und der tanzende Derwisch
schönem
symmetrischen Muster in Rot, Gold, Creme und Blau zur Seite.
Dahinter befand sich eine Tür, und als er sie öffnete, sah Mrs.
Pollifax, daß sie zu einem kurzen Sandpfad führte, der an einer
fensterlosen Lehmziegelhütte endete. Sie befand sich
unmittelbar hinter dem Laden, stand jedoch nicht allein. Hinter
jedem der fünf Läden waren Nebengebäude aus dem Boden
geschossen, und rings um sie befand sich ein Labyrinth aus
Mauern und Gassen. Sie dachte: Wir sind zu dritt, und er ist allein; wenn es möglich ist - o Himmel, laß es möglich sein -, können wir den Mann zu Boden werfen und... Aber es war sinnlos, solchen Gedanken nachzuhängen, denn Saleh manövrierte sie sehr geschickt. Er drückte ihr die Pistolenmündung ins Kreuz und nahm, zu Recht, an, daß keiner ihrer zwei Begleiter eine unüberlegte Bewegung machen würde,
die ihren Tod zur Folge haben könnte.
Also wirklich, dachte sie verärgert, ich werde es leid, Pistolen
im Rücken zu spüren; es wird langweilig und versetzt meine
sämtlichen Wirbel in Panik.
Die Hütte hatte eine häßliche und entmutigende eiserne Tür.
Nach einem weiteren barschen Befehl öffnete Sidi Tahar sie und
Saleh stieß die drei hinein. »Hier bleiben Sie!« sagte er
unfreundlich. »Ich rufe jetzt den Sicherheitsdienst an, dann
dann werden Sie sehen.« Er erklärte nicht, was sie sehen
würden, und darüber war sie froh, denn der kleine dunkle Raum,
in den er sie gestoßen hatte, war schon schlimm genug. Er war
wie eine Zelle. Nur durch ein rechteckiges Loch in der Decke,
das vergittert war, fiel ein wenig Licht. Der Boden war
gestampfte Erde, in einer Ecke lag ein Stapel alte Teppiche,
daneben standen ein Eimer, ein Tonkrug und ein Teller, und
daneben lagen ein Kissen und ein Buch.
»Hat er Sie hier gefangengehalten?« fragte Mrs. Pollifax und
deutete mit einem Kopfnicken auf die Teppiche.
»Bismallah, ja. Viele Nächte.«
Mitfühlend sagte sie: »Und die ganze Zeit - o Sidi Tahar,
ahnte niemand, daß Sie gefangengehalten wurden und sich als
Lockvogel in Ihrem Laden sehen lassen und das Geschäft wie
üblich weiterführen mußten, während dieser Mann sich
versteckte und wartete. Max und ich hätten zumindest...« Sie
drehte sich nach Max um, der sich wild umsah. Besorgt sagte
sie: »Max?«
Er schluckte schwer. »Ich - ich fürchte, ich habe mir
Klaustrophobie geholt... Dieser verdammte Aufzugsschacht ...« Er ließ sich bleich und zitternd auf den Teppichstapel fallen und vergrub das Gesicht in den Händen. »Ich weiß, daß ich schreien
werde, ich muß schreien...«
Sidi Tahar ging zu ihm und legte eine Hand auf seinen
Nacken. Mit eindringlicher Stimme sagte er: »Sie müssen tief
atmen, sehr lange, tiefe Atemzüge, können Sie das?« Mrs. Pollifax beobachtete Max, als er gegen seine Hysterie
ankämpfte.
»Jetzt müssen Sie die Augen schließen«, forderte ihn Sidi
Tahar ruhig auf. »Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich
die Wüste vor - die unbegrenzte Wüste, wo der Horizont ein
gerader Strich in ganz, ganz weiter Ferne ist... Können Sie es
fühlen? Vielleicht ist es der Große Erg, die Sandwüste, wo die
Schatten voll Farbe sind und der Sand golden ist und die Dünen
sich rund wie die Brüste einer Frau häufen. Der Himmel darüber
leuchtet in strahlendem Blau, die Freiheit ist unermeßlich wie
der Raum.« Fast hypnotisch wiederholte er: »Unendlicher Raum
-Freiheit - Sonne - Himmel.«
Max zuckte einmal widerstrebend, doch die sanfte Stimme
Sidi Tahars beruhigte ihn. Mrs. Pollifax bemerkte, wie seine
Lider flatterten und sein Körper sich entspannte. »Es herrscht
Friede - Allahs Friede«, murmelte Sidi Tahar, der ihn
aufmerksam beobachtete. Abrupt gähnte Max, streckte sich mit
einem Seufzer auf den Teppichen aus und schloß die Augen.
Sidi Tahar nahm die Hand von seinem Nacken.
Mrs. Pollifax blickte ihn interessiert an. »Haben Sie ihn
hypnotisiert, Sidi Tahar?«
Er lächelte. »Ich sprach nur zu der Panik in ihm, beruhigte sie.
Eine Erinnerung hatte sich Ihres Freundes bemächtigt und ihn
überwältigt; doch Erinnerung ist nur Illusion. Wer ist er
eigentlich? Er sagte die richtigen Worte zu mir, als Sie meinen
Laden betraten. Aber woher kommen Sie? Sie sind beide
Amerikaner, nicht wahr? Und wie sind Sie hierhergekommen?
Saleh sagte auch etwas von einem Erschossenen in Erfoud?« Sie seufzte. »Spielt das jetzt alles eine Rolle? Wie lange wird
es dauern, bis die Polizei hier ist? Minuten? Eine Stunde?« Ernst antwortete er: »Ich sehe, Sie wissen nicht,
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