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und der tanzende Derwisch

und der tanzende Derwisch

Titel: und der tanzende Derwisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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ließ ihren Ärger aufwallen. »Im Reiseführer steht...!«
    »Reiseführer!« höhnte Janko.
    Worauf sie fortfuhr, daß Fes el Bali Jahrhunderte alt und ein regelrechtes Labyrinth sei, und ein einzelner Messinghändler in all den Souks in der Medina einer Nadel in einem Heuhaufen vergleichbar sei.
    »Sie haben eine Touristenmentalität«, sagte er abfällig.
    Ihre Antwort fiel nicht freundlicher aus. »Es ist ja schön und gut, auf niemanden angewiesen sein zu wollen, aber inzwischen haben wir bereits nach eins, und es gibt so etwas wie Effizienz bei der Erledigung einer Aufgabe.«
    Schließlich hatte sie sich durchgesetzt und gewann so wenigstens ein bißchen Ruhe, weil Janko seine schlechte Laune einstweilen nicht an ihr ausließ, sondern an Dasran, der eine Dschellabah über westlicher Kleidung trug und sie anstrahlte. »Ja ja, ich Sie führen zu Place es Seffarin - viel Messing, viel Kupfer - kommen Sie!«
    Sie traten nicht weit vom Hotel durch das Tor Bab Guissa in ein anderes Jahrhundert, in eine mittelalterliche Welt mit Kopfsteinpflaster, schmalen Gassen und Durchgängen, und Mrs. Pollifax' Laune besserte sich sogleich. Souk um Souk lag vor ihnen zu beiden Seiten, von spärlichem Sonnenlicht oben oder schwachem künstlichem Licht unten beleuchtet, doch selbst wenn die Läden wie dunkle Höhlen waren, blendeten doch ihre bunten Farben: über einem Souk hingen riesige Stränge leuchtender Seidenfäden - pink, fuchsienfarbig, purpur, orange zum Trocknen auf Wäscheseilen. Aus dem nächsten Laden schlugen einem die Düfte von Parfüms und Gewürzen entgegen, und es wurden garantiert zauberkräftige Mittel geboten: Baumrinde, Wurzeln, Tränke und Talismane. Sie kamen an Souks mit Zitronen, Mandarinen, Orangen und schwarzen Oliven vorbei, die zu Pyramiden gehäuft waren, und mit Behältern voll rotem Paprika, gelbem Safran und braungrauem Kümmel. Überall herrschte laute Betriebsamkeit, Ware wurde angefertigt, feilgeboten und nach lebhaftem Feilschen verkauft. Eine Biegung der gewundenen Straßen führte sie an Holzschnitzern vorbei, dann an einem Hemdenmacher, der über seine Nähmaschine gebückt dasaß. Limonade und Kuchenstücke gab es an einem Stand gleich neben einem Laden, wo Schafshäute straff über Tonkrüge gespannt waren, um einmal zu Trommelfellen verarbeitet zu werden.
    Mrs. Pollifax, Dasran und Janko bewegten sich in einem steten Menschenstrom: alte Männer in Turban und Dschellabah schlurften neben ihnen, Frauen, von deren Gesichtern unter den schwarzen Schleiern nur die Augen zu sehen waren, trippelten paarweise dahin, und Kinder rannten barfuß über das von Nässe und Dung glitschige Kopfsteinpflaster. In einer besonders engen und sonnenlosen Gasse schrie ein Mann hinter Mrs. Pollifax heftig, »Balek! Balek!« Sie konnte sich gerade noch rechtzeitig genug an die Wand drücken, um nicht von einem eiligen Esel mit riesigen Körben an beiden Seiten niedergetrampelt zu werden. Wo die Gasse breiter wurde, rannte ein Kind an ihnen vorbei, dann hielt es abrupt an und streckte bettelnd die Hand aus.
    Händefuchtelnd vertrieb Dasran das Kind, doch der Vorfall hatte ihn offenbar auf eine Idee gebracht, denn er wandte sich strahlend an die beiden. »Sie wollen sehe n Messingsachen? Mein Vetter verkaufen wunderschöne Messingschalen - kommen Sie! Nur eine Minute -gleich nächste Straße. Auch sehr preiswert!«
    Janko drehte sich um, zog eine Braue hoch und wirkte amüsiert. »Sie wollten es ja nicht anders.«
Derart herausgefordert, sagte Mrs. Pollifax zu Dasran streng: »Wir wollen in die Straße der Messinghändler und bei einem Souk anfangen, der uns im Hotel empfohlen wurde, dem von Hamid ou Azu.«
»Pah!« schnaubte Dasran. »Sie dort werden viel zu viel bezahlen müssen, Sie mir glauben! Mein Vetter...«
Sie sagte fest: »Und wir geben ein sehr gutes Trinkgeld, wenn wir rasch dort ankommen!«
Er war jedoch nur einen Augenblick lang enttäuscht. »Eine Lederhandtasche? Eine wunderschöne Lederhandtasche? Ich haben anderen Vetter, verkaufen Saffianleder ganz billig.«
»Nein!«
Er seufzte. »Wie gut Trinkgeld?« erkundigte er sich und wog die Aussicht darauf gegen die Provision ab, die seine Vettern ihm bezahlen würden.
»Bringen Sie uns zu Hamid ou Azus Laden, dann werden Sie schon sehen.«
Sein Schulterzucken sagte ihr, wie undankbar er es von ihr fand, daß sie die wundervollen Gelegenheitskäufe ausschlug, die er ihr vermittelt hätte; dennoch führte er sie die Gassen auf und ab, bis sie an einer

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