und der tanzende Derwisch
der zweite Informant gefunden und identifiziert war, und hoffte, daß sie heute auch noch den dritten finden würden, den jungen Hotelkellner namens Youssef Sadrati.
Als sie in Erfoud angelangten, war es bereits dunkel und kalt, sehr kalt, so daß Mrs. Pollifax, als sie das Hotel gefunden hatten, sogar noch in dicken Wolljacken fror und sich nach hellen Lichtern und einem warmen Zimmer sehnte. Ihre Ausdauer wurde jedoch nicht belohnt, denn die Eingangshalle des Hotels war nur kärglich möbliert und schwach beleuchtet. Janko hielt sich zurück, als sie sich am Empfang eintrug und Zimmer 306 zugeteilt bekam. Schließlich erschien ein gebeugter kleiner Mann, nahm ihre Taschen und führte sie durch ein Labyrinth kalter Betongänge, bog nach rechts, dann links, und es war so dunkel, als nähme sie an einer Führung durch Katakomben teil. Als Ziel erwies sich ein Innenhof, dessen Mittelpunkt ein noch gefüllter Swimmingpool war. An jeder Ecke strahlte eine eingelassene Lampe ihr schwaches Licht in die Dunkelheit, und diese gespenstische Beleuchtung verlieh dem Wasser ein finsteres, metallisches Glimmen, das ihm scheinbares Leben gab, wie von einem in der Tiefe verborgenen, schrecklichen Geheimnis. Türreihen umgaben das Schwimmbecken und neben jeder Tür war ein Fenster zu sehen.
»Es ist schrecklich dunkel«, sagte sie zu dem Träger. Und unheimlich, fügte sie stumm hinzu. Aber der Mann verstand kein Englisch und nickte nur, als er ihr Zimmer aufsperrte. Mrs. Pollifax warf noch einen Blick auf das gespenstische Wasser Pollifax warf noch einen Blick auf das gespenstische Wasser Watt-Birne ein Bett erhellte, einen Stuhl, ein Wandbrett und ein sich anschließendes winziges Badezimmer.
Sie gab dem Mann ein Trinkgeld, dankte ihm, und als er gegangen war, eilte sie zum Fenster, um den Vorhang zuzuziehen, damit sie den dunklen Hof mit dem stumpfglitzernden Wasser nicht mehr sehen mußte. Es war ja möglich, daß dieses Hotel in einer wärmeren Jahreszeit seinen eigenen Reiz hatte, doch momentan hatte es die Atmosphäre eines verlassenen Sommerlagers. Es gab weder Fernseher noch Telefon in ihrem Zimmer, die Stille war die einer Gruft, und deprimierte sie noch mehr. Aber sie war hungrig und vielleicht würde ein Mahl ihre Lebensgeister wieder wecken. Sie kämmte sich lediglich, dann verließ sie ihr Zimmer, ein bißchen aufgemuntert durch das Licht hinter ein paar ebenfalls zugezogenen Vorhängen. Sie war erleichtert, als sie die Eingangshalle erreichte; keine Geisterhände hatten aus den Gangnischen nach ihr gegriffen; niemand war ihr in der Dunkelheit begegnet; und doch fühlte sie sich merkwürdigerweise verfolgt. Um sich ihre Tüchtigkeit zu beweisen, begab sie sich sogleich an die Theke und ließ sich eine Flasche Mineralwasser geben, das sie zum Zähneputzen benutzen konnte. Mit der Flasche in der Hand marschierte sie in den nebenan liegenden Speisesaal und stellte erfreut fest, daß er hell beleuchtet war und eine größere Gesellschaft Touristen an einem langen Tisch saß.
»Madame gehört zu der Gruppe aus Frankreich?« erkundigte sich ein junger Mann, der ihr entgegengeeilt war. Sie musterte ihn rasch, aber unauffällig. Er trug Kellnerkleidung: schwarze Hose, schwarze Weste, die ihm ein wenig zu eng war, schwarze Krawatte und weißes Hemd. Er hatte ein glattes, eifriges, braunes Gesicht und sanfte dunkle Augen, und sie lächelte ihn freundlich an, denn er war Yo ussef Sadrati - sie hatte ihn gefunden, und es war offenbar alles in Ordnung mit ihm. Wie gern hätte sie ihn beim Namen genannt, ihm die Hand geschüttelt und ihm erzählt, daß sie sein Bild schon den ganzen weiten Weg von Amerika bis hierher bei sich trug; aber sie schüttelte nur den Kopf und antwortete: »Nein, ich bin allein.«
Er führte sie an einen Tisch und erklärte ihr, weshalb sie heute keine Auswahl hatten. »Es gibt leider nur Tajine, das ist Eintopf mit verschiedenerlei Gemüsen und Hammelfleisch«, bedauerte er mit einem Kopfnicken auf die Touristengruppe. »So viele!«
Sie lächelte. »Dann nehme ich Tajine.«
»Vielen Dank, Madame«, sagte er sichtlich erleichtert und eilte zur Küche.
Eine Minute später betrat Janko den Speisesaal und setzte sich an den Tisch in der gegenüberliegenden Ecke. Wahrscheinlich hatte auch er Youssef gesehen und wußte nun, daß er der Richtige war. Er gönnte ihr keinen Blick, und auch sie schaute kein zweites Mal in seine Richtung. Geduldig wartete sie auf ihren Eintopf, doch allmählich wurde dieses
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