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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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Detective Constable Wong.
    »Haben Sie sich einen schönen Tag gemacht?«, fragte er, als sie ihn ins Haus ließ.
    »Ich hatte einen höllischen Tag, wenn Sie es genau wissenwollen«, sagte Agatha, »und ich möchte nicht darüber reden. Was führt Sie her?«
    Er setzte sich an den Küchentisch und breitete den anonymen Brief vor sich aus. »Haben Sie eine Ahnung, wer Ihnen das geschickt hat?«
    Agatha stellte den Wasserkocher an. »Ich dachte, dass es John Cartwright gewesen sein könnte. Er hat mich bedroht.«
    »Und warum sollte John Cartwright Sie bedrohen?«
    »Weiß ich nicht«, antwortete sie verlegen. »Ich habe nur seine Frau besucht, und das schien ihm nicht zu gefallen.«
    »Sie haben Fragen gestellt«, sagte Bill.
    »Na ja, wussten Sie, dass Cummings-Browne ein Verhältnis mit Ella Cartwright hatte?«
    »Ja.«
    Agatha sah ihn mit leuchtenden Augen an. »Na, das ist doch ein Motiv!«
    »Ihr Eifer, den Unfall zu einem Mord zu machen, bringt Sie bloß in Schwierigkeiten. Die Leute mögen es nicht, wenn man in ihrem Privatleben herumschnüffelt. Dieses anonyme Schreiben ist allerdings interessant. Keine Fingerabdrücke.«
    »Jeder weiß über Fingerabdrücke Bescheid«, sagte Agatha spitz.
    »Und jeder weiß, dass die Polizei sie nur Leuten zuordnen kann, die schon aktenkundig sind. Kein Polizist würde einem ganzen Dorf wegen eines hässlichen Briefs die Fingerabdrücke abnehmen. Und der hier wurde von jemandem verfasst, der richtig schreiben kann, aber den Eindruck erwecken will, es nicht zu können.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Selbst im breitesten Gloucester-Dialekt hört sich das Wort ›misch‹ genauso an, wie es geschrieben wird, nicht nacheinem langen ›I‹. Und wie man Schlampe schreibt, weiß eigentlich jeder. Wen haben Sie noch ausgefragt, abgesehen von den Cartwrights?«
    »Keinen! Allerdings habe ich mit meinen Freunden im Horse and Groom über den Mord geredet, und dort waren auch zwei Bekannte meiner Nachbarin zu Gast.«
    »Nicht Mord«, sagte Bill geduldig. »Unfall. Den Brief behalte ich vorerst. Übrigens habe ich niemanden gefunden, der die Frau auf Ihrem Foto erkennt. Ich bin hier, weil ich Sie warnen möchte, Agatha Raisin. Wühlen Sie nicht im Leben anderer Menschen herum, sonst gibt es hier bald einen echten Mord, mit Ihnen als Leiche.«

Sieben
    A gatha hatte zwar eine kompakte Figur, trug aber bislang nur sehr wenige überschüssige Pfunde mit sich herum. Umso verdrossener war sie, als sie am nächsten Morgen beim Anziehen feststellte, dass sie um die Hüften ein paar Zentimeter zugelegt hatte. In London war sie viel gelaufen, weil man dort zu Fuß schneller vorankam als in einem Bus sitzend, der durch den dichten Verkehr kroch. Seit sie jedoch in Carsely war, nahm sie für fast alle Wege den Wagen, ausgenommen die kurzen Gänge ins Dorf. Carsely durfte nicht der Grund dafür werden, dass Agatha Raisin sich gehen ließ!
    Sie fuhr zu einem Fahrradgeschäft in Evesham und kaufte sich ein leichtes Klapprad, das sie in ihrem Kofferraum transportieren konnte. In Dorfnähe wollte sie sich erst auf einem Fahrrad sehen lassen, wenn sie wieder sicher radeln konnte. Immerhin hatte sie zuletzt mit sechs Jahren auf einem Fahrradsattel gesessen.
    Sie parkte ihren Wagen abseits der Straße neben einem Wanderweg, holte ihr kleines Rad heraus und schob es zu dem grasüberwucherten Weg. Dort stieg sie auf und trat unsicher in die Pedale. Wackelig strampelte sie eine leichte Steigung hinauf, bevor es bergab durch ein hübsches Waldstück ging, dessen Boden von Sonnenflecken gesprenkelt war. Eine herrliche Leichtigkeit überkam Agatha. Nach wenigen Kilometern allerdings bemerkte sie, dass sie sich dem Dorf näherte, und kehrte um. Das viele Laufen in Londonhatte ihren Beinen einige Muskeln beschert, aber die reichten nicht aus, um das ganze Stück zurück bergauf zu radeln. Also stieg sie auf halber Strecke ab und schob. Gleichzeitig zogen Wolken auf, und bald setzte ein ekliger Nieselregen ein.
    In London hätte Agatha in eine Bar oder ein Café flüchten können, bis der Schauer vorbei war, doch hier gab es nichts als Felder, Waldstücke und das stete Tropfen aus den Bäumen über ihr.
    Entsprechend froh war sie, als sie endlich wieder ihren Wagen erreicht und das Klapprad verstaut hatte. Sie wollte gerade losfahren, da rumpelte auf der Straße ein Auto an ihr vorbei. Erstaunt blickte sie ihm nach. Es war eindeutig die Rostlaube aus dem Vorgarten der Cartwrights. Ohne nachzudenken, wendete sie

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