… und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition)
für Justin.“
Daniel zuckte nur mit den Achseln. „Außerdem ist wegen mir Tonys Date mit Sue geplatzt.“
„Oh nein! Das war gestern? Er hatte sich doch so darauf gefreut!“
Ein Vierton-Signal erklang, und mit einem Summen und einem Klicken wurde die Tür entriegelt.
„Frühstück!“, flötete Fergie und warf sich einen Morgenmantel über. „Wir haben zehn Minuten. Dann müssen wir aus dem Zimmer sein.“
„Sehen wir zu, dass wir dich hier schnellstmöglich ganz raus bekommen“, flüsterte Daniel. „Geh mit Fergie frühstücken, ich sehe mir in der Zwischenzeit die Ausgänge und die Überwachungsanlagen an.“ Bevor er verschwand, schloss er sie noch einmal erleichtert in die Arme.
Nachdem er weg war, stellte Elizabeth seufzend fest, dass ihr weder Socken noch Schuhe noch ein Morgenmantel zur Verfügung standen. Also tappte sie Fergie barfuß und nur mit Pyjamahose und T-Shirt bekleidet hinterher in den Waschraum, wo es lediglich Waschbecken und Toiletten, aber keine Duschen und nur einen einzigen kleinen Spiegel gab. An der Wand neben der Tür stand mit verschränkten Armen eine Schwester und hatte ein Auge auf die Frauen im Waschraum.
Elizabeth wusch sich die geschundenen Hände und spritzte sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Auf dem Weg nach draußen warf sie einen ängstlichen Blick in den Spiegel und wurde nicht enttäuscht. Sie sah aus, als gehörte sie durchaus in diese Anstalt. Ihr Gesicht, ja selbst ihre Lippen waren kalkweiß, die Augen verquollen und blutunterlaufen. Einige ihrer dunklen Locken fielen ihr ins Gesicht, der Rest stand wirr vom Kopf ab.
Wenn hier jemand das Gespenst ist, dann wohl ich , dachte Elizabeth, während sie erfolglos versuchte, mit den Fingern ihre Haare zu bändigen. Es grenzte an ein Wunder, dass Daniel nicht einfach schreiend verschwunden war, als er sie so gesehen hatte.
Gemeinsam mit Fergie verließ sie den Waschraum und ging in den Speisesaal, wo etwa fünfzig Frauen und Männer an Sechsertischen ihr Frühstück einnahmen. Fröhlich grüßte Fergie jeden, dem sie begegnete mit Namen. Die Atmosphäre war beklemmend, auch wenn man versuchte, mit pastellfarbenen Wänden und bunten Bildern für eine freundliche Stimmung zu sorgen. Doch die hochgelegenen, vergitterten Fenster alleine reichten aus, um der positiven Wirkung der Pastellwände erfolgreich entgegenzuwirken. Die Insassen taten ein Übriges: Viele der Patienten stierten einfach nur auf ihr Tablett, manche murmelten oder wimmerten leise vor sich hin, und immer wieder hörte Elizabeth auch lautes, hysterisches Lachen oder gar Schreie. In jeder Ecke gab es Überwachungskameras. Darüber hinaus drehten drei weiß gekleidete Pfleger zwischen den Reihen ihre Runden.
Jede Minute, die sie hier verbringen musste, würde eine Minute zu viel sein.
Sie schlang ihre Arme um den Oberkörper und folgte Fergie mit eingezogenem Kopf zur Essensausgabe, wo man ihr ein Tablett mit Tee, Toast und Rührei reichte. Dann suchten sie sich einen Tisch in der Ecke aus, wo bereits eine winzige, etwa fünfzigjährige Frau mit rötlich braunen Haaren saß und mit ihrem Essen spielte.
„Guten Morgen, Moira. Ist das nicht wieder ein wunderbarer Tag?“
Fergies immerwährende Fröhlichkeit begann Elizabeth mächtig auf die Nerven zu gehen. Sie fragte sich, ob das zu Fergies Krankheitsbild gehörte, oder eine Auswirkung der Medikamente war.
„Hi“, sagte sie leise, als sie das Tablett auf den Tisch abstellte, doch Moira sah nicht auf, sondern stocherte nur weiter in ihren Rühreiern herum.
„Denk dir nichts, Beth“, meinte Fergie. „Moira redet nie.“ Nachdenklich legte sie den Kopf auf die Seite. „Eigentlich bin ich mir nicht mal sicher, ob sie überhaupt etwas hört.“
Hungrig schob Elizabeth einen Löffel voll Rührei in den Mund und hätte ihn fast wieder ausgespuckt. Himmel, das war kein Rührei, das war Tapetenkleister! Schnell spülte sie ihn mit einem Schluck Tee hinunter, der den widerlichen Geschmack im Mund nicht wirklich verbesserte. Nachdem sie die gesamte Tasse geleert hatte, wandte sie sich leise an ihre Zimmergenossin. „Sag mal, Fergie, weißt du eigentlich, wer … oder besser, was Danny ist?“
„Was meinst du? Er ist dein Freund. Und er ist nett, oh ja. Und ziemlich süß, wenn ich das mal so sagen darf.“
Elizabeth musste schmunzeln. „Ja, das ist er. Aber ist dir klar, dass er … anders ist?“
„Wir alle hier sind anders. Wir sind besonders.“
„Und du wunderst dich gar nicht, wie
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