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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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brachte.«
    Sammy begann zu lachen. »Das habe ich auch immer gemacht.« »Ich kann mich noch gut daran erinnern«, meinte Rina. »Kein Problem, wenn die Tüte leer ist«, fuhr Koby fort. »Was ich aber leider nicht wusste, sodass ich es mit der halb vollen Tüte machte.«
    Dad lächelte. »Was passierte, nachdem sie euch verhaftet hatten?«
    »Die Jungs schafften uns ganz schnell nach draußen, ansonsten wäre ich jetzt bestimmt vorbestraft. Es war wirklich eine schreckliche Bescherung. Aber eins muss ich sagen: Diese Jungs hatten wirklich Geduld. Eine Woche später kamen sie wieder und versuchten es noch mal... und noch mal. Am Ende schlugen sie uns ein Geschäft vor:
    Wenn wir vormittags fleißig Chwnasb lernten, würden sie nachmittags mit uns Basketball spielen.«
    »Waren sie gute Spieler?«, wollte Sammy wissen. »Basketball ist nämlich ein Jeschiwa- Sport.«
    »Ja, ich weiß. Sie haben uns das Spiel erst beigebracht, Sammy. Was wussten wir in Äthiopien schon vom organisierten Mannschaftssport? Ich komme aus einem kleinen Dorf am Tanasee, nicht aus Addis Abeba.«
    »Spielen Sie noch?«, fragte Sammy.
    »Basketball? Eine Zeit lang habe ich es ständig gespielt. Geschwindigkeit war ja nie mein Problem, und beim Werfen bin ich auch nicht schlecht. Was mir Schwierigkeiten bereitet, sind die anderen Leute auf dem Spielfeld.« Er musste lachen. »Sie stehen mir dauernd im Weg.«
    »Klingt wie eine perfekte Metapher für mein Leben«, bemerkte Dad trocken.
    Rina knuffte ihn in die Seite.
    »Gerade hier in LA. wird ziemlich hart gespielt«, fuhr Koby fort. »Die Leute blocken und schieben, schlagen und schubsen. Was dazu führt, dass man ebenfalls blockt und schiebt, schlägt und schubst. Irgendwann wird das Ganze ziemlich heftig. Innerhalb von drei Monaten habe ich miterlebt, wie sich ein Typ den Knöchel verstauchte, ein anderer sich im Fallen das Handgelenk brach und ein Dritter auf dem Gesicht landete und dabei seine beiden oberen Schneidezähne verlor. Den Ausschlag gab eine Sache, die einem sehr guten Freund passierte. Im Eifer des Gefechts riss ein anderer Typ den Ellbogen hoch und erwischte ihn damit so heftig im Gesicht, dass sein Nasenbein brach. Ich war zu dem Zeitpunkt gerade dreißig geworden und sagte mir: Das war's. Gott hat mir nur den einen Körper gegeben. Ich halte mich in Form, indem ich viermal die Woche laufe, aber Basketball am Wochenende ist für mich passe.«
    »Trotzdem würde ich irgendwann gern mal gegen Sie antreten«, meinte Sammy.
    »Kein Problem. Gegen einen Zweikampf hab ich nichts einzuwenden, da kann nicht viel passieren.«
    »Na, Dad, war das nicht auch was für dich?«
    »Dazu bin ich viel zu schwer und langsam.« Nach einem Blick in die Runde wandte sich Dad an Rina: »Wo ist Hannah?«
    »Gerade hat sie noch auf der Couch gesessen und gelesen. Vielleicht ist sie ins Bett gegangen.«
    Lächelnd sagte er zu Rina: »Das Essen war köstlich.«
    »Danke.«
    Decker nahm einen Schluck von seinem Wein, ehe er weitersprach: »Ist euch aufgefallen, dass sie mir keine zweite Portion angeboten hat?«
    »Nimm dir, so viel du magst, Liebling.«
    »Ehrlich gesagt bin ich ziemlich satt... fast schon zu satt.«
    »Ich auch«, pflichtete Jacob ihm bei.
    »Du hast doch fast nichts gegessen«, meinte Rina.
    »Stimmt gar nicht. Ich wollte bloß ein bisschen Platz für die Nachspeise lassen.«
    »Ich muss mir ein bisschen die Beine vertreten«, sagte Dad.
    »Ich komme mit«, erklärte Jacob. »Glaub bloß nicht, dass wir dir einen Moment Ruhe gönnen.«
    Mein Vater lächelte meinen Stiefbruder liebevoll an, was er bei mir nur ganz selten schaffte. »Ich würde mich sehr freuen, wenn du mich begleitest.«
    »Kommst du auch mit, Shmuli?«, fragte Jacob.
    »Ich helfe Eema beim Aufräumen.«
    »Das übernehme ich, Sammy«, mischte ich mich ein. »Geh ruhig mit.«
    »Na schön, dann machen wir einen richtigen Männerausflug«, verkündete Sammy. »Koby, Sie dürfen sich gerne anschließen.«
    Koby schüttelte den Kopf. »Vielen Dank für das Angebot, aber ich bin zu faul.«
    »Geh doch mit«, ermunterte ich ihn.
    »Nein, nein«, antwortete er. »Mir ist wirklich nicht nach Bewegung zumute.«
    Zum ersten Mal an diesem Abend fiel mir auf, wie müde seine Augen wirkten. »Hast du letzte Nacht wieder eine Doppelschicht absolviert?«
    »Keine Sorge, Cindy, es geht mir gut.«
    »Du siehst aus, als würdest du jeden Moment vor Müdigkeit umfallen.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Das ist wahrscheinlich der Wein.

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