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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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gewesen, hätte Mrs. Cartwright keine gesehen.
    »Ich möchte etwas über Mr. Cummings-Browne wissen«, sagte sie.
    »Und was zum Beispiel?« Mrs. Cartwright kniff die Augen vor dem Rauch der Zigarette zusammen, die sie in ihrer braunen Hand hielt.
    Von ihrem Platz im Wohnzimmer aus konnte Agatha in die völlig verdreckte Küche sehen. Das war wohl kaum die Wirkungsstätte einer leidenschaftlichen Hobbybäckerin.
    »Na ja, Sie haben Jahr für Jahr den Preis gewonnen, und deshalb dachte ich mir, dass Sie ihn ganz gut kannten.«
    »So gut wie jeden andern im Dorf«, sagte Mrs. Cartwright und trank von ihrem Gin.
    »Backen Sie viel?«
    »Nee. Früher mal. Ab und zu backe ich für Mrs. Bloxby. Eine schreckliche Frau ist die. Der kann man nie nichts abschlagen. Kommen Sie mit in die Küche. Ich zeig’s Ihnen.«
    Schmutziges Geschirr türmte sich in der Spüle. Von einem alten Kalenderblatt an der Wand sah eine Blondine schmachtend hinunter, die nichts als ein durchsichtiges Etwas und Sandaletten trug. Aber auf einer sauberen Ecke des Küchentisches, neben einer halbleeren Milchflasche und einem marmeladenverschmierten Butterstück, stand ein Tablett mit feinen kleinen Törtchen. Sie sahen köstlich aus. Keine Frage, Mrs. Cartwright konnte backen.
    »Jedenfalls, ich habe eine Quiche gebacken und einen Zehner gekriegt«, sagte Mrs. Cartwright. »Alles Zeitverschwendung, wenn Sie mich fragen. Mein Mann isst nicht mal Quiche. Früher habe ich welche für die Harveys gemacht, und die haben sie in ihrem Laden verkauft. Lief sogar ganz gut. Aber heute schaffe ich das alles nicht mehr.« Sie schlurfte auf ihren Absatzpantoletten ins Wohnzimmer zurück.
    Agatha beschloss, sich nicht so einfach abspeisen zu lassen. »Ich habe Ihnen gestern zwanzig Pfund für Informationen gegeben, die ich noch nicht bekommen habe.«
    »Das Geld ist weg.«
    »Ja, aber wie und wofür Sie es ausgegeben haben, ist nicht mein Problem«, konterte Agatha schroff.
    Mrs. Cartwright hob eine Hand an ihre Stirn. »Was war das noch gleich? Verdammt, meine Erinnerungen werden ganz verschwommen.«
    Ihre Augen blitzten, als Agatha in ihrer geräumigen Handtasche wühlte und einen weiteren Zwanziger herausfischte. Sofort wollte sie danach greifen. »Oh nein«, sagte Agatha. »Erst die Informationen. Könnte Ihr Mann wieder hereinplatzen?«
    »Nee, der ist oben auf der Martins-Farm. Er arbeitet bei denen.«
    »Gut. Was können Sie mir erzählen?«
    »Ich war überrascht«, sagte Mrs. Cartwright, »dass Mr. Cummings-Browne gestorben ist.«
    »Wer war das nicht?«, murmelte Agatha.
    »Ich meine, ich habe echt gedacht, er bringt sie mal um.«
    »Was? Wieso?«
    »Er hat manchmal mit mir geredet. Dauernd reden Leute mit mir über ihre Probleme. Liegt daran, dass ich so ein mütterlicher Typ bin.« Mrs. Cartwright gähnte, griff in ihren Morgenmantel und kratzte sich an einer ihrer gewaltigen Brüste. Eine Woge säuerlichen Schweißgeruchs schlug Agatha entgegen, und unwillkürlich ging ihr durch den Kopf, wie selten man heutzutage noch einem richtig schmutzigen Menschen begegnete. »Reg konnte Vera nicht ausstehen. Die hat ihn so was von kurz gehalten, und er musste sich echt ein Bein ausreißen, bevor die ihm mal Geld für den Pub gegeben hat, hat er gesagt. Er hatte ja nur seine mickrige Pension, und mit der kam er nicht weit. Er hat immer zu mir gesagt, ›Ella‹, hat er gesagt, ›irgendwann dreh ich derFrau den Hals um, und dann bin ich sie ein für alle Mal los‹.«
    Agatha stutzte. »Aber er ist gestorben, nicht sie.«
    »Die Alte war wohl schneller. Sie hat ihn gehasst.«
    »Ich war mit den beiden essen, und mir kamen sie eigentlich wie ein zufriedenes Paar vor. Sie waren sich recht ähnlich, fand ich.«
    »Nee, mit Reg konnte man auch mal Spaß haben, aber Mrs. Hochnäsig hat mir immer bloß die kalte Schulter gezeigt. Das war kein Unfall nicht. Das war Mord.«
    »Und wie soll sie das angestellt haben? Ich meine, es war meine Quiche.«
    »Verdammt, ich fühl es hier.« Mrs. Cartwright schlug sich eine Hand auf den Busen, woraufhin Agatha erneut Schweißgeruch entgegenschlug.
    »Mrs. Cummings-Browne war heute Morgen bei mir«, sagte Agatha. »Sie hat mir vergeben. Die Frau ist vollkommen am Boden, weil ihr Mann tot ist, und auf mich hat das nicht gespielt gewirkt.«
    »Sie ist in der Theatergruppe von Carsely«, erwiderte Mrs. Cartwright abfällig. »Und sie ist verdammt gut. Eine richtige Schauspielerin.«
    »Nein«, beharrte Agatha. »Ich merke es, ob Leute

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