… und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition)
aussehender Teenager, sagst du?“ Die Neuigkeiten versetzten den Detective hörbar in Aufregung. „Hat Danny eine Idee, wer das gewesen sein könnte?“
„Nein, hat er nicht“, entgegnete Elizabeth. „Aber wir sind ziemlich sicher, dass er einer der drei Angreifer war.“
„Ich werde die Nummer gleich den Spezialisten beim Yard geben. Ich melde mich, sobald ich was habe. Übrigens bin ich gerade an den Mordserien bis zurück ins Jahr 1955 dran. Könnte sein, dass wir da auch eine interessante Spur haben. Ich komme morgen vorbei, wenn das in Ordnung ist, und erzähle euch die Details.“
Auf dem Heimweg erinnerte Daniel Elizabeth natürlich an den Plattenspieler, woraufhin sie einen kurzen Zwischenstopp in einem Elektroladen einlegten. Elizabeth war entsetzt, wie viel Geld man für eine so überholte Technik ausgeben konnte. Doch schließlich einigten sie sich auf ein Gerät in der mittleren Preisklasse, dessen Verpackung sie kaum im kleinen Kofferraum des Oldtimers unterbrachte, und setzten ihren Weg nach Southwark fort.
Während der Fahrt klippte sich Elizabeth ihr Headset ans Ohr und telefonierte erst mit Jennifer und dann mit Vivian, um sich zu vergewissern, dass ihre Freundinnen nach dem Überfall gestern Nacht sicher nach Hause gekommen waren. Jennifer hatte sich wieder beruhigt und war ihrerseits sehr in Sorge um Elizabeth, doch Vivians Wut schien noch lange nicht verraucht zu sein.
„Ich will im Moment nicht darüber reden“, sagte sie, und Elizabeth konnte die zusammengebissenen Zähne und die geballten Fäuste förmlich vor sich sehen. „Ich rufe dich nächste Woche an. Dann unterhalten wir uns darüber, was passiert ist und was du vor mir verheimlichst.“ Das klang verdächtig nach einer Drohung, fand Elizabeth, und sie hoffte sehr, dass ihre Freundschaft mit Vivian durch diese Geschichte nicht ernsthaft in Gefahr war.
Sobald sie zu Hause angekommen waren, baute sie unter Daniels mehr oder weniger geduldigen Anleitung den Plattenspieler auf und schloss ihn an die Boxen ihrer Stereoanlage an. Nach erfolgreicher Arbeit bereitete sie sich einen Tee und ein Sandwich zu, legte das Album einer 70er-Jahre Soulband auf, von der sie zwar noch nie etwas gehört hatte, aber deren Name und Cover sie ansprachen, und machte es sich auf dem Teppich neben dem Sofa gemütlich, ihren Rücken gegen das Seitenteil der Couch gelehnt. Daniel ließ sich neben ihr auf dem Rücken nieder und legte den Kopf in ihren Schoß. Die Hände faltete er über seinem Bauch.
Elizabeths Muskeln verkrampften sich. Traumatische Bilder vom letzten Mal, als sie seinen Kopf in ihren Schoß gebettet hatte, flammten vor ihrem inneren Auge auf. Die Erinnerung daran, wie er in ihren Armen verblutet war, an seine glasigen und am Ende leeren Augen, an das viele Blut auf seiner Brust und an ihren Händen, ließ sie erbleichen und bebend nach Luft schnappen.
Verdutzt sah Daniel zu ihr auf. „Was ist?“
Elizabeth schluckte und hatte sich einen Augenblick später wieder halbwegs im Griff. „Gar nichts“, versicherte sie ihm. Mit einem wackligen Lächeln beugte sie sich zu ihm hinab und hauchte einen Kuss auf seine Stirn, unendlich dankbar, ihn sicher und wohlbehalten bei sich zu haben. Langsam und ganz sachte zeichnete sie die Konturen seiner Züge mit ihrem Zeigefinger nach.
Zufrieden lächelnd schloss Daniel die Augen. Während sie Musik hörten, sang er entweder leise mit oder erzählte ihr etwas über die Band, die verschiedenen Arrangements oder die Hintergründe eines Songtextes. In dieser Weise verbrachten sie die gesamte Zeit, bis die A-Seite der Platte abgespielt war.
„Schallplatten sind unpraktisch“, murrte Elizabeth, als sie aufstehen musste, um die Platte zu wenden.
„Schallplatten haben im Gegensatz zu CDs eine Seele“, widersprach Daniel. Sobald sie zurück an ihren Platz kam, legte er seinen Kopf abermals auf ihren Oberschenkeln ab. „Und sie halten für die Ewigkeit.“
Apropos Ewigkeit … „Mir geht nicht aus dem Kopf, was Kim heute gesagt hat“, begann Elizabeth leise.
Daniel öffnete die Augen und sah sie stirnrunzelnd an.
„Über den Himmel“, fuhr sie fort. „Dass auf der anderen Seite das Paradies auf dich wartet, und es in dieser Welt keine Träume mehr für dich gibt.“
„Liz“, flüsterte Daniel. „Kim hatte keine Ahnung, wovon sie da redet.“ Er setzte sich auf und stützte sich dabei auf einen Arm. Sein Gesicht brachte er auf Handlänge vor ihres. „Ich sagte doch, was auch immer auf
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