und der magische Stein
jemals wieder eine solche Summe Geld angeboten bekommen. Es ist ein sehr merkwürdiges Gefühl.«
»Wenn es hart auf hart kommt, könnten wir doch ein paar der Gemälde verkaufen«, schlug Mum vor.
»Auf gar keinen Fall!«, protestierte Dad entrüstet. »Das dürfen wir nicht tun. Die Porträts haben schließlich keinen großen finanziellen Wert. Aber für uns sind sie unersetzbar. Die Sammlung ist Teil von Cantrip Towers.« Dann fügte er trocken hinzu: »Abgesehen davon würde Sidney mir das nie verzeihen.«
Mum und Grandma lächelten.
»Wir werden einen anderen Weg finden müssen«, sagte Dad entschlossen.
Sie sannen darüber nach, während sie den Tisch abräumten. Dann gingen sie gemeinsam auf den Dachboden.
»Hast du eigentlich den Dachdecker angerufen, Colin?«, fragte Mum.
»Ja, er hat zwar in den nächsten zwei Wochen keine Zeit, aber er meldet sich, sobald er eine Lücke im Terminkalender findet«, erwiderte Dad.
Er führte Mum und Grandma in das Zimmer am Ende des Ostflügels. Überall waren die Wände tropfnass.
»Das ist seltsam«, sagte Mum und strich mit der Hand über eine der Wände. »Es hat seit Wochen nicht geregnet. Wo kommt das ganze Wasser nur her?«
»Das habe ich mich auch schon gefragt«, sagte Dad.
»Es ist, als hätte sich das Schicksal gegen uns gewandt«, murmelte Mum.
Grandma betrachtete die Wand voller Sorge. Wir brauchen einen Plan, dachte sie. Wir müssen dieser bösen Magie ihre Macht nehmen. Glendas Gesicht fuhr ihr durch den Kopf. Sie sah die schmale Nase, das spitze Kinn und den hasserfüllten Blick ihrer Rivalin vor sich.
Grandma hob entschlossen den Kopf und drückte die Schultern durch. Einen Moment lang wirkte sie wie eine Kriegerin. Du wirst Cantrip Towers nicht bekommen, Glenda Glass!, dachte sie. Weder jetzt noch in Zukunft. Nur über meine Leiche.
Dann sagte sie spontan: »Ich denke, ihr solltet sehr gut überlegen, bevor ihr auf Oswalds Angebot antwortet.«
Mum und Dad sahen sie überrascht an.
»Ich bin sicher, das Dach lässt sich reparieren, Colin«, fuhr Grandma fort. »Schon bald wird das Glück wieder auf unserer Seite sein, das spüre ich in meinen alten Knochen.«
»Ich hoffe wirklich, du hast recht, Mum«, sagte Dad zweifelnd.
Nach ihrem Ausflug auf den Dachboden ging Grandma in ihren Wohnbereich im ersten Stock des Hauses. Sie hatte ein großes Schlafzimmer und ein Wohnzimmer. Die Räume strahlten eine schlichte Eleganz aus. Grandma besaß einige exquisite Möbelstücke. Sie waren eine Erinnerung an die gemeinsame Zeit mit ihrem Ehemann Sheldon, als Geld noch im Überfluss vorhanden gewesen war. Doch dann hatte das Leben Marilyn Cantrip übel mitgespielt.
Als Colin und Ottalie nach ihrer Hochzeit Cantrip Towers zu ihrem Wohnsitz gemacht hatten, waren Marilyn und Sheldon nach Südfrankreich gegangen. Das wärmere Klima hatte Sheldons Gesundheit gutgetan, und sie verbrachten einige glückliche Jahre dort. Sheldon hatte sein Vermögen mit nach Frankreich genommen und es der Obhut eines befreundeten Rechtsanwalts anvertraut, den auch Grandma gut kannte. Sie trafen Pierre oft bei gesellschaftlichen Anlässen. Er schien ein netter Mann zu sein, und Sheldon war überzeugt davon, dass er ein anständiger Kerl war.
Als Sheldon plötzlich starb, war es Pierre, der sein Testament vollstreckte. Es besagte, dass Colin Cantrip Towers erben sollte, und Grandma das ganze Geld. Grandma und Sheldon waren sich einig gewesen, dass im Falle ihres Todes das Vermögen zu gleichen Teilen an Colin und seine jüngere Schwester Anne gehen sollte. Diese hatte einen Australier geheiratet und lebte mit ihrer Familie in Sidney.
Dann passierte etwas sehr Merkwürdiges: Innerhalb von einer Woche nach Sheldons Tod und der Testamentsvollstreckung starb auch Pierre, der Anwalt. Er war ein kerngesunder Mann gewesen. Sein Tod – offenbar ein Herzinfarkt – kam für alle vollkommen überraschend. Und dann passierte etwas noch viel Merkwürdigeres.
Während sie noch krank vor Kummer über Sheldons Tod war, musste Marilyn feststellen, dass ihr Erbe sich in Luft aufgelöst hatte. Sheldons Konten waren leergeräumt worden. Sein gesamtes Vermögen war verschwunden. Ihr blieben nur ihre eigenen Ersparnisse, die sie auf einem anderen Konto angelegt hatte.
Wohin um Himmels willen, war das Geld verschwunden? Die Polizei begann zu ermitteln. Man vermutete, dass Pierre Marilyn Cantrip in den Tagen vor seinem Tod um ihr Erbe betrogen hatte und das Geld irgendwie auf die Seite
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