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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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gebracht?«, fragte Steve.
    »Am Abend zuvor.«
    »Dann stand sie eine Nacht lang unbewacht in der Schule? Jemand könnte eine andere Quiche mit Kuhtod darin gebacken und gegen deine ausgetauscht haben.«
    »Womit wir wieder beim Motiv wären«, sagte Agatha. »Nehmen wir an, jemand hat meine Quiche tatsächlich ausgetauscht. Wer sollte wissen, dass Cummings-Browne siemit nach Hause nimmt? Ich wusste vorher ja selbst nicht, dass ich sie nicht wieder mitnehmen würde.«
    »Aber vielleicht war das Gift ja auch für dich bestimmt«, antwortete Steve. »Verstehst du nicht? Selbst wenn du den Wettbewerb gewonnen hättest, hätte nur das kleine Probierstück für den Preisrichter gefehlt. Und dann hättest du den Rest wieder mit nach Hause gebracht.« Er beugte sich vor. »Wer hasst dich so sehr?«
    Agatha dachte an Mrs. Barr und zuckte mit den Schultern. »Das ist lächerlich. Liest du Agatha Christie?«
    »Ständig«, bestätigte Steve.
    »Tja, ich auch, aber so entzückend diese Detektivgeschichten auch sind, glaub mir, Morde passieren gewöhnlich spontan, brutal und in Städten. Ein betrunkener Dreckskerl von Ehemann etwa, der seine Frau totprügelt. Begreifst du denn nicht? Ich möchte einfach gern, dass es Mord war.«
    »Ja, das ist mir klar. Weil du als Betrügerin aufgeflogen bist.«
    »Äh, warte mal …«
    »Trotzdem sieht das alles sehr merkwürdig aus.«
    Agatha verstummte. Hätte sie doch nur niemals versucht, diesen blöden Wettbewerb zu gewinnen!
    Als sie bezahlte und ihre Gäste hinaus in die Nacht scheuchte, überkam sie wieder das Gefühl, schrecklich allein zu sein. Sie hatte ein ganzes Wochenende mit diesem lustigen Pärchen vor sich, und dennoch schien die Anwesenheit der beiden Männer Agathas Einsamkeit nur noch mehr hervorzuheben. Roy lag rein gar nichts an ihr. Sein Freund wollte das ländliche England sehen, und da kam ihm Agatha gerade recht.
    Roy besichtigte ihr Cottage eingehend. »Sehr niedlich,Aggie«, lautete sein Urteil. »Nachgemachtes Messing-Zaumzeug! Tss, tss! Und diese ganzen Farmwerkzeuge!«
    »Was hattest du erwartet?«, fragte Agatha verärgert.
    »Ich weiß nicht, Süße. Das sieht aus wie eine Theaterkulisse, kein bisschen nach Aggie.«
    »Ich könnte mir eine Erklärung vorstellen«, sagte Steve. »Es gibt Leute, deren Persönlichkeit sich nicht in ihrer Einrichtung widerspiegelt. Typen, die nicht häuslich sind.«
    »Und es gibt Leute, die irgendwann genug gehört haben«, bemerkte Agatha spitz. »Ab ins Bett mit euch. Ich bin müde. Die Dorfveranstaltungen fangen erst morgen Mittag an. Ihr könnt also ruhig ausschlafen.«
    Am nächsten Morgen übernahm Roy die Küche, als er sah, dass Agatha die Würstchen fürs Frühstück in der Mikrowelle aufwärmen wollte. Während er fröhlich vor sich hin pfiff, bereitete er alles zu, und Agatha sagte ihm, dass er irgendwann eine gute Ehefrau für jemanden wäre. »Eher als du, Agatha«, bestätigte er munter. »Ein Wunder, dass dich die ganzen Mikrowellen-Currys nicht längst ins Grab gebracht haben.«
    Steve kam in einem blau-goldgestreiften Bademantel mit dem Wappen eines Kricket-Clubs die Treppe herunter. »Hat er von einem Marktstand«, erklärte Roy. »Gib dir keine Mühe, mit ihm zu reden, Aggie. Er wird erst wach, wenn er seine erste Tasse Kaffee intus hat.«
    Agatha las die Morgenzeitung, nachdem sie sie einmal auf der Suche nach einem Artikel über die Quiche-Vergiftung durchgeblättert hatte. Doch der Todesfall wurde nicht mehr erwähnt.
    Der Vormittag verging angenehm ruhig, und mittags machten sie sich auf den Weg zur Hauptstraße. Roy schluglauter Räder auf dem Weg an Mrs. Barrs Haus vorbei. Drinnen zuckte die Gardine an einem Fenster, wie Agatha sah.
    Steve holte ein großes Notizbuch hervor, um alles über die Feierlichkeiten aufzuschreiben, die mit der Krönung der Maikönigin begannen, einem hübschen kleinen Schulmädchen mit einer zarten, altmodischen Figur. Eigentlich sahen alle Schulkinder wie Illustrationen aus einem antiquarischen Buch aus, so unschuldig und noch gar nicht entwickelt. Aus London war Agatha Schulmädchen mit Brüsten und richtigen Hintern gewöhnt. Die Königin auf ihrem Wagen wurde von Morris-Tänzern mit blumengeschmückten Hüten und Glöckchen an den Knien gezogen. Roy war enttäuscht von ihnen, wahrscheinlich weil sie trotz der Blumenhüte wie ein trinkfreudiges Rugbyteam aussahen und von einem weißhaarigen Mann angeführt wurden, der diverse Leute im Publikum mit einer Schweineblase schlug.

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