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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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eine Tragetasche bei sich gehabt hatte, verkündete, er hätte im Birdland frische Forellen gekauft und plante, abends für sie zu kochen.
    »Du solltest echt hier Wurzeln schlagen und bleiben, Aggie«, sagte Roy, als sie vor Agathas Cottage ausstiegen. »Keine Leute. Ruhe. Frieden. Du hast Glück, dass du nicht in einem Touristendorf wohnst. Verirren sich überhaupt mal Touristen hierher?«
    »Im Red Lion gibt es Zimmer, glaube ich«, antwortete Agatha. »Und ein paar Leute vermieten ihre Cottages, aber viele sind es nicht.«
    »Trinken wir was, solange Steve kocht«, schlug Roy vor und sah sich in Agathas Wohnzimmer um. »An deiner Stelle würde ich diesen ganzen kitschigen Krempel rausschmeißen, die Becher und das falsche Zaumzeug und die Farmwerkzeuge. Schaff dir ein paar Bilder und Blumenschalen an. Und ein Feuerkorb bringt’s echt nicht, schon gar nicht so ein nachgemachter, pseudo-mittelalterlicher. In einem gemauerten Kamin verbrennt man richtige Holzscheite.«
    »Nein, zu dem Feuerkorb stehe ich«, sagte Agatha, »aber von einigen anderen Dingen werde ich mich wohl trennen.« Sie dachte sich: Die sammeln hier doch allen möglichen Kram für wohltätige Zwecke. Ich könnte am Dienstag den Wagen beladen und alles zum Pfarrhaus bringen. Dann mache ich mich gleich ein bisschen beliebt.
    Das Essen war fantastisch. Ich muss dringend Kochen lernen, ermahnte sich Agatha, etwas anderes habe ich ja sowieso nicht zu tun. Steve schlug sein Notizbuch auf. »Morgen würde ich gerne nach Warwick Castle fahren, falls es dir nicht zu viel ist, Agatha.«
    Agatha stöhnte. »Warwick Castle ist wie Bourton-on-the-Water. Die Burg platzt vor Touristen aus allen Nähten.«
    »Aber hier steht«, sagte Steve, der einen Reiseführer zückte, »dass sie eine der schönsten Mittelalterburgen in England ist.«
    »Ja, kann schon sein, aber …«
    »Ich möchte da wirklich sehr gerne hin.«
    »Na gut! Dann fahren wir aber zeitig los. Wir sollten versuchen, vor den ersten Busladungen dort zu sein.«
    Warwick Castle war ein Touristentraum. Die Burg bot alles, von den Zinnen und Türmen bis hin zur Folterkammer und dem Kerker. Es gab Zimmer, in denen Madame Toussauds Wachsfiguren eine viktorianische Hausgesellschaft nachstellten. An der Einfahrt standen überall Schilder: VORSICHT! FREILAUFENDE PFAUEN! Zur Burg gehörten noch ein Rosen- und ein Pfauengarten. Es würde also einige Zeit dauern, die ganze Anlage zu besichtigen, und exakt das hatte Steve vor. Mit schier unerschöpflicher Begeisterung kletterte er die Türme hinauf, lief die Wachgänge entlang und stieg hinunter zu den Kerkern. Er war so fasziniert, dass er die Touristenmengen hinter sich gar nicht wahrnahm, blieb mitten im Prunkgemach stehen und machte sich Notizen. »Willst du über alles hier schreiben?«, fragte Agatha ungeduldig.
    »Nur in Briefen«, sagte Steve. Jede Woche schrieb er einen langen Brief an seine Mutter in Sydney. Agatha hoffte, bald fahren zu können, aber die Tyrannei durch das Notizbuch wurde nur von jener durch die Videokamera abgelöst. Steve bestand darauf, dass sie nach ganz oben auf einen der Wachtürme stiegen und er Agatha und Roy filmte, wie sie sich gegen eine zinnenbewehrte Brüstung lehnten.
    Agathas Füße schmerzten, als sie wieder ins Auto stiegen. Sie aßen in einem Pub in Warwick zu Mittag, und Agatha, wie betäubt vor Müdigkeit, stimmte blindlings einer Rundfahrt durch die Cotswolds-Dörfer zu, die sie noch nicht gesehen hatten und deren Namen Steve reizten: Upper und Lower Slaughter, Aston Magna, Chipping Campden und so fort. In Chipping Campden fand Steve geöffnete Geschäfte und kaufte weitere Lebensmittel ein.
    Nach dem Abendessen war Agatha so müde, dass sie nur noch ins Bett wollte. Bedauerlicherweise stellte sich heraus, dass Steves Kamera zu jener Sorte gehörte, die man in einen handelsüblichen Fernseher einstöpseln konnte, um die Aufnahmen sofort anzusehen.
    Agatha lehnte sich mit halbgeschlossenen Augen in ihrem Sessel zurück. Sie hasste es, sich selbst gefilmt zu sehen. Roys Geschrei schreckte sie auf. »Warte mal! In Warwick Castle. Oben auf dem Turm, da, die Frau da! Aggie, guck doch mal! Spul zurück, Steve.«
    Der Film flackerte zurück und lief dann wieder an. Agatha und Roy waren oben auf dem Turm zu sehen. Roy gackerte und machte Blödsinn. Dann fuhr die Kamera langsam über die Umgebung, Zentimeter für Zentimeter, wie es Agatha vorkam. Offenbar wollte Steve den klassischen Amateurfehler eines zu schnellen

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