und der magische Stein
liebt uns alle sehr und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass wir auf Cantrip Towers wohnen bleiben können.«
Marina schwieg.
»Diese Freundschaft zu Verena kann uns allen gefährlich werden«, fuhr Grandma fort. »Nicht, weil Verena ein schlechter Mensch wäre, sondern weil sie mit einer Großmutter zusammenlebt, die mit Sicherheit nichts Gutes im Schilde führt. Wir wissen nicht, was Verena ihr erzählt. Glenda ist eine grausame und berechnende Frau, und sie benutzt Verena, um uns auszuspionieren. Es gibt etwas, das Glenda herausfinden will, um uns zu schaden. Wir wissen nicht, was es ist, oder was sie tun wird, wenn sie es erst einmal herausgefunden hat, aber ich bin sicher, dass Verena Teil ihres Plans ist.« Grandma runzelte die Stirn. »Das alles ist kompliziert, und ich verstehe, dass du hin- und hergerissen bist. Du willst Verena gegenüber nicht unfair sein, aber du kannst ihr auch nicht wirklich vertrauen. Wenn sie herausbekäme, dass du magische Kräfte hast, wer weiß, was dann passieren würde? Du siehst also, Marina, es gibt gute Gründe dafür, dass Flame sich bedroht fühlt.«
Tränen rollten Marinas Wangen hinunter. Grandma reichte ihr ein Taschentuch.
»Da ist noch etwas«, sagte Grandma. »Mrs Duggery glaubt, dass die Magie, die Cantrip Towers normalerweise schützt, sich gegen das Haus gewendet hat. Deswegen hat das Dach plötzlich so viele merkwürdige Löcher.«
»Was könnte der Grund dafür sein?«, fragte Marina mit weitaufgerissenen Augen.
»Ich denke, es hat etwas damit zu tun, dass ihr Mädchen keine Einheit mehr seid.«
Marina starrte auf ihre Hände.
»Es ist wichtig, dass ihr Frieden schließt«, fuhr Grandma fort. »Oswald hat es auf unser Haus abgesehen und wird euren Vater weiter unter Druck setzen. Wenn das Dach über uns zusammenbricht, werden wir womöglich verkaufen
müssen
.«
»Nein!«, schrie Marina auf.
»Verena wird den Sommer bei ihrer Mutter verbringen. Nutze die Zeit, um auf deine Schwester zuzugehen. Flame vermisst deine Freundschaft gerade sehr.«
Marina nickte abwesend. Sie faltete ihr Taschentuch in immer kleinere Vierecke.
»Magische Kräfte zu haben ist mit großer Verantwortung verbunden, Liebes«, sagte Grandma. »Du musst dir klarwerden, was wirklich wichtig ist – und wer. Du musst lernen, das Wesentliche zu erkennen.«
»Was meinst du damit?«
»Das Wesentliche zu erkennen bedeutet, den Dingen auf den Grund zu gehen und sie so zu sehen, wie sie wirklich sind. Es bedeutet, daraufhin die richtige Entscheidung zu treffen«, erklärte Grandma.
»Heißt das, ich habe bei Verena das Wesentliche nicht erkannt?«
»Du bist erst zwölf Jahre alt, Liebes«, sagte Grandma und legte ihren Arm um Marinas Schulter. »Niemand erwartet von dir, dass du alles richtig machst. Das Leben ist ein ewiges Lernen. Man hört nie damit auf, selbst in meinem Alter. Du bist ein sehr nettes, liebes Mädchen, und ich kann gut verstehen, dass du Verenas Freundin sein willst. Unter normalen Umständen wäre an einer Freundschaft zu ihr ja auch nichts auszusetzen. Aber wir Cantrips sind nun mal nicht normal
,
und wenn du deine magischen Kräfte behalten willst, wirst du im Leben Entscheidungen treffen müssen, die anderen Menschen erspart bleiben. Deswegen ist es so wichtig, dass du erkennst, was und wer für dich wirklich zählt. Du hast Glück, denn du hast eine Familie, die dich liebt, und ein wundervolles Zuhause. Aber du und ich wissen, dass das Leben dir eine Verantwortung übertragen hat, die von Zeit zu Zeit eine große Bürde sein kann. Auch wenn die Leute, die dich unbeschwert im Garten von Cantrip Towers spielen sehen, davon nichts ahnen.«
Marina kuschelte sich eng an ihre Großmutter.
»Es tut mir so leid«, schluchzte sie. »Ich wollte niemandem wehtun.«
»Das weiß ich doch, Liebes.« Grandma strich Marina sanft über das schwarze Haar.
»Ich glaube, Verena fühlt sich oft sehr einsam.«
»Da hast du bestimmt recht. Es ist sehr traurig, dass ihre Mutter fortgegangen ist. Es muss schrecklich sein, mit so einer Großmutter unter einem Dach zu leben. Aber man kann nie wissen, vielleicht verschwindet Glenda ja eines Tages, und wir können wieder in Ruhe und Frieden leben. Und dann könnt ihr Freundinnen sein, du und Verena. Wenn du dir das wünschst, träum davon. Du musst es dir erträumen, damit es tatsächlich wahr wird. Lass deine Träume Wirklichkeit werden.«
»Meine Träume Wirklichkeit werden lassen. Das gefällt mir«, sagte Marina. Sie
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