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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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neu hergezogen und wollte um jeden Preis den Blumenwettbewerb gewinnen. Also bestellte sie ein Blumengesteck beim Floristen in St. Anne’s. Ganz unverhohlen. Es war ein sehr hübsches Gesteck, allerdings hatten die Nachbarn gesehen, wie der Lieferwagen des Floristen es brachte, und so flog alles auf. Dann war da die alte Mrs. Carter. Sie kaufte ihre Erdbeermarmelade, klebte ihr eigenes Etikett darauf und gewann. Keiner hätte es je erfahren, hätte sie nicht im Red Lion ein Gläschen zu viel getrunken und mit ihrer List geprahlt. Ja, Ihre Täuschung hätte gewiss für einiges Gerede im Dorf gesorgt, Mrs. Raisin, wenn solche Sachen nicht schon häufiger passiert wären. Außerdem geht es bei der Preisverteilung auch nicht gerecht zu.«
    »Sie meinen, Mr. Cummings-Browne hat geschummelt?«
    Mrs. Bloxby lächelte. »Sagen wir, er neigte dazu, seine Lieblinge gewinnen zu lassen.«
    »Aber wenn das allgemein bekannt ist, warum machen die Leute dann überhaupt noch mit?«
    »Weil sie stolz auf ihre Fähigkeiten sind, und das möchten sie vor den anderen zeigen. Übrigens war Mr. Cummings-Browne auch in anderen Dörfern Preisrichter, und wie es scheint, bevorzugt er in jedem eine der Teilnehmerinnen. Abgesehen davon ist es keine Schande zu verlieren. Alf wollte schon oft jemand anderen zum Preisrichter ernennen, doch die Cummings-Brownes spenden ziemlich viel für wohltätige Zwecke. Und das eine Jahr, in dem Alf tatsächlich einen anderen Preisrichter durchsetzen konnte, gab der den ersten Preis seiner Schwester, die nicht einmal im Dorf lebte.«
    Agatha atmete erleichtert auf. »Dank Ihnen komme ich mir gleich etwas weniger schäbig vor.«
    »Ach, das ist wirklich eine sehr traurige Sache. Sie müssen Schreckliches durchgemacht haben.«
    Zu Agathas Entsetzen stiegen ihr Tränen in die Augen, die sie hastig wegtupfte. Die Vikarsfrau blickte taktvoll zur Seite.
    »Seien Sie versichert«, sagte Mrs. Bloxby in Richtung Kaffeekanne, »dass Ihr kleiner Betrug nicht allzu viel Gerede verursacht hat. Mr. Cummings-Browne war kein beliebter Mann.«
    »Warum nicht?«
    »Manche Menschen sind es eben nicht«, antwortete die Vikarsfrau ausweichend.
    Agatha beugte sich vor. »Glauben Sie, dass es ein Unfall war?«
    »Oh ja, denn wenn es keiner gewesen wäre, würde man naturgemäß seine Frau verdächtigen. Und Vera Cummings-Browne hat ihn auf ihre Weise aufrichtig geliebt. Sie müssen wissen, dass sie sehr reich ist, er hingegen nicht. Die beiden haben keine Kinder, daher hätte sie ihn jederzeit verlassen können, was sie jedoch nicht tat. Ich war an dem Tag bei ihr, als man ihren Mann tot auffand, und ich habe noch keine Frau gesehen, die schmerzlicher um ihren Mann trauert. Am besten lassen Sie die ganze Geschichte hinter sich, Mrs. Raisin. Heute Abend um acht trifft sich die Damengesellschaft von Carsely hier im Pfarrhaus. Kommen Sie doch auch.«
    »Sehr gern, vielen Dank«, sagte Agatha scheu.
    »Bist du die furchtbare Frau losgeworden?«, fragte der Vikar zehn Minuten später, als seine Frau in sein Arbeitszimmer kam.
    »Ja. Ich glaube, sie ist gar nicht so schrecklich, und sie leidet wirklich wegen dieser Quiche-Sache. Ich habe sie zum Damentreffen heute Abend eingeladen.«
    »Dann danke ich dem Himmel, dass ich nicht hier sein werde«, sagte der Vikar und wandte sich wieder seiner Predigt zu.
    Agatha fühlte sich von ihren Sünden reingewaschen, als sie zurück zu ihrem Cottage fuhr. Fortan würde sie sonntags in die Kirche gehen und sich bemühen, ein guter Mensch zu sein. Zu Hause schob sie einen Ploughman’s Pie in die Mikrowelle, den sie Mrs. Simpson zu Mittag servieren würde.
    Als Mrs. Simpson dann später vorsichtig in dem heißen Brei herumstocherte, verpuffte Agathas neue Frömmigkeit. »Das ist nicht vergiftet«, zischte sie.
    »Nein, es ist bloß … Ich mag Fertiggerichte nicht besonders.«
    »Na gut, nächstes Mal koche ich Ihnen etwas Besseres. Ist Mrs. Cummings-Browne der Tod ihres Mannes sehr nahegegangen?«
    »Oh ja, es war entsetzlich«, sagte Doris Simpson. »Sie war am Boden zerstört, ja, das war sie. Zuerst vor Schock wie gelähmt, und dann hat sie geweint und geweint. Ich musste die Frau vom Vikar holen, damit sie sie tröstet.«
    Wieder überkamen Agatha bleierne Schuldgefühle. Sie musste raus. Zu Fuß ging sie zum Red Lion, wo sie sich ein Glas Rotwein und Bratwurst mit Pommes frites bestellte.
    Dann fiel ihr ein, dass sie vorgehabt hatte, Mrs. Cartwright zu besuchen. Auch wenn ihr dies inzwischen

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