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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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vielleicht kenne ich die Frau.«
    Agatha brachte ihm den Ausdruck, den er eingehend betrachtete. »Die habe ich noch nie gesehen«, sagte er, »aber denkt man sich die grimmige Miene weg, sieht sie aus wie Hunderte anderer Frauen in den Dörfern hier: dürr, altjüngferlich, dünnes Haar, falsche Zähne, keine besonderen Merkmale …«
    »Woher wissen Sie, dass sie falsche Zähne hat, Sherlock?«
    »Das erkennt man an den hängenden Mundwinkeln und dem schlaffen Kinn. Darf ich das mitnehmen?«
    »Wozu?«
    »Weil ich herausfinden könnte, wer sie ist, und Sie dann beruhigen könnte, dass diese Miss Spröde bloß Ihre Freunde abstoßend fand oder Sie sie an eine Frau erinnern, die sie nicht leiden kann. Dann würden Sie wieder ruhig schlafen.«
    »Sehr freundlich von Ihnen«, sagte Agatha kühl. »So langsam wird mir wirklich unbehaglich, denn nebenan habe ich noch so eine Schreckschraube, die mich wütend über den Gartenzaun anfunkelt, weil ich ihr die Putzfrau weggeschnappt habe.«
    »Wegen der würde ich mir keine Sorgen machen. Natürlich kommt es einem schweren Raub gleich, jemandem die Putzfrau auszuspannen, aber deshalb werden die Leute nicht handgreiflich. Ihr Problem ist, dass Ihr sonst so aktiver Verstand nicht mehr gefordert wird, Mrs. Raisin. Deshalb grübeln Sie über Nichtigkeiten nach. Warten Sie ein paarMonate, dann haben Sie sich eingelebt und engagieren sich irgendwo ehrenamtlich, vertrauen Sie mir.«
    »Gott bewahre!« Agatha erschauderte.
    »Ach nein? Wären Sie lieber nicht wohltätig?«
    »Na, immerhin gehe ich heute Abend zum Treffen der Damengesellschaft von Carsely ins Pfarrhaus«, sagte Agatha.
    »Das wird sicher nett.« Bills Augen blitzten amüsiert. »Und jetzt muss ich los. Ich habe heute Spätdienst.«
    Nach einem Essen im Red Lion – eine Riesenbratwurst und Pommes frites mit reichlich Ketchup – ging Agatha zum Pfarrhaus und klingelte. Von drinnen war Stimmengewirr zu hören, und schlagartig wurde Agatha nervös. Ja, sie fühlte sich sogar ein kleines bisschen eingeschüchtert.
    Mrs. Bloxby öffnete. »Kommen Sie herein, Mrs. Raisin. Wir sind schon fast vollzählig.« Sie führte Agatha ins Wohnzimmer, in dem an die fünfzehn Frauen saßen. Bei Agathas Anblick verstummten sie und sahen sie neugierig an. »Ich mache Sie bekannt«, sagte Mrs. Bloxby. Agatha versuchte, sich die Namen zu merken, doch sie entfielen ihr praktisch in dem Augenblick, in dem sie ausgesprochen waren. Mrs. Bloxby bot Agatha Tee, Kuchen und Sandwiches an. Agatha nahm ein Gurkensandwich.
    »Nun, wenn alle bereit sind«, sagte Mrs. Bloxby, »kann unsere Vorsitzende, Mrs. Mason, beginnen. Mrs. Mason, Sie haben das Wort.«
    Mrs. Mason war eine große Frau in einem lilafarbenen Nylonkleid und weißen Schuhen, die groß wie Kähne waren. Sie blickte sich im Zimmer um. »Wie Sie alle wissen, meine Damen, kommen die älteren Leute in unserem Dorf nur selten vor die Tür. Es wäre schön, wenn diejenigen vonIhnen, die ein Auto haben, hin und wieder einen Ausflug mit unseren Senioren machen könnten. Ich lese nun die Namen der alten Leute vor. Melden Sie sich, wenn Sie etwas Zeit erübrigen können.«
    An Freiwilligen mangelte es nicht, als Mrs. Mason die Liste in ihrer Hand durchging. Agatha schaute sich um. Irgendwie wirkte es fast altmodisch, wie ernst es den Frauen damit war, anderen zu helfen. Sie alle waren mittleren Alters, ausgenommen eine blasse junge Frau neben Agatha, die Mitte zwanzig sein musste. »Hab kein Auto«, flüsterte sie Agatha zu, »und auf ’m Rad kann ich sie ja schlecht mitnehmen.«
    »Und dann«, sagte Mrs. Mason, »hätten wir noch Mr. und Mrs. Boggle, Culloden.«
    Die Stimmen verstummten. Das Kaminfeuer hinter Mrs. Mason knackte munter, Teelöffel klimperten gegen Porzellan, Kiefer mahlten. Keine Freiwilligen.
    »Ich bitte Sie, meine Damen. Mr. und Mrs. Boggle würden sich sehr über einen Ausflug freuen. Es müsste nicht einmal weit sein. Ihnen genügt es schon, wenn sie mal jemand mit nach Evesham zum Einkaufen nimmt.«
    Agatha glaubte, den Blick der Vikarsfrau zu spüren. Ihre Stimme klang merkwürdig, als sie sich sagen hörte: »Ich nehme sie mit. Wäre Donnerstag recht?«
    Täuschte sie sich, oder wirkten alle anderen erleichtert? »Ah, sehr schön, danke, Mrs. Raisin. Wie überaus freundlich von Ihnen. Gewiss kennen Sie sich noch nicht ganz so gut im Dorf aus. Die Sozialwohnungen, Moreton Road 28, Culloden. Sagen wir um neun Uhr am Donnerstagmorgen? Ich werde Mr. und Mrs. Boggle

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