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und der tanzende Derwisch

und der tanzende Derwisch

Titel: und der tanzende Derwisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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fünfzehn amerikanische Dollars.«
» Medehm«, versicherte ihr Dasran inbrünstig, »für fünfzehn amerikanische Dollar ich mich stellen auf Kopf!«
»Doch nur für die Wahrheit«, mahnte sie ihn. »Wird man Ihnen gestatten, zu meinem Zimmer zu kommen, damit Sie mir Bescheid geben können? Nummer 314.«
Er strahlte sie an. »Es geben Möglichkeiten, Medehm. Ich kommen. Zimmer 314.«
Sie wartete oben geduldig und dachte nach. Sie fühlte sich schon fast eine Spur paranoid, aber sie mußte sichergehen. Janko war CIA-Mann, doch Hamid ou Azu war ausgerechnet heute ermordet worden, und das war ein sehr merkwürdiger Zufall.
Obwohl sie bisher geduldig gewartet hatte, rannte sie zur Tür und riß sie auf, als es klopfte. Dasran stand auf dem Gang und machte ein sehr betrübtes Gesicht. »Es tun mir so leid, Medehm«, begann er. »So leid für seine arme Mutter und für Sie. Madani Amar bedienen ihn an Bar und er mir sagen - tun mir so leid -, Ihr Neffe sitzen in Bar ganze Zeit. Über eine Stunde, fast zwei. Er trinken fünf Bier, ein Kaffee.«
»Die ganze Zeit? Sind Sie völlig sicher? Ist sich dieser Madani völlig sicher?«
Dasran seufzte traurig. »Er nicht einmal Toilette gehen, sagen Madani. Auch Madani sagen, er nicht freundlich, haben ihm kein Trinkgeld gegeben. Seine Mutter auch Madani leid tun.«
»Ja«, sagte sie unendlich erleichtert und gab ihm fünfzehn Dollar. »Danke, Dasran.«
»Seine Mutter werden sein sehr traurig?«
»Ja, sie wird sehr traurig sein«, sagte Mrs. Pollifax, sie selber aber war es keineswegs. Sie würde mit einem Flegel reisen müssen, aber wenigstens nicht mit einem Mörder.
Sie blickte Dasran nach, bis er nicht mehr zu sehen war, dann schloß sie die Tür. Jetzt konnte sie das nächste Foto mit der Adresse aus Cyrus' Geldgürtel nehmen.

4
    Mrs. Pollifax schlief, wachte auf, schlief wieder ein und wurde um vier Uhr fünfzehn vom Zimmermädchen mit dem bestellten Frühstück geweckt. Während sie ohne Appetit aß, dachte sie an den gestrigen trübsinnigen Abend, an dem nicht einmal das Fernsehen - ein James-Bond-Film mit französischen Untertiteln
- ihre aufgewühlten Nerven hatte beruhigen können. Sie hatte daran gedacht, Carstairs ein Telegramm zu senden, um ihm Hamid ou Azus Tod persönlich zu melden, auch wenn Janko das als Affront auffassen müßte. Doch sie mußte die Idee aufgeben, als sie durch einen Anruf beim Empfang erfuhr, daß alle Postämter bereits geschlossen hatten. Die Frustration belebte ihren Ärger über Janko wieder, dessen Gleichgültigkeit über den Mord sie entsetzte, und einen flüchtigen Moment hatte sie regelrecht Panik empfunden, sieben Tage lang mit ihm unterwegs zu sein. Sie war solche Feindseligkeit nicht gewöhnt, und einen Augenblick lang hatte sie das Verlangen verspürt davonzulaufen. Nur der aufwallende Ärger über seine Unverschämtheit hatte die Panik vertrieben. Tapfer sagte sie sich, daß die Feindseligkeit sein Problem war, nicht ihres, und daß sie nicht zulassen würde - nicht durfte! -, daß sie das berührte und einschüchterte oder, schlimmer noch, ihr Selbstwertgefühl verringerte. Trotzdem hatte sie nicht gut geschlafen; durch ihre Träume hatte immer wieder ein Mann gespukt, der mit einem Messer im Rücken auf einem Messingtisch lag. Pünktlich um fünf Uhr war sie mit ihren Reisetaschen in der Lobby und hatte bereits die Rechnung bezahlt. Das Foto mit der Adresse des Informanten in Er Rachidia steckte jetzt in ihrer Handtasche. Janko hatte gesagt, sie würden die Stadt am frühen Nachmittag erreichen, und wenn sie ihn fanden und wenn er derselbe wie auf dem Bild war, konnten sie am selben Tag oder vielmehr am Abend auch noch den Informanten in Erfoud überprüfen. Sie ging jedoch kein Risiko ein und behielt das Bild des Mannes in Erfoud im Geldgürtel. Einstweilen genügte, daß sie Er Rachidia erreichten
- wenn auch erst nach einer langen Fahrt -, wo im Café Gharbee ein Kellner sein würde - das hoffte sie zumindest -, der Ibrahim hieß und dem Bild nach ein freundlicher, untersetzter, bartloser Mann war. Auf dem Foto stand er lächelnd, mit grüner Schürze und den Händen auf den Hüften, vor einer Reihe Straßencafétischen.
    Eine Minute später stieg Janko aus dem Fahrstuhl, begrüßte sie mit knappem Nicken, und sie folgte ihm hinaus zu dem kleinen blauen Renault, der für sie bereitgestellt war. Seine ersten Worte waren abfällig. »Was ist das? «
    »Das?« Sie reichte ihm das in Zeitungspapier verpackte Bündel. »Zwei

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