und der tanzende Derwisch
bezeichnet werden; es sind hauptsächlich Nomaden, die schon immer in dieser Gegend lebten. Die Westsahara war ein spanisches Protektorat, bis es die Spanier Anfang 1976 räumten. Den Sahraoui wurde damals das Selbstbestimmungsrecht - eine Volksabstimmung unter UN-Aufsicht - versprochen, bei der sie ihre Unabhängigkeit oder den Zusammenschluß mit Marokko oder Mauretanien wählen sollten. Doch dazu kam es nie, weil Marokko sofort einmarschierte, um die Westsahara für sich zu beanspruchen und zu besetzen.«
»Klingt ziemlich gierig«, murmelte Mrs. Pollifax. »Ich nehme an, die Sahraoui leisteten Widerstand?«
Bishop nickte. »Man nennt diese Leute Polisarios, nach der 1973 gegründeten Befreiungsbewegung FPOLISARIO. Sie versuchen seit vierzehn Jahren ihr Land zurückzubekommen. Tatsächlich führten sie lange Zeit einen verdammt guten Guerillakrieg. Nicht von ihrem eigenen Land aus - das mußten sie verlassen -, sondern von Algerien aus, das sie wirtschaftlich und militärisch unterstützt. Ihr Stützpunkt befindet sich in der algerischen Wüste in der Gegend von Tindouf.« Er verzog das Gesicht. »Ich muß hinzufügen, daß sie auch an der diplomatischen Front einen unerbittlichen Krieg führen. Sie nennen sich die Demokratische Arabische Republik Sahara - ein Land im Exil -, sind jetzt Mitglieder der Organisation für Afrikanische Einheit und werden von neunundsechzig unabhängigen Staaten anerkannt - und all das ohne ein Land.«
»Erkennen auch wir sie an?« fragte Mrs. Pollifax erstaunt. »Die USA?«
Er lächelte schwach. »Im Gegenteil, unsere Regierung unterstützt Marokko in seinem Krieg gegen sie. Wir haben Geld, Material und Berater nach Marokko geschickt, ganz zu schweigen von Hubschraubern, Panzern, Luft-Boden-Raketen, Munition und einem elektronischen Zaun, um die Polisarios aus der Westsahara herauszuhalten.«
Angesichts ihrer überraschten Miene sagte er: »Das wußten Sie nicht? Nun, ich nehme an, daß sich nicht sehr viele Amerikaner danach erkundigen, was mit ihren Steuergeldern gemacht wird - leider. Hin und wieder machte der Kongreß Einwendungen wegen der Kosten, aber theoretisch sind die Zahlungen wichtig, da der König von Marokko, falls er diesen Krieg verliert, auch seinen Thron verlieren würde, auch wenn er Zugeständnisse macht und den Krieg beendet, verliert er seinen Thron - es gab bereits mehrere Anschläge - und der Ist-Zustand ist, wie üblich, dem Unbekannten vorzuziehen, nicht wahr?« Bishop lächelte. »Aber ich glaube, wir müssen den Geschichtsunterricht beenden, denn für uns geht es um das Leben von sieben Menschen - oder von sechs, falls einer davon nicht echt ist -, aber ich wollte Ihnen erklären, warum das Land arm ist und weshalb es ratsam ist, gut auf seine Geldbörse aufzupassen - es gibt unzählige Bettler - und vergessen Sie nicht nachts, Ihre Tür zu verschließen.« Er unterbrach sich und blickte sie forschend an. »Was ist los? Ist etwas nicht in Ordnung?«
»Ja«, sie nickte. »Ich glaube, ich kann diesen Auftrag doch nicht annehmen, Bishop. Nach allem, was Sie mir erzählt haben, gehört meine Sympathie den Polisarios. Und ein Auftrag, sieben Leute zu überprüfen, die gegen sie spionieren ...« Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, das kann ich nicht.«
Er lehnte sich zurück und blickte sie bestürzt an. »Verdammt, das habe ich offenbar völlig vermasselt.«
»Ich wüßte nicht, wie Sie es hätten besser machen können«, entgegnete sie.
»Ich wollte Ihnen doch nur erklären, daß Sie auf Ihre Tasche aufpassen müssen ...«
»Ja, und vor allem, warum.«
»Dabei ist mir der Gaul durchgegangen und ich habe es verkehrt gemacht.« Düster fuhr er sich durchs Haar. »Hören Sie«, sagte er und begann erneut. »Ich habe ausgesprochen strikten Befehl von Carstairs, Ihnen nicht mehr zu sagen - sowohl zu Ihrer wie unserer Sicherheit — und ich kann Ihnen nicht mehr sagen, nur soviel: Würden Sie mir vertrauen, wenn ich Ihnen versichere, daß dieser Auftrag, unter den richtigen Umständen, zur Beendigung dieses Krieges beitragen könnte?«
Sie blickte ihn argwöhnisch an. »Ich kann mir nicht vorstellen wie.«
Er seufzte. »Ich könnte darauf hinweisen, daß Informanten mit Informationen handeln, und sehr oft mit solchen, die die Regierung verheimlichen will. Das könnte ich, aber schließlich ist es doch eine Sache des Vertrauens.«
»Vertrauen?«
»Zu Carstairs«, sagte er. Er wirkte gequält und angespannt.
Er hatte es auf den einfachsten Nenner gebracht, was
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