und der tote Richter
wollen doch nicht, dass die hinterher schreiben, die Dorfkapelle hätte es nicht für nötig befunden, sich wohltätig zu engagieren.«
Ähnlich verfuhr sie mit den Morris-Tänzern. Die Nächste auf ihrer Liste war Doris Simpson. Agatha stellte mit Freuden fest, dass sie sich diesen Samstag freigenommen hatte. »Es geht um die Schulaula«, sagte Agatha aufgeregt. »Die sieht furchtbar aus. Wir brauchen Blumen.«
»Bestimmt kann ich mit den anderen Damen zusammen einiges besorgen. Setzen Sie sich, Agatha, und trinken Sie einen Tee. Sonst trifft Sie noch der Schlag, wenn Sie so weitermachen.«
Aber Agatha brauste gleich weiter. Das gesamte Dorf klapperte sie ab, drohte und flehte und forderte Sachen fürdie Auktion ein, bis ihr Wagen vollgestopft war mit dem, wie sie fand, scheußlichsten Zeug, das sie je gesehen hatte.
Roy schwitzte in der bereits heißen Sonne, als er zur A-44 hinaufstapfte und Schilder in den Seitenstreifen rammte. Die Farbe war noch feucht; einen Topf rote und einen Topf weiße hatte er bei Harveys gekauft. Seine Zeichenkünste machten nicht viel her, doch zumindest waren die Schilder lesbar. Anschließend trottete er wieder hinunter ins Dorf, wo er weitere Schilder platzierte. Dabei dachte er, dass es typisch für Agatha war, ihn alles zu Fuß erledigen zu lassen.
Nachdem er seine Schuldigkeit getan hatte, ging er zum Cottage zurück, wo er noch ein paar Stunden schlafen wollte.
Doch dort fiel Agatha gleich aufs Neue über ihn her. »Guck mal!«, rief sie und hielt ein Narrenkostüm samt Kappe und Glöckchen in die Höhe. »Ist das nicht klasse? Miss Simms, die Sekretärin, hat es letzte Weihnachten bei einer Pantomime-Aufführung getragen, und sie ist genauso dünn wie du. Es passt dir sicher. Los, zieh es an.«
Roy wich zurück. »Wozu?«
»Du stellst dich oben an die A-44 neben ein Schild und winkst die Leute ins Dorf. Ein bisschen herumhüpfen und tanzen solltest du auch.«
»Kommt nicht in Frage!«
Agatha beäugte ihn nachdenklich. »Mach es, und ich gebe dir einen Tipp für diese Gärtnereien, mit dem du zu dem PR -Mann schlechthin aufsteigst.«
»Der wäre?«
»Ich verrate es dir nach der Auktion.«
»Aggie, ich kann nicht! Ich würde mir wie der letzte Narr vorkommen.«
»Du sollst ja auch wie ein Narr aussehen. Mein Gott nochmal, du bist schon schlimmer durch London marschiert! Weißt du noch, als dein Haar pink war? Als ich dich gefragt habe, wieso, hast du gesagt, du magst es, wenn die Leute dich angaffen. Tja, hier bietet sich wieder eine Chance. Ich sorge dafür, dass dein Foto in die Zeitungen kommt und sie schreiben, dass du ein bekannter PR -Mann aus London bist. Los jetzt, Roy. Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl.«
»Ja, ja, schon gut«, murmelte Roy. Manchmal erinnerte Agatha Raisin ihn beängstigend an seine tyrannische Mutter.
»Aber eines sage ich dir«, entgegnete er, weil er sich einen Rest Unabhängigkeit bewahren wollte, »ich latsche nicht den ganzen Weg zu Fuß in dieser Hitze. Gib mir deinen Wagen.«
»Den brauche ich vielleicht selbst noch. Nimm mein Fahrrad.«
»Ich soll die Strecke bergauf radeln? Du hast doch einen Vogel!«
»Jetzt zieh das Kostüm an. Ich hole inzwischen das Rad.«
So übel war das alles gar nicht. Nein, eigentlich überhaupt nicht übel, dachte Roy später, als er am Straßenrand herumhüpfte und sein Narrenzepter Richtung Carsely schwenkte. Die Autofahrer hupten und winkten ihm zu, und ein Bus voller Amerikaner hatte sogar angehalten, um ihn zu fragen, was das für eine Auktion wäre. Auf seine Auskunft hin, dort gäbe es »tonnenweise seltene Antiquitäten«, drängten die Amerikaner ihren Reiseleiter, einen Abstecher zur Schule von Carsely zu machen.
Um zehn vor drei stieg er auf Agathas Rad und rollte den Hügel hinunter zum Dorf. Er hatte vorgehabt, sich umzuziehen, bevor er weiter in die Schule fuhr, doch es gefiel ihm so gut, wie alle ihn anstarrten, dass er es sich anders überlegte. Draußen vor der Schule vollführten die Morris Dancer ihreLuftsprünge, drinnen spielte die Dorfkapelle Rule, Britannia so gut sie konnte, und, man glaubte es kaum, eine Matrone im Britannia-Kostüm sang dazu. Die Schulaula war gerammelt voll.
Schließlich verstummte das Orchester, und Agatha, die einen weißen Strohhut mit blauen Astern zu einem schwarzen Kleid mit kleinem blauen Kragen trug – was auch zum königlichen Gartenfest gepasst hätte –, trat ans Mikrophon.
Agatha plante, mit den unwichtigsten Sachen anzufangen und
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