… und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition)
wären nach Italien gereist, einfach ins Blaue. An einem lauen Abend in Venedig, nach einem fantastischen Essen und gutem Wein, wären wir bei Sonnenuntergang über den Markusplatz geschlendert, umgeben von tausend Tauben, und ich hätte dich in den Arm genommen und dich gefragt, ob du meine Frau werden willst.“
„Danny …“ Sprachlos sah Elizabeth ihn an. Tränen stiegen in ihre Augen, von denen sie genau wusste, dass sie sie nicht zurückhalten konnte. Ihr Herz begann zu rasen, und der Schmerz in ihrer Brust wurde fast unerträglich.
„Sch ...“ Daniel neigte den Kopf und gab ihr einen zarten Kuss. „Ich wollte nur, dass du es weißt.“
„Ich hätte ja gesagt“, hauchte sie gegen seine Lippen, und aus dem zarten Kuss wurde ein leidenschaftlicher. Seine Finger streichelten über ihr Gesicht, doch sie vermochten die brennenden Tränen nicht fortzuwischen. Sie kühlten sie lediglich und lenkten sie in eine andere Richtung.
„Ich liebe dich“, sagte sie fast flüsternd, als er seinen Kopf wieder etwas hob. Sie hatte sich doch vorgenommen, es ihm heute so oft wie möglich zu sagen.
„Ich liebe dich auch, mein Engel. Jetzt und für immer.“
„Versprich mir das. Dass du mich immer lieben wirst. Egal was passiert.“
Für einen kurzen Moment spiegelte sich Verwirrung in seinen Zügen, doch dann lächelte er und sagte: „Elizabeth, Liebe meines Daseins, ich verspreche dir, dass sich meine Gefühle für dich niemals ändern werden. Weder in dieser Welt noch in der nächsten.“
Auch wenn er nicht wissen konnte, was er ihr da eigentlich versprach, so beruhigte es Elizabeth doch ein kleines bisschen. Hoffentlich würde er sich auch morgen noch daran erinnern …
Am späten Nachmittag, nachdem Elizabeth doch noch einen Scone gegessen hatte, verließen sie den Park und steuerten den Pub an, den Daniel erwähnt hatte. Er lag auf halber Strecke zwischen Hempstead Heath und seiner Wohnung. Auf dem Weg erzählte Daniel kleine Geschichten zu der Gegend, über die Geschäfte, die Menschen und auch ein paar interessante historische Fakten.
Der Name des Pubs war The Mighty Midget , und sein Inneres war so originell wie der Name. In der Mitte des Gastraums stand der Stumpf einer riesigen Eiche und diente als Stehtisch. Die eine Hälfte der Wände war so dicht mit Polaroid-Aufnahmen der Stammgäste bedeckt, dass kaum noch etwas von der Holzvertäfelung zu sehen war, während die andere Hälfte handbeschriebene Notenblätter zierte. Elizabeth bestellte sich ein Cider und betrachtete zusammen mit Daniel die Fotos. Zu vielen konnte er lustige Anekdoten erzählen und auf nicht wenigen war er selbst zu sehen. Auch Wood entdeckte sie immer wieder, und ein paarmal sogar Susan.
Dann zeigte er ihr ein Notenblatt und erklärte: „Das ist von mir. Ein frühes Werk sozusagen. Ich glaube, wir haben es nur einmal vor Publikum gespielt. Im Keller gibt es einen Raum, der manchmal für kleinere Konzerte genutzt wird. Ein paar der Bands, die hier aufgetreten sind, sind später groß rausgekommen.“ Gleichgültig hob er die Schultern. „Wir leider nicht.“
Nach dem Besuch des Mighty Midget spazierten sie noch eine Weile durch Daniels alte Nachbarschaft. Am Schaufenster eines Reisebüros blieb er stehen und fing wieder an, vom Reisen zu sprechen. Elizabeth nickte nur und sagte nichts dazu.
Je mehr sich der Tag dem Ende zu neigte, desto brennender wurde der Schmerz und desto weniger gelang es ihr, ihn zu ignorieren. Sie wollte nicht, dass dieser Tag, ihr Tag, jemals endete, doch gleichzeitig fürchtete sie unter der Last dessen, was bevorstand, bald zusammenzubrechen. Vielleicht war es ja besser, zurück nach Kensington zu fahren.
„Ich weiß den perfekten Platz für den Sonnenuntergang“, sagte Daniel plötzlich.
„Ja? Wo?“
„Lass dich überraschen“, lächelte er. „Aber wir müssen uns ein wenig beeilen.“
„Na dann mal los“, sagte sie, mehr als bereit, das Ende des Tages weiter hinauszuzögern. Mit weit ausgreifenden Schritten machten sie sich Richtung Norden auf, und als Elizabeth bereits von fern das UFO-artige Gebäude erspähte, wusste sie, wohin Daniel sie führen würde.
Als sie vor dem Arsenal-Stadion ankamen, stand die Sonne nur noch eine Handbreit über dem Horizont. Schalk stand Daniel ins Gesicht geschrieben, als er fragte: „Wärst du einem kleinen Einbruch gegenüber sehr abgeneigt?“
„Was kann schon dabei sein, wenn mir ein Hüter des Gesetzes die Türen öffnet“, entgegnete sie
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