und der tote Richter
ehrlich zu mir sind oder nicht. Und Sie sind es nicht, Mrs. Cartwright.«
»Ich hab Ihnen gesagt, was ich weiß.« Mrs. Cartwright starrte auf den Geldschein in Agathas Hand.
Draußen quietschte die kaputte Pforte im Wind, und Agatha zuckte zusammen. Auf eine zweite Begegnung mit John Cartwright konnte sie gut verzichten. Also warf sie Mrs. Cartwright das Geld zu und sagte rasch: »Sie wissen,wo Sie mich finden. Falls Sie mir noch etwas erzählen können, lassen Sie es mich wissen.«
»Mach ich«, sagte Mrs. Cartwright, die sehr zufrieden aussah, nachdem sie endlich das Geld bekommen hatte.
Agatha war kaum durch die Pforte, als sie John Cartwright die Straße entlangstapfen sah. Eilig lief sie weiter, doch leider hatte er sie schon entdeckt. Er holte sie ein, packte ihren Arm und riss sie herum. »Sie schnüffeln rum und fragen nach Cummings-Browne«, knurrte er. »Ella hat’s mir gesagt. Ich sag das zum letzten Mal, kommen Sie ihr noch einmal nahe, brech ich Ihnen das Genick. Der olle Bock hat gekriegt, was er verdient hat, und das kriegen Sie auch.«
Agatha riss sich von ihm los und lief davon. Ihre Wangen glühten. Zu Hause steckte sie den Drohbrief zusammen mit einem kurzen Anschreiben in einen Umschlag, den sie an Detective Constable Wong, Polizei Mircester, adressierte. Nun war sie sich sicher, dass John Cartwright die Nachricht geschrieben hatte.
Sie lief zum Briefkasten und dann wieder zurück nach Hause. Kurz vor ihrem Cottage bemerkte sie ein Paar, das zum New Delhi, Mrs. Barrs Haus, ging. Die beiden drehten sich um und sahen Agatha an. Wo hatte sie die Leute schon einmal gesehen? Nach ein wenig Grübeln fiel es ihr wieder ein: Sie waren unter den anderen Gästen im Horse and Groom gewesen, an dem Abend, als sie mit Roy und Steve dort gegessen und über den »Mord« gesprochen hatte.
Sie ging ins Haus. Kurz darauf stand sie im Wohnzimmer und schaute sich um. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie selbst Möbel ausgesucht. Die ersten Jahre in London hatte sie in verschiedenen möblierten Zimmern gewohnt, dann eine möblierte Wohnung gemietet und schließlich einHaus gekauft, bei dem sie ebenfalls die Einrichtung übernahm.
Jetzt schloss sie die Augen und versuchte sich vorzustellen, was ihr gefallen würde. Sie hatte keine Ahnung. Auf jeden Fall musste die dreiteilige Sitzgarnitur weg. Sie wollte etwas, was mehr so aussah wie das Wohnzimmer im Pfarrhaus. Tja, Antiquitäten konnte man kaufen, und es war ein guter Grund, für den Rest des Tages aus Carsely herauszukommen.
Sie fuhr nach Cheltenham Spa. Das unsinnige Einbahnstraßensystem zwang sie, ewig im Kreis zu fahren, bis sie schließlich anhielt und einen Passanten nach einem Antiquitätengeschäft fragte. Sie wurde zu einem Straßengewirr hinter der Montpellier Terrace geschickt. Dort entdeckte sie einen freien Platz auf einem privaten Parkplatz vor einem Wohnhaus. Ihren ersten Fund machte sie in einem ehemaligen Kino, das zu einem Möbelhaus umgebaut worden war: einen alten Ohrensessel aus hellgrünem Leder und ein Chesterfield-Sofa mit Flechtlehnen und hellgrünen Kissen. Zur großen Freude des Verkäufers nahm sie auch noch einen viktorianischen Stuhl aus Obstbaumholz. Fasziniert strich sie mit den Fingern über die feinen Schnitzereien. Ohne mit der Wimper zu zucken, bezahlte sie alles und sagte, sie würde die Sachen nach dem zehnten Juni abholen.
Agatha plante, das Dorf zu verblüffen, indem sie auch noch ihre Wohnzimmermöbel bei der Auktion anbot. Auf dem Weg aus dem Kino-Möbelhaus fielen ihr zwei edle Lampen ins Auge, die sie gleichfalls kaufte. Sie erinnerte sich daran, wie sie sich als Schulkind geschworen hatte, mit ihrem ersten eigenen Geld in den nächsten Süßwarenladen zu gehen und sich so viel Schokolade zu kaufen, wie sie nur wollte. Bis es so weit gewesen war, galt ihr ganzes Sehnen allerdings einemPaar hochhackiger violetter Schuhe mit Schleifen. Nun genoss sie es, hinreichend Geld zu besitzen, um sich gönnen zu können, was sie sich wünschte.
Bevor sie Cheltenham verließ, besorgte sie bei Marks and Spencer Riesengarnelen in Knoblauchbutter und eine Packung Lasagne. Beides konnte sie zu Hause in der Mikrowelle aufwärmen. Zwar war das immer noch nicht selbstgekocht, aber doch ein bisschen besser als die Tiefkühlkost aus dem Dorfladen.
Später, nachdem sie gut gegessen hatte, setzte sie sich mit einem Krimi ins Wohnzimmer. Beiläufig überlegte sie, ob sie den Fernseher ins Schlafzimmer stellen sollte. Im
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