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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Stellen an, die er ausgebessert hatte. Die neuen Bohlen fügten sich perfekt in das Muster der übrigen Holzdielen ein. In einer Ecke des Raums stand ein kleines Fernsehgerät auf dem Boden. Es lief ein Spiel der Lakers.
    Ich deutete auf den Fernseher. »Wie steht's?«
    »Die Lakers sind drei Punkte vorn, noch zwei Minuten bis zum Ende des zweiten Spielviertels. Lawrence Funderburke hat gerade für die Kings gepunktet. Sie haben Körbe getauscht. Das wird knapp.«
    Ich klopfte mit dem Fuß auf dem Boden herum. »Ich bin heute so ruhelos. Kannst du Hilfe gebrauchen?«
    »Wenn du mir eine halbe Stunde gibst, um erst diesen Raum, und dann mich selbst vom Staub zu befreien, können wir was zusammen machen.«
    »Dann verpasst du das Spiel.«
    »Sie werden auch ohne meine Ratschläge zurechtkommen.«
    »Wirklich, ich würde dir gern helfen.« Ich warf einen Blick zur Werkbank hinüber. »Von der Kreissäge lasse ich lieber die Finger, aber schleifen kann ich wie eine Eins.« »Du hast schon mal mit Holz gearbeitet?«
    »Ich habe oft meinem Dad geholfen. Er ist handwerklich sehr begabt.« Bewundernd betrachtete ich die von ihm ausgebesserten Stellen. »Du offensichtlich auch. Bist du ein Perfektionist?«
    Koby zuckte mit den Schultern. »Wie schafft man es, keiner zu sein?«
    »Du klingst tatsächlich wie mein Vater.« Ich schaute wieder in den Garten hinaus. »Ich hab mich heute Morgen mit ihm getroffen, ihn gebeten, mir bei einem meiner Fälle zu helfen. Es war sehr produktiv. Wir haben ein paar interessante Dinge in Erfahrung gebracht. Am liebsten hätte ich gleich etwas unternommen, aber ich musste ihm versprechen zu warten, bis der zuständige Detective aus seinem Wochenendurlaub zurück ist.«
    »Warum hast du es ihm versprochen?«
    »Weil es rein theoretisch der Fall dieses Detective ist.« Ich drehte mich zu ihm um. »Das ist nun mal so im LAPD. Man muss sich an die Regeln halten. Ich habe damit so meine Probleme.«
    »Tja, das ist eine Gratwanderung«, meinte Koby. »Eigenständig zu denken - aber nicht zu eigenständig.«
    »Das fasst es ziemlich gut zusammen.«
    »In meinem Beruf ist das nicht anders. Obwohl ich derjenige bin, der Anzeichen für Probleme als Erster mitbekommt, darf ich erst nach Rücksprache mit den betreffenden Ärzten oder Psychologen handeln. Ich spreche mich mit dem Physiotherapeuten ab, dem Beschäftigungstherapeuten, dem Spieltherapeuten und - wenn die Kinder schon älter sind - dem Logopäden, dem Erziehungstherapeuten und so weiter. Aber letztendlich« - er lächelte - »verlasse ich mich doch auf mein eigenes Urteil. Ich habe in der Armee als Sanitäter gearbeitet. In einem Notfall tue ich einfach, was zu tun ist.«
    »Bringt dich das in Schwierigkeiten?«
    »Nein, die meiste Zeit spreche ich mich ja mit den anderen ab. Bis zu einem gewissen Grad finde ich das durchaus sinnvoll. Ich bin dadurch gezwungen, mir mehr Zeit zu lassen. In der Medizin ist es oft nicht von Vorteil, wenn man zu schnell handelt.«
    »Bist du immer so rational?«
    »Die meiste Zeit schon, ja.«
    »Das ist mein Dad auch. Rational.«
    »Warum sagst du das in so spöttischem Ton?«
    Ich lachte. »Ich bitte vielmals um Entschuldigung. In Wirklichkeit ist es ein Kompliment - auch wenn es aus meinem Mund wie eine Beleidigung klingt. Mein Dad ist extrem rational. Deswegen ist er auch so gut in dem, was er tut.«
    Koby sah mich an. »Und wie ist er als Vater?«
    »Er ist... sehr liebevoll. Alles in allem würde ich sagen, dass wir eine gute Beziehung haben.«
    »Es war mir ein Vergnügen, ihn kennen zu lernen.«
    Sehr gewandt, dachte ich. Der Mann ist diplomatisch. »Er war ein wenig sauer auf mich«, bemerkte ich.
    »Warum?«
    »Weil ich ihm nicht gesagt habe, dass du schwarz bist.« »Ist meine Hautfarbe für ihn wichtig?«
    »Nein. Ich glaube, er war nur überrascht. Als positiv ist zu vermerken, dass er dich für einen guten Jungen hält.«
    »Das klingt viel versprechend. Es sei denn, du magst keine guten Jungs.«
    »Doch, ich mag sie sogar sehr. In der Vergangenheit habe ich es bloß nicht immer geschafft, mir die Guten herauszupicken.« Koby schwieg.
    »Du kennst mich nicht«, stellte ich fest.
    »Aber genau deswegen trifft man sich ja, oder? Um sich kennen zu lernen.«
    Ich starrte auf die noch blütenlosen Rosenbüsche hinaus. »Stimmt.«
    Koby betrachtete seine mit Sägemehl bedeckten Hände. »Hmm... bei den nicht so guten Jungs, die du dir herausgepickt hast... war da auch ein Ehemann dabei?«
    »Nein... Gott

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