… und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition)
Ganze auch noch länger als nur ein paar Minuten täglich?“ In seiner Stimme lag eine nie gekannte Bitterkeit. Elizabeth bedauerte, das Thema angesprochen zu haben, und wollte sich gerade für ihre Neugierde und Gedankenlosigkeit entschuldigen, als Daniel deutlich sanfter fortfuhr: „Abgesehen davon sind es seltsamerweise kleine Dinge, die mir am meisten fehlen.“
„Was zum Beispiel?“
Er zögerte einen Moment. „Den Duft frischen Kaffees. Warme Sommersonne auf der Haut und Wind in den Haaren … Gitarrespielen. Mit den Jungs im Park Fußball spielen und hinterher im Pub feiern. Den Geschmack eines frisch gezapften Bieres … Scones bei Annie´s ...“
Die Liste brachte sie zwar zum Schmunzeln, gleichzeitig machte sie Elizabeth aber auch unglaublich traurig. Sie wusste nicht, ob sie Daniels Situation jemals gänzlich erfassen würde, doch eben war sie dem ein gutes Stück näher gekommen.
Sie begann zu erahnen, was es hieß, sein Leben verloren zu haben. Nicht nur einen soliden, warmen Körper mit einem schlagenden Herzen, sondern Millionen kostbare Augenblicke, Begegnungen und Sinneseindrücke, die ein menschliches Leben so einzigartig und besonders machten.
Und dennoch strahlte Daniel die meiste Zeit über diese ansteckende Lebensfreude aus, für die sie ihn so sehr liebte. Woher nahm er nur die dazu nötige Kraft und Zuversicht? War es denkbar, dass hauptsächlich sie es war, die ihm die erforderliche Stärke verlieh? Oder war das vielleicht doch zu anmaßend?
Die B-Seite der Platte war zu Ende, und Elizabeth erhob sich, um ein neues Album herauszusuchen. Da die Sonne mittlerweile schon recht tief stand, es bis zum Sonnenuntergang also nicht mehr lange hin sein konnte, entschied sie sich für eine Platte mit Blues-Balladen.
Als sie sich aus der Hocke aufrichtete und umdrehte, stand Daniel vor ihr. „Tanz mit mir, Liz“, bat er und legte seine schwerelosen Hände auf ihre Hüften.
Lächelnd machte sie noch einen kleinen Schritt auf ihn zu und berührte sachte seine Schultern. Mit Daniel zu tanzen funktionierte erstaunlich gut, fast, als ob ein unsichtbarer Magnet sie zusammenhielt und dafür sorgte, dass sie sich perfekt aufeinander abgestimmt bewegten. Langsam drehten sie sich im Kreis und wiegten sich sanft im einschmeichelnden Rhythmus der Musik.
Seine Augen waren warm und tief, glasklare grüne Juwelen, in denen sich Elizabeth ein weiteres Mal zu verlieren drohte. Dann senkte Daniel den Blick und schob die Hände auf ihren Rücken. Bis gerade eben war das vertraute Kribbeln seiner Berührung eher beruhigend und entspannend gewesen, doch nun hatte es etwas überaus Erregendes. Mit seinem Mund und seiner Nasenspitze strich er über ihr Gesicht, ihre Schläfe, ihren Hals hinab zur Schulterbeuge, wo er einen Moment innehielt und murmelte: „Ich wette, du duftest aufregend.“ Dann wanderte er wieder hinauf zu ihrem Ohr. Auch wenn seine Lippen eher winterlich kalt waren, das Echo, das sie auf ihrer Haut hinterließen, war brennend heiß.
Elizabeth konnte sich beim besten Willen nicht mehr auf das Tanzen konzentrieren, kam prompt aus dem Takt und blieb wankend auf der Stelle stehen. Seine Hand wanderte an ihrer Wirbelsäule empor bis zum Nacken. Sie fühlte jeden einzelnen Finger, gleichzeitig spürte sie aber auch seine kitzelnden Lippen, und ihre Hände auf seinen Schultern trafen nach wie vor auf zarten Widerstand.
„Das mit der Konzentration bekommst du mittlerweile wirklich gut hin, Danny. Wenn du so weitermachst, brauchen wir bald nicht mehr darauf zu warten, dass die Sonne am Horizont steht, um ...“ Vielsagend hob sie eine Augenbraue.
„Na, wenn das kein Ansporn ist.“
Ein wohliger Schauer jagte ihren Rücken hinunter in tiefere Regionen, als seine Finger durch ihre Haare streiften und er sie spielerisch küsste, neckend und immer nur kurz, mal mit der Zungenspitze, mal mit den Lippen. „Warum legst du dich nicht hin?“, raunte er und entließ sie aus seiner Umarmung.
In einer fließenden Bewegung entledigte sich Elizabeth ihres T-Shirts. Einladend lächelnd legte sich auf den Teppich.
„Vielleicht solltest du auch gleich den Rest loswerden“, schlug er vor und setzte sich neben sie. „So viel Stoff stört doch nur.“
„Haben wir es heute besonders eilig, Detective?“, fragte missbilligend. Gleichzeitig schlüpfte sie aber möglichst elegant aus ihren Sachen.
„Glaub mir, Baby“, erwiderte Daniel, während er sie lächelnd beobachtete, „wenn ich mich persönlich
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