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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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und aufgewachsen ist, bleibt ein Zugezogener«, erklärte ihm Agatha. »Ach ja, und es gibt noch eine lustige Geschichte über sie.«
    Sie erzählte Roy von der Theateraufführung, und er schrie vor Lachen. »Oh, es muss Mord gewesen sein, Aggie!«, japste er schließlich.
    »Nein, das glaube ich inzwischen nicht mehr. Die Sache ist abgehakt. Übrigens war ich heute bei Economides. Er war so froh, dass wegen der Quiche nichts mehr nachgekommen ist, weil das gute Stück aus der Backstube seines Cousins in Devon stammte. Und selbiger Cousin hat einen neuen Schwiegersohn, der illegal bei ihm arbeitet.«
    »Ah, das erklärt manches! Und John Cartwrights Benehmen leuchtet jetzt auch ein, aber was ist mit den Frauen, mitdenen Cummings-Browne geturtelt hat? Mit der irren Maria zum Beispiel?«
    »Ich denke, die ist schlicht verrückt. Barbara James ist ein bisschen tollwütig, Ella Cartwright ein Flittchen, und Mrs. Barr hat ebenfalls eine Schraube locker, aber ich glaube nicht, dass eine von ihnen Cummmings-Browne umgebracht hat. Ach, was rede ich! Es war kein Mord, Roy. Bill Wong hat recht.«
    »Bleibt noch Vera Cummings-Browne.«
    »Eine Weile lang war ich mir absolut sicher, dass sie es war. Sie hat gesehen, dass ich meine Quiche stehenließ, hat sie mit nach Hause genommen und gegen eine selbstgebackene, vergiftete ausgetauscht.«
    »Brillant«, sagte Roy. »Und sie wurde nicht überführt, weil Economides solche Angst wegen der Arbeitsgenehmigung hatte, dass er die Quiche, die angeblich seine war, nicht einmal ansehen wollte.«
    »Eine gute Theorie, aber die Polizei hat diese Möglichkeit überprüft. Sie haben ihre ganze Küche auseinandergenommen, sogar den Müll und die Abflüsse, und an besagtem Tag hatte sie weder gekocht noch gebacken. Vergiss es, Roy. Du bringst mich bloß dazu, wieder von Mord zu reden, und ich will die Sache ein für alle Mal hinter mir lassen. Reden wir über etwas Interessanteres. Hast du wirklich fest vor, bei Pedmans zu bleiben?«
    »Ja, bedaure, Aggie. Und genau genommen ist es deine Schuld. Hättest du nicht solche Werbung für mich gemacht, wäre ich nie so schnell aufgestiegen. Aber ich sage dir was: Wenn du wieder einsteigst, stecke ich dir, sowie ich von einem Kunden höre, der wechseln will … keinem von meinen, versteht sich. Mehr kann ich leider nicht für dich tun.«
    Agatha fühlte sich innerlich leer. Ihr Ehrgeiz, der sie so viele Jahre angetrieben hatte, verflüchtigte sich. Nachdem sie sich von Roy verabschiedet hatte, lief sie rastlos durch die nächtlichen Londoner Straßen, als suchte sie nach ihrem alten Ich. Am Piccadilly Circus guckten sie ein paar bleiche Junkies mit leeren Augen an, und ein Bettler bedrohte sie. Die Hitze stieg in Wellen vom Pflaster und aus den Mauern der Häuser auf.
    Den Rest der Woche spazierte Agatha durch die Parks, fuhr mit einem Schiff die Themse hinunter, ging ins Theater und ins Kino. Derweil kam sie sich wie ein Geist vor oder jemand, der sämtliche Papiere und mit ihnen seine Identität verloren hatte. Jahrzehntelang hatte die Arbeit ihre Persönlichkeit bestimmt, war alles gewesen, womit sie sich identifizierte.
    Am Freitagabend konnte sie den Gedanken an das Konzert des Dorforchesters nicht abschütteln. Die Carsely-Damen wären dort, und Agatha könnte mit in den Red Lion gehen, falls sie sich einsam fühlte, oder sich ihrem Garten widmen. Nicht, dass sie ihren Entschluss geändert hätte! Ein hübscher Garten steigerte nur den Wert der Immobilie.
    Früh am nächsten Morgen packte sie, zahlte ihre Rechnung und machte sich auf den Weg zur Paddington Station. Ihr Wagen stand in Oxford am Bahnhof. Wieder einmal fuhr sie zurück. »Oxford. Hier ist Oxford!«, rief der Schaffner. Alles wirkte seltsam vertraut, als sie vom Parkplatz die Worcester Street hinauf, in die Beaumont Street und die St. Giles entlang zur Woodstock Road Richtung Kreisel fuhr, wo sie die A-40-Umgehung nach Burford nahm, um von dort über die Hügel nach Stow-on-the-Wold und die A-44 nach Carsely zu gelangen.
    In der Lilac Lane machte sie eine Vollbremsung, als sie den roten Balken mit der Aufschrift VERKAUFT auf dem Schild vor Mrs. Barrs Haus bemerkte.
    Wie viel sie wohl gekriegt hat?, überlegte Agatha, während sie zu ihrer Einfahrt rollte. Das war fix gegangen! Ein Glück, dass sie die alte Schachtel los war. Hoffentlich zog nun jemand Nettes ein. Nicht, dass es für sie tatsächlich noch von Bedeutung war, denn sie würde ja wegziehen, wie sie sich abermals

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