privilegierte Familien ihre Kinder nicht in die vom Staat vernachlässigten öffentlichen Institutionen schickten, sondern noble Privatschulen bevorzugten. Meine Stiefmutter machte da keine Ausnahme. Obwohl Hannah alle Standardtests mit Bravour bewältigte, wäre Rina nicht im Traum auf die Idee gekommen, sie auf eine öffentliche Schule zu schicken. Für Hannah war nicht mal eine normale Privatschule gut genug, Rina hatte beschlossen, sie auf eine religiöse Privatschule zu schicken, eine jüdische Tagesschule. Religiöse Studien gingen ihr über alles, und zur Belohnung für ihr Vertrauen in Gott

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