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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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Ihnen«, sagte Mrs. Bloxby. »Alf!«, rief sie über ihre Schulter, »Mrs. Raisin bringt uns Sachen, die sie spenden möchte. Kommst du bitte her und hilfst uns?« Agatha war verwundert. Vikare sollten keine schlichten Namen wie Alf tragen, eher solche wie Peregrine, Hilary oder Aloysius. Der Vikar erschien in einem alten Gärtnerhemd und Cordhosen.
    Zu dritt trugen sie die Kartons ins Wohnzimmer des Pfarrhauses, wo Agatha einige Stücke herausnahm, um siezu zeigen. »Meine liebe Mrs. Raisin«, rief Mrs. Bloxby aus, »sind Sie sicher? Sie können diese Sachen verkaufen und viel Geld dafür bekommen. Ich meine, nicht für das Zaumzeug, aber die Krüge und die Farmwerkzeuge sind echt. Dies hier«, sie hielt ein glänzendes Folterinstrument in die Höhe, »ist eine ganz alte Maulwurffalle. Von denen findet man heute kaum noch welche.«
    »Nein, ich freue mich, wenn Sie durch den Verkauf ein wenig Geld einnehmen. Aber geben Sie das bitte einer Wohltätigkeitsorganisation, die es nicht gleich für Cocktailpartys oder politische Kontaktpflege verprasst.«
    »Aber natürlich«, antwortete der Vikar. »Wir unterstützen vor allem die Krebsforschung und die Kinderhilfe. Dürfen wir Ihnen eine Tasse Kaffee anbieten, Mrs. Raisin?«
    »Sehr gerne.«
    »Ich lasse Sie dann in der Obhut meiner Frau, wenn Sie erlauben. Ich muss noch die Predigten für Sonntag vorbereiten.«
    »Predigten?«
    »Ich predige in drei Kirchen.«
    »Warum halten sie nicht in allen dreien denselben Gottesdienst?«
    »Verlockend, doch es wäre wohl kaum ein Zeichen, dass mir an der jeweiligen Gemeinde liegt.«
    Der Vikar zog sich zurück, und seine Frau ging in die Küche, um Kaffee zu machen. Agatha blieb allein im Wohnzimmer zurück und sah sich um. Das Pfarrhaus musste sehr alt sein. Die Fensterrahmen wie auch der Fußboden hatten zweifellos bessere Zeiten erlebt. Es gab keinen Teppichboden wie in Agathas Cottage, dafür alte Dielenbretter, die wie schwarzes Glas schimmerten, und in der Mitte einen bunten Perserteppich. Im Kamin glühten Holzscheite, und auf einem kleinen Beistelltisch stand eine Potpourri-Schale, auf einem anderen Tischchen eine Vase mit Blumen. Die niedrige Fensterbank schmückte eine Schale mit Hyazinthen. Die Sessel waren abgewetzt, und Agatha rückte ein wenig auf den Federpolstern hin und her. Der Couchtisch vor ihr war neu, von jener Sorte, die man in Heimwerkermärkten kaufte und selbst zusammenschraubte. Bedeckt mit Zeitungen, Zeitschriften und einem halbfertig gestickten Kissenbezug fügte er sich gut in die Einrichtung des Zimmers ein. In Jahrzehnten, die sie dem Kaminrauch ausgesetzt gewesen waren, hatten sich die Deckenbalken schwarz gefärbt. Neben einer schwachen Lavendelnote und dem Kamingeruch duftete es nach den Hyazinthen und dem Potpourri.
    Alles strahlte Behaglichkeit und Güte aus. Agatha beschloss, dass Reverend Bloxby zur raren Spezies von Männern in der anglikanischen Kirche gehörte, die tatsächlich glaubten, was sie predigten. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Carsely fühlte sich Agatha nicht angegriffen, und als die Tür aufging und die Vikarsfrau erschien, überkam sie der dringende Wunsch, von ihr gemocht zu werden.
    »Ich habe ein paar Crumpets getoastet«, sagte Mrs. Bloxby. »Es ist immer noch so kalt. Allmählich werde ich es leid, immerzu den Kamin anzufeuern. Ich nehme an, in Ihrem Cottage gibt es eine Zentralheizung, also haben Sie das Problem nicht.«
    »Ihr Haus ist wunderschön«, sagte Agatha.
    »Danke. Milch und Zucker?« Mrs. Bloxby hatte ein zartes Gesicht, in dem sich Falten zeigten, und ihr braunes Haar war von grauen Strähnen durchwirkt. Sie war schlank, beinahe zierlich und hatte lange, feingliedrige Hände.
    »Und leben Sie sich gut ein, Mrs. Raisin?«
    »Eigentlich nicht. Vielleicht ziehe ich wieder fort.«
    »Ah, wegen Ihrer Quiche«, sagte Mrs. Bloxbury unaufgeregt. »Probieren Sie einen Teekuchen. Ich backe sie selbst, und sie zählen zu den wenigen Sachen, die mir gelingen. Ja, eine schreckliche Geschichte. Der arme Mr. Cummings-Browne.«
    »Die Leute müssen mich für einen furchtbaren Menschen halten«, sagte Agatha.
    »Nun, es war Pech, dass in dieser teuflischen Quiche Kuhtod war, aber glauben Sie mir, in den Dörfern wird bei solchen Wettbewerben ständig geschummelt. Sie sind nicht die Erste.«
    Agatha nahm sich einen vor Butter triefenden Teekuchen und sah die Vikarsfrau erstaunt an. »Bin ich nicht?«
    »Nein, nein. Warten Sie, da war vor fünf Jahren Miss Tenby. Sie war

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