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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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jemand sie im Park überfiel.«
    »Ich weiß nicht, wo deine Großmutter gewohnt hat. Wäre sie denn durch den Park nach Hause gegangen?«
    »Omah hat ungefähr hier gewohnt.« Rina deutete auf die entsprechende Stelle auf der Karte. »Im Gärtnerplatzviertel, nicht weit von der Reichenbachstraße.«
    »Diese Namen werden mich noch mal umbringen«, meinte Decker, während er den Stadtplan studierte. »Demnach haben deine Großeltern nicht so nahe am Park gewohnt. Und wenn sie zu Julia Schönnacht wollte, in die Nähe der... wie heißt diese Straße... Ludwigstraße, oder ist es die Leopoldstraße... die beiden scheinen ineinander überzugehen... dann gab es jedenfalls keinen Grund für deine Großmutter, durch den Englischen Garten zu laufen. Das wäre ein Umweg gewesen.«
    »So ein großer Umweg nun auch wieder nicht, und außerdem der viel schönere Weg. Und schau dir das an« - Rina blätterte ein paar Seiten weiter. »Hier, Peter. Meine Großmutter wurde -Zitat - zwei Wochen vor ihrer Ermordung aus Frau Schönnachts Diensten entlassen. Möchtest du meine Theorie hören?«
    »Schieß los.«
    »Vielleicht ist sie dorthin zurückgekehrt, um noch irgendeine Arbeit fertig zu stellen. Vielleicht kam es zu einer Diskussion wegen ihrer Bezahlung oder so was. Vielleicht hatten sie Streit, und es kam zu einer Tragödie. Das Haus stand ganz in der Nähe des Gartens, sodass es sich anbot, die Leiche dort zu verstecken. Natürlich hat Julia Schönnacht der Polizei davon nichts gesagt.«
    »Du hast also bereits beschlossen, dass deine Großmutter von ihrer früheren Arbeitgeberin ermordet wurde. Warum nicht, die Theorie ist so gut wie jede andere.« Decker klappte die Akte zu. »Warum belassen wir es nicht einfach dabei? Auf dieser Karte sind sowieso viel zu viele Straßen.«
    »Ich möchte die Wahrheit wissen«, entgegnete Rina. »Oder zumindest so nahe wie möglich an sie herankommen. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass eine reiche, vornehme Frau meine Großmutter in einen Park geschleppt und dort erschlagen hat.«
    »Sie kann einen Bediensteten damit beauftragt haben. In jener Zeit vielleicht keine große Sache. Eine weitere tote Jüdin? Die würde doch sowieso niemand vermissen. Wann war noch mal die Kristallnacht?«
    »1938.«
    »Dann passierte das Ganze also vorher.«
    »Ungefähr zehn Jahre vorher. Aber Hitler hatte trotzdem schon großen Einfluss.« Rina rieb sich die Hände. »Mama hat uns für Dienstagabend zum Essen eingeladen. Nachdem das Gespräch mit ihr heute so gut gelaufen ist, habe ich zugesagt - falls es dir recht ist.«
    »Wenn du mal wieder deine masochistische Ader befriedigen möchtest.«
    Rina knuffte ihn. »Sei nicht so!«
    »Ich mag deine Eltern. Ich streite mich auch nie mit ihnen. Du tust das.« Schweigen. »Du hast ja Recht«, räumte Rina ein. »Hör zu. Ich verspreche dir, dass ich nicht streiten werde. Außerdem wollen sie die Jungs sehen. Vielleicht können wir die Geschichte mit dem Stammbaum noch ein bisschen weiterspinnen.«
    »Und du glaubst nicht, dass Mama Verdacht schöpfen wird, wenn ich anfange, mir Notizen zu machen?«
    »Könntest du vielleicht ein bisschen subtiler vorgehen?«
    »Subtilität ist nicht meine Stärke«, bemerkte Decker. »Aber mal angenommen, ich denke mir tatsächlich ein paar Fragen aus, und du stellst sie ihr...«
    »Am besten, wir lassen Hannah die Fragen stellen.«
    »Wie kann eine gute Mutter die eigene Tochter als Komplizin benutzen?«
    »Nicht als Komplizin - als Mitstreiterin.« Rina tätschelte ihm die Schulter. »Aufklärung der Vergangenheit als Familienprojekt. Klingt gut, oder? Vor meinem geistigen Auge sehe ich bereits ein Theaterstück entstehen.«
    »Komisch. Ich sehe nur Probleme entstehen.«

18
    Der Drang, auf den Straßen meines Distrikts an Informationen zu gelangen, war überwältigend, aber ich hatte meinem Vater ein Versprechen gegeben. Trotzdem machte ich mir im Geist eine Liste, wie ich vorgehen würde, wenn ich bereits Detective wäre. Als Erstes würde ich mit Klinghoffner sprechen und so viel wie möglich über David in Erfahrung bringen. Dann würde ich ihn fragen, ob es Probleme zwischen seinen Schülern und irgendwelchen Straßenbanden gegeben habe. Außerdem waren da noch die Mädchen, mit denen ich an der Highschool gesprochen hatte. Wenn irgendjemand über die Gangs Bescheid wusste, dann diejenigen, die dort lebten, wo die Rowdys ihr Unwesen trieben. Ich kannte ja auch ein paar Leute von der Straße: Alice Anne, Magenta

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