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und der tanzende Derwisch

und der tanzende Derwisch

Titel: und der tanzende Derwisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Algerier - weil Algerien einen Hafen am Meer haben will aber das verstehe ich auch nicht so recht, denn Algerien hat doch Häfen am Mittelmeer. Ein anderer sagte, weil Westsahara einmal ein Teil von Marokko war...« Seine Brauen zogen sich noch fester zusammen.
»Ich glaube, ich kann es Ihnen einigermaßen erklären«, sagte Mornajay mit dünnem Lächeln. »Es begann 1956, als Marokko seine Unabhängigkeit von Frankreich erlangte. In einem Ausbruch nationalistischen Eifers erklärte der damalige Führer der Istiklal-Partei, Mohammed Allal Fassi, daß Marokko nie wirklich eine Einheit werden könne, wenn es nicht alle Länder annektiere, durch die Sultane und marokkanische Armeen seit dem fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert gezogen sind.« Trocken fügte er hinzu: »Wenn man die Hunderte von Raubzügen in die Wüste nach Gold und Sklaven mitrechnet und die Handelsniederlassungen, die errichtet und wieder aufgegeben wurden, umfaßt das ein beachtliches Gebiet - beispielsweise besetzten 1599 Marokkaner Timbuktu und hielten es ein paar Jahre lang, aber vernünftigerweise schloß Fassi das wegen seiner Armut und Entlegenheit aus. Er veröffentlichte seine Karte von ›Großmarokko‹, und auch wenn vernünftige Leute diese übertriebenen Ansprüche lächerlich fanden, sah der König das anfangs durchaus nicht, schon gar nicht, weil gegen 1958 seine Beliebtheit nachließ. So unterstützte er Fassis sogenannte Ansprüche auf ein Marokko von der dreifachen Größe des heutigen Territoriums.
Ich sollte erwähnen«, fügte er hinzu, »daß diese Karte von ›Großmarokko‹ nicht nur Westsahara miteinbezieht, sondern auch ein großes Stück von Algerien, ganz Mauretanien und etwa die Hälfte von Mali. Das gefiel Algerien absolut nicht, wie Sie sich vorstellen können. So kam es damals zur Feindschaft, und Algerien bot den Polisarios Zuflucht und unterstützte sie. Denn wenn sich Marokko die Westsahara einverleibt, was dann als nächstes?«
Bartlett starrte ihn entsetzt an. »Aber das ist ja Wahnsinn! Wollen Sie damit sagen, das ist der Grund für diesen Krieg, der schuld an der Armut der Leute hier ist?«
Mornajay tätschelte ihm leicht den Kopf. »Unterschätzen Sie nie den Machthunger, mein lieber Bartlett, er macht die meisten von uns zu Spielfiguren und ist selbst in den entferntesten Winkeln unserer Erdkugel zu finden. Aber entschuldigen Sie mich jetzt bitte, ich möchte losfahren. Und vielen Dank für Ihre Tips.«
»Nichts zu danken. Ich freue mich, wenn ich Ihnen helfen konnte. Was werden Sie sich als erstes ansehen?«
»Oh, ich glaube, solange das Wetter so gut ist, nehme ich mir den Hohen Atlas vor, fahre über den Tizi-n-Tichka und sehe mir Zagora an, ehe ich mich den Fleischtöpfen von Marrakesch widme.«
Bartlett runzelte die Stirn: »Aber der Tizi-n-Tichka wurde gestern wegen Schneefall geschlossen - nun, wahrscheinlich ist er inzwischen bereits geräumt.« Seine Miene erhellte sich. »Da kommen Sie ja auch durch Ouarzazate. Jenkins ist dort im Hotel Riad Salaam, falls Sie sich mit ihm in Verbindung setzen wollen.«
Das war interessant. »In dem Gebiet suchen sie also?«
Als Bartlett nickte, fand er, daß das sogar sehr interessant war. Er winkte Lebewohl und ging. Der Besuch bei diesem jungen Mann hatte ihm recht nützliche Informationen eingebracht, mit denen er sich näher beschäftigen würde, während er über den Tizi-n-Tichka fuhr, um mit seiner eigenen Suche nach Mrs. Pollifax zu beginnen. Mrs. Pollifax ... Er schüttelte den Kopf. Wie erstaunlich, daß sie eine von Carstairs' Agentinnen war und jetzt auch noch einen Auftrag für Atlas durchführte. Es fiel ihm immer noch schwer, sich das vorzustellen, doch er mußte zugeben, wenn sie einen Profi wie ihn getäuscht hatte, war es durchaus möglich, daß sie auch die Leute täuschte, die jetzt hinter ihr her waren. Er fand, daß ihre Bedingungen so schlecht waren wie der Paß hoch, doch nun war es seine Aufgabe, dafür zu sorgen, daß sich ihre Chancen besserten.
Er fragte sich auch, welcher Max Janko in Erfoud getötet worden war.

14
    Als der erste Lichtschimmer auf Ahmad fiel, schlug er die Augen auf und rieb sie mit den Fäusten. Er sah Mrs. Pollifax und setzte sich lächelnd auf. »Guten Tag. Fahren wir jetzt mit Lastwagen?«
    »Auch dir einen guten Tag«, erwiderte sie amüsiert. »Möchtest du eine Orange?«
»Bitte, danke. Fahren wir bald mit Lastwagen?« Er streckte die Arme aus, als lege er sie um ein Lenkrad, und imitierte Motorgeräusche:

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