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und der tanzende Derwisch

und der tanzende Derwisch

Titel: und der tanzende Derwisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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ein Ladeninhaber, ein Friseur und ein Teppichhändler. Sie studierte ihre Gesichter lange und eingehend, doch nachdem sie die Fotos in den Umschlag zurückgesteckt hatte, tat sie ihn nicht in ihre Handtasche. Statt dessen suchte sie nach dem alten Geldgürtel, den Cyrus so geliebt und nur zögernd gegen einen neuen ausgetauscht hatte. Sie entdeckte ihn unter seinen Socken in einer Kommodenschublade, und stellte fest, daß ihr Gedächtnis sie nicht getrogen hatte: die drei Geldscheinfächer hatten genau die richtige Größe für die Bilder. Sie holte sie wieder aus dem Umschlag und steckte je zwei Fotos in die beiden äußeren Fächer und drei ins mittlere. Sie würde den Gürtel auf ihrer Reise nach Marokko tragen und ihn erst abnehmen, wenn sie Janko die Bilder sicher aushändigen konnte. Sie lächelte, als ihr bewußt wurde, daß sieben Gesichter für sie zu sieben lebendigen Menschen geworden waren und daß eine Verantwortung auf ihren Schultern lastete.

2
Sonntag
    Während des sechsstündigen Nachtflugs nach Casablanca machte Mrs. Pollifax den Rest ihrer Hausaufgaben. Zwar blieben die Fotos sicher in Cyrus' Geldgürtel, aber sie hatte sich die Namen und Adressen der sieben Informanten auf ein Bla tt Papier notiert und verbrachte eine Stunde damit, sie auswendig zu lernen, dann eine weitere, um die Genauigkeit ihres Erinnerungsvermögens peinlichst zu überprüfen. Als sie ganz sicher sein konnte, daß die sieben Namen und Adressen sich unauslöschlich in ihrem Gedächtnis eingeprägt hatten, zerriß sie die Liste in winzige Stücke und spülte sie in der Toilette hinunter. Erst dann gestattete sie sich zu schlafen. Als das Flugzeug über Casablanca niederging, erwachte sie aus einem etwas unbefriedigenden Nickerchen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, daß es in New York drei Uhr war, doch durch das Fenster sah sie, daß in Casablanca die Sonne längst aufgegangen und ein schöner, sonniger Morgen angebrochen war. Über den Bordlautsprecher erfuhr sie, daß es hier acht Uhr war, und stellte ihre Uhr entsprechend. Sie hoffte, daß das Flugzeug pünktlich war und sie den Anschlußflug nach Fes erreichen würde. Zwei Stunden später - sie fühlte sich ein wenig mitgenommen von der Hast und dem Sprachengewirr - landete ihr Anschlußflug in Fes, und ihre Gedanken beschäftigten sich mit der bevorstehenden Begegnung mit Max Janko. Dabei wurde ihr bewußt, daß sich eine gewisse ungute Spannung eingeschlichen hatte und sie sich unwillkürlich gegen diese erste Begegnung mit Carstairs »Angry young man« wappnete. Nach dem Aussteigen ging sie an den vielen Menschen vorbei, die auf Freunde und Verwandte warteten. Fast alle brabbelten Französisch, alle Hautfarben waren vertreten, von Schwarz bis Beige und Weiß, und nahezu die Hälfte der Männe r hatten buschige schwarze Schnurrbärte. Doch keiner der buschigen Schnurrbärte näherte sich Mrs. Pollifax.
    Sie wartete geduldig mit den beiden Reisetaschen neben sich. Nach etwa dreißig Minuten trat sie an einen Schalter, hinter dem ein junger Mann stand, und besprach mit ihm die Möglichkeit, Mr. Janko ausrufen zu lassen, doch ihr wurde rasch klar, daß der junge Mann sie nicht verstand und dachte, sie suche einen Mr. Ausruf oder so ähnlich. Da gab sie es auf, trug ihre Taschen zur Straße, stieg in ein Taxi und bat, zum Palais Jamai gebracht zu werden.
    Ihr erster Eindruck von der Stadt, durch die sie fuhren, war vage. Sie nahm einen Boulevard mit Bäumen und Blumen an beiden Seiten wahr, gefolgt von schmäleren Straßen, wo die Sonne schräg über alte Mauern fie l, von denen die Tünche abblätterte, da und dort einen Balkon mit feinen Ziergittern und viele Motorräder. Aber viel mehr beschäftigten sie ihre Gefühle, die sich überschlugen. Sie war verwundert, müde, überreizt, argwöhnisch und wußte nicht so recht, ob sie wütend sein sollte, weil Janko sie nicht am Flughafen abgeholt hatte, oder ob sie es philosophisch sehen sollte. Man muß flexibel sein, ermahnte sie sich. Aber Bishop hatte als sicher unterstellt, daß Janko sie abholen würde, und sie konnte sich nicht denken, weshalb er es nicht getan hatte ... Als sie am Palais Jamai vorfuhren, fand sie, daß es herrlich luxuriös aussah, aber im Augenblick interessierte sie sich nicht für diese Pracht; sie zählte lediglich die Dirham für den Taxifahrer und überließ ihre beiden Reisetaschen einem Träger. Nachdem sie sich am Empfang eingetragen hatte, erkundigte sie sich nach der Nummer von Mr. Jankos

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