und der tote Richter
sagte.
Dennoch konnte sie sich des Gefühls nicht erwehren, dass das Dorf sie vereinnahmen und zu einem Teil von sich machen wollte. Deshalb brachte sie ihren Koffer ins Haus und fuhr gleich wieder los zum Makler nach Chipping Campden, demselben Makler, der Mrs. Barrs Haus verkauft hatte.
Sie stellte sich vor und sagte, dass sie ihr Haus verkaufen wolle. Für wie viel? Nun, die gleiche Summe, die Mrs. Barr bekommen hatte, dürfte reichen. Der Makler sagte, er könne zwar nicht verraten, was Mrs. Barr bekommen hatte, fügte aber diplomatisch hinzu, dass sie 150 000 Pfund verlangt hatte und sehr zufrieden mit dem Angebot gewesen war.
»Für mein Cottage will ich 175 000«, sagte Agatha. »Es hat ein neues Reetdach, und ich wette, es ist besser in Schuss als das der alten Ziege.«
Der Makler blinzelte erschrocken. Doch Provision war Provision, und er fing sich schnell wieder, um die Einzelheiten mit Agatha zu besprechen.
Ich muss ja nicht an irgendwen verkaufen, dachte Agatha. Schließlich bin ich es Mrs. Bloxby und den anderen schuldig, jemand Nettes auszusuchen.
Das Dorforchester spielte vor der Schule. Bevor Agathasich auf den Weg dorthin machte, brachte sie ein Geschenk für Doris Simpson in die Sozialsiedlung. Als sie Doris’ Gartenpforte öffnete, stellte sie verwundert fest, dass sämtliche Gartenzwerge verschwunden waren. Sie klingelte und überreichte Doris ein großes braunes Paket.
»Kommen Sie rein«, sagte Doris. »Bert! Es ist Agatha. Sie hat uns etwas aus London mitgebracht. Wie nett von Ihnen! Das wäre doch wirklich nicht nötig gewesen.«
»Mach’s schon auf«, sagte Bert, nachdem sie das Paket auf den Wohnzimmertisch gestellt hatte.
Doris zog die Papierschichten ab, unter denen ein großer Gartenzwerg mit einem scharlachroten Kittel und einem grünen Hut zum Vorschein kam. »Das wäre wirklich nicht nötig gewesen«, hauchte Doris gerührt. »Nein, wirklich nicht.«
»Sie haben ihn verdient«, sagte Agatha. »Und, nein, ich bleibe nicht zum Kaffee, denn ich will zum Konzert.«
In der Schulaula waren Stände aufgebaut. Agatha blickte sich um und bemerkte amüsiert, dass einige der Sachen aus der Auktion wieder angeboten wurden. Vor Mrs. Masons Stand blieb sie verdutzt stehen. Lauter Gartenzwerge.
»Woher haben Sie die?«, fragte Agatha, der ein schrecklicher Verdacht kam.
»Ah, die sind von den Simpsons. Die Gartenzwerge waren schon dort, als sie in das Haus zogen, und sie versuchen seit einer halben Ewigkeit, sie loszuwerden. Möchten Sie vielleicht einen kaufen? Wie wäre es mit diesem kleinen Kerl mit der Angelrute? Er würde Ihren Garten zum Leuchten bringen.«
»Nein, danke«, murmelte Agatha, die sich wie eine Närrin vorkam. Doch sie hatte ja nicht ahnen können, dass die Simpsons keine Gartenzwerge mochten.
Sie ging in das Café neben der großen Halle, wo Mrs. Bloxby aushalf. »Wie schön, dass Sie wieder da sind!«, rief diese. »Was darf ich Ihnen geben?«
»Ich habe noch nicht zu Mittag gegessen«, antwortete Agatha. »Ich denke, ich nehme ein Paar von den Cornish Pasties und eine Tasse Tee. Sie müssen ja die ganze Nacht durchgebacken haben.«
»Ach, das ist nicht alles von mir. Und bei solchen Großveranstaltungen teilen wir uns die Arbeit über mehrere Tage auf. Wir backen die Sachen und frieren sie in der großen Truhe hier ein. Dann müssen wir sie später nur kurz in der Mikrowelle auftauen.«
Agatha nahm ihren Teller mit den Pasteten und ihre Teetasse und setzte sich an einen der langen Tische. Der Farmer Jimmy Page kam zu ihr und stellte ihr seine Frau vor. Weitere Leute gesellten sich zu ihnen, sodass Agatha bald von lauter plaudernden Dorfbewohnern umgeben war.
»Sie werden es sowieso bald erfahren«, sagte sie. »Ich verkaufe mein Cottage.«
»Was ’n Jammer«, platzte es prompt aus Mr. Page heraus. »Geht’s zurück nach London?«
»Ja, ich will wieder arbeiten.«
»Bestimmt ist es bei Ihnen was anderes, Mrs. Raisin«, sagte seine Frau. »Ich bin früher auch mal in die Stadt gezogen, und da war ich furchtbar allein. In der Stadt kann es ganz schön einsam sein. Aber für Sie wohl nicht. Sie haben sicher eine Menge Freunde.«
»Ja«, log Agatha. Der einzige Freund, den sie hatte, war Roy, und das auch erst, seit sie in die Cotswolds gezogen war.Die Hitze war nach wie vor drückend und machte Agatha zu müde, als dass sie darüber nachdenken wollte, was sie tun sollte. So kam es, dass sie Jimmy Pages Einladung annahm, mit ein paar Leuten noch
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