und der tanzende Derwisch
basta!«
Mrs. Pollifax sagte ruhig: »Ich verstehe Ihre Überraschung, daß man Ihnen in letzter Minute eine Tante aufdrängt, Mr. Janko — obwohl ich jetzt durchaus verstehen kann, weshalb -, aber ich bin sicher, Sie verstehen auch meine Überraschung, daß Sie ein so ungehobelter und unangenehmer Mensch sind. Offenbar wird uns beiden nichts anderes übrigbleiben, als das Beste aus einer so unguten Situation zu machen.«
»Unmöglich! Ich denke gar nicht daran!«
»Sie sind sehr stur.«
»Nein - selbständig. Geben Sie mir jetzt die Fotos!«
Mrs. Pollifax musterte ihn nachdenklich. »Nein, ich glaube nicht«, entgegnete sie brüsk. »Tatsächlich sehe ich keine andere Lösung, als die Bilder zu behalten, denn solange ich sie habe, brauchen Sie mich.«
»Das würden Sie nicht wagen!«
»Meinen Sie?«
»Erpressung?«
Sie sagte freundlich: »Ja, ich glaube, so könnte man es nennen.«
Sein Blick fiel auf ihre Tasche, und sie wußte genau, was er dachte; dann schweifte er durch das Zimmer und kehrte abschätzend zu ihr zurück. Auch jetzt erriet sie seine Gedanken und wappnete sich. Er war wütend genug, Gewalt anzuwenden, und sie war bereit, sich zu wehren.
Der Moment verging. Janko zuckte die Schultern und sagte barsch: »Wir vergeuden Zeit.«
»Stimmt«, bestätigte sie, »besonders da die erste Person, die überprüft werden soll, sich hier in Fes befindet, in der Medina.«
Er wirkte überrascht. »In Fes?«
»Ja.«
»Würden Sie die Freundlichkeit haben, nachdem das geklärt ist, mir zu verraten, wohin es dann geht? Wenn ich chauffieren soll, muß ich Karten studieren und eine Route planen«, sagte er sarkastisch. »Oder möchten Sie auch das übernehmen?«
Ruhig antwortete sie: »Die nächste Person, nach Fes, ist in Er Rachidia.«
»Danke«, sagte er verbittert. Er schlug eine große Straßenkarte auf und studierte sie. »Dann geht die Reise also südwärts. Aber in Er Rachidia gabelt sich die Straße, sehen Sie?« Er zeigte ihr die Karte. »Bleiben wir auf der Route 32 und fahren westwärts, oder südwärts weiter nach Erfoud?«
Widerwillig sagte sie: »Erfoud.«
»Gut. Nach Erfoud sind es etwa vierhundertzwanzig Kilometer, das sollten wir in einem Tag schaffen können. Aber nicht heute. Ich schlage vor«, sagte er spöttisch, »daß wir unsere Zimmer hier bis morgen behalten und dann Er Rachidia und Erfoud morgen erledigen, außer natürlich, Sie ...?« Er zog eine Braue hoch.
»Sarkasmus ist unnötig«, sagte sie. »Es scheint mir ein sehr vernünftiger Plan zu sein, mit dem ich durchaus einverstanden bin, vor allem, da...« Sie blickte auf ihre Armbanduhr. »Vor allem, da es bereits Nachmittag ist und wir hier zu tun haben. Wenn Sie mich entschuldigen, gehe ich jetzt in mein Zimmer, ziehe bequeme Schuhe an und bin in fünf Minuten wieder hier.«
»Hoffentlich mit den Fotos«, brummte er.
»Mit einem.« Sie nickte und verließ ihn. Seine Veränderung von Wut zu Sarkasmus hatte sie nicht im geringsten täuschen können. Sie würde auf der Hut sein müssen. Wie ärgerlich! Sie seufzte, aber sie durfte auf keinen Fall vergessen, daß er tatsächlich einen flüchtigen Moment bereit gewesen war, die Bilder mit Gewalt an sich zu bringen. Ein seltsamer Mann ... Sie glaubte, daß er es nur nicht versucht hatte, weil er nicht sicher gewesen war, ob sie sie überhaupt in ihrer Handtasche hatte. Aber er würde es wieder versuchen, daran zweifelte sie nicht. Sein empörtes und gekränktes Ego ließ nicht zu, daß er so leicht aufgab.
In ihrem Zimmer nahm sie das Foto Nummer eins aus Cyrus' Geldgürtel. Es stellte Hamid ou Azu dar, einen bärtigen Mann mittleren Alters, der einen roten Fes trug und einen gestreiften Kapuzenmantel, eine Dschellabah. Ein Sonnenstrahl fiel auf sein Gesicht und verwandelte die großen Schalen und Tabletts aus Messing, die ihn auf seinem Stand im Souk umgaben, in Gold. Er sah wie ein gewitzter, reicher Kaufmann aus. Aber sie kannte sein Gesicht ja bereits, hatte es sich eingeprägt, noch ehe sie von zu Hause aufbrach, und seine Adresse hatte sie im Flugzeug auswendig gelernt:
Hamid ou Azu
Place es Seffarin, in der Altstadt Fes el Bali
Schöne Messingware.
3
Nach einer, wie Mrs. Pollifax schien, endlosen Debatte wurde ein Führer namens Dasran für den Ausflug in die Medina gemietet. Diese Meinungsverschiedenheit machte ihr klar, wie es bei jedem Halt, den sie machen mußten, weitergehen würde. Sie war durch die Zeitverschiebung ohnehin ein wenig aus dem Gleichgewicht, und die Vorstellung
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