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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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Stille.
    Alte Häuser knarrten und ächzten, wenn es in der Nacht abkühlte. Agathas Cottage bildete da keine Ausnahme. Folglich lag Agatha noch lange Zeit wach und erschrak bei jedem Geräusch, bis sie endlich mit dem Schürhaken in der Hand einschlief.

Sechs
    A m nächsten Morgen zerrte ein heftiger Wind an den zarten Maiknospen. Sonnenlicht strömte durch Agathas Fenster. Es war einer dieser Tage, an denen alles in Bewegung schien und die Farben klar und leuchtend waren. Agatha holte den Drohbrief aus dem Mülleimer, denn sie sollte ihn Bill Wong zeigen. Was hatte die Nachricht zu bedeuten? Bisher hatte sie doch überhaupt keine richtigen Nachforschungen angestellt. Aber Bill hätte sicher eine Menge Fragen, und womöglich rutschte ihr heraus, dass sie bei Mrs. Cartwright gewesen war und diese ihr gesagt hatte, sie solle wiederkommen.
    Sie glättete das Blatt und schob es zwischen die Kochbücher. Für alle Fälle würde sie es erst einmal aufheben.
    Nach dem Frühstück klopfte es an der Tür. Für einen kurzen Moment fürchtete Agatha, dass es Mrs. Barr sein könnte. Zum Teufel mit der Frau! Sie war nichts weiter als eine verrückte alte Schachtel, von der sich die unerschütterliche Agatha Raisin nicht an den Karren fahren ließ.
    Aber es waren Mrs. Bloxby und, zu Agathas Leidwesen, Vera Cummings-Browne.
    »Dürfen wir hereinkommen?«, fragte Mrs. Bloxby.
    Agatha ging voraus in die Küche und machte sich auf Tränen und Vorwürfe gefasst. Mrs. Bloxby lehnte höflich ab, als Agatha Kaffee anbot, und sagte: »Mrs. Cummings-Browne hat Ihnen etwas zu sagen.«
    Vera Cummings-Browne sprach allerdings die Tischplatte an, nicht Agatha. »Ich bin sehr unglücklich und traurig über den Verlust meines Ehemannes, Mrs. Raisin. Aber inzwischen habe ich mich ein wenig beruhigt, und ich möchte Ihnen sagen, dass ich Ihnen keine Vorwürfe mache. Es war ein Unfall, ein seltsamer und unglücklicher Zufall.« Nun blickte sie auf. »Ich habe schon immer geglaubt, dass es Bestimmung ist, wenn jemand stirbt, wissen Sie? Ob es ein betrunkener Autofahrer ist, der auf den Gehweg fährt, oder ein Holzbalken, der irgendwo herunterfällt. Der Gerichtsmediziner meint, dass Reg die Vergiftung hätte überleben können, wäre er bei besserer Gesundheit gewesen. Aber er hatte zu hohen Blutdruck und ein schwaches Herz. Sein Tod war wohl Fügung.«
    »Es tut mir sehr leid«, sagte Agatha matt. »Wie freundlich von Ihnen, mich zu besuchen.«
    »Das ist meine Christenpflicht«, entgegnete Mrs. Cummings-Browne.
    Agatha hoffte, dass ihre Miene überzeugend Trauer und Mitgefühl ausdrückte, während es in ihrem Kopf arbeitete. »Fügung … meine Christenpflicht?« Wie bühnenreif . Dann jedoch vergrub Mrs. Cummings-Browne ihr Gesicht in den Händen und schluchzte herzerweichend. »Oh, Reg, du fehlst mir so. Oh, Reg!«
    Mrs. Bloxby führte die weinende Mrs. Cummings-Browne nach draußen. Nein, dachte Agatha, sie trauerte ehrlich um ihren Mann. Und Mrs. Cummings-Browne hatte ihr vergeben. Nun sollte auch Agatha nach vorn blicken und die ganze Geschichte vergessen.
    Zunächst einmal wollte sie bei den ansässigen Zeitungen Werbung für die Auktion machen. Die Redakteure warenan scheue Bettelanrufe der Damen aus den Gemeinden gewöhnt. Eine wie Agatha Raisin hingegen hatten sie noch nicht am anderen Ende der Leitung gehabt. Abwechselnd bedrängte und beschwatzte Agatha sie, bis sie das Gefühl hatten, dass die Auktion einer Versteigerung der Kronjuwelen nur unwesentlich nachstand. Alle versprachen, Reporter zu schicken, und sie würden Wort halten müssen, wenn sie es nicht mit Agatha zu tun bekommen wollten.
    So verstrich ihr Vormittag auf angenehme Weise. Nach einem Mittagessen aus Farmer Gile’s Steak and Kidney Pie (»für die Mikrowelle geeignet«) spazierte Agatha abermals zu den Cartwrights.
    Mrs. Cartwright öffnete. Wieder hatte sie rosa Lockenwickler im Haar und trug einen rosa Morgenmantel.
    »Kommen Sie rein«, sagte sie. »Ein Drink?«
    Agatha nickte. Noch ein rosa Gin. Wo hatte sich Mrs. Cartwright diesen Drink abgeschaut? Müssten nicht Piccolos und Cognac, Lager mit Limone oder Cola-Rum eher ihr Geschmack sein?
    »Wie war’s beim Bingo?«, fragte Agatha.
    »Nicht einen Penny gewonnen«, antwortete Mrs. Cartwright grimmig. »Aber heute Abend habe ich Glück. Ich hab am Morgen zwei Elstern im Garten gesehen.«
    Da Elstern eine geschützte Art waren, sah man die elenden schwarz-weißen Biester überall. Es wäre vielmehr ein Wunder

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