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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Sonne. »Dieses Jahr wird er noch ziemlich unfertig aussehen, nächstes Jahr schon ein bisschen besser. Und in zwei Jahren etwa wird er anfangen, schön zu sein.
    Ein richtiger Garten braucht eben Zeit.«
    Bantry wusste, wovon er redete. Er verfügte über ein beachtliches Wissen und kannte alle seine Pflanzen so genau, dass er mit fast liebevoller Vertraut-heit von ihnen sprach. »Die hier ist ’n bisschen dämlich«, erklärte er, indem er auf eine frühe Kletterrose zeigte. »Denkt, es ist schon Juni. Macht das jedes Jahr, als ob sie es nicht erwarten kann, raus-zukommen und Hallo zu sagen.«
    Nicht weniger eindrucksvoll waren Bantrys orga-nisatorische Fähigkeiten. Er hatte sich eine kleine Truppe von treuen Hilfsgärtnern herangezogen, die ihm bei der Gartenpflege halfen, einer Mammut-aufgabe. Allmählich lernte Emma sie alle kennen, es waren sechzehn Dorfbewohner, angefangen mit der schüchternen elfjährigen Daphne Minion, deren besondere Liebe dem Ornamentgarten galt, bis hin zum bedächtigen Bert Potts, der mit seinen sechs-undachtzig Jahren noch die Apfelspaliere pflegte, die den großen Rasen säumten.
    Als Emma Bantry ein großes Kompliment machte, erwähnte er wie nebenbei, dass ihm seine Zeit in den Wisley Gardens schon sehr zunutze komme.
    Auf diese Weise erfuhr Emma, dass Bantry zehn Jahre lang in diesem fünfundsechzig Hektar großen und vielleicht berühmtesten aller Gärten der König-lichen Gartenbaugesellschaft gearbeitet hatte. Sie war ganz überwältigt, aber auf ihre ungläubigen, fast atemlosen Fragen zuckte er nur die Schultern und meinte, dass er alles in allem Penford Hall vorzog, wo er sich nicht »mit diesen vielen stinkenden Touristenbussen rumärgern« müsse.
    Diese Entdeckung führte zu weiteren. Als Emma Derek von Bantrys erlauchter Vergangenheit erzähl-te, erinnerte er sie an ein Gespräch, das am Abend von Emmas Ankunft in der Bibliothek stattgefun-den hatte. Unter der Hartnäckigkeit von Susannah hatte Kate zugegeben, dass sie und Nanny Cole früher einmal in Bournemouth gelebt hätten.
    Bantry, Kate und Nanny Cole, drei Pfeiler von Penford Hall, waren vor langer Zeit anscheinend einmal gezwungen gewesen, das Haus zu verlassen und sich anderswo einzurichten. Seltsam. Emma und Derek wollten wissen, ob das auch auf die anderen Bediensteten zutraf.
    Gezielte Fragen, die sie Mattie stellten, ergaben, dass Crowley in einem möblierten Zimmer in Plymouth gelebt hatte, als seine Enkelin geboren wurde. Hallard, Gash und Newland, so erfuhr Derek, hatten ebenfalls einige Jahre in London gelebt. Mit Ausnahme von Madame Rulenska waren alle Angestellten einmal von Penford Hall weg gewesen.
    Es war klar, dass Susannahs Vater nicht der Einzige gewesen war, der unter der Verarmung des alten Herzogs zu leiden hatte. Als sie vier Tage nach Syds Rückkehr zusammen in der Bibliothek saßen, mutmaßte Derek, dass Penford Hall, genau wie das Dorf, fast verlassen gewesen sein musste.
    »Graysons Vater hatte alle entlassen«, schloss Derek, »und als Grayson dazu in der Lage war, stellte er sie wieder ein. Das lässt auf große Loyalität schließen. Schade.«
    »Wir können eigentlich niemandem mehr trauen«, sagte Emma niedergeschlagen.
    »Doch, können wir«, erwiderte Derek. Er beugte sich vor. »Syd ist ein Außenstehender, und er wür-de alles tun, um seine Susie zu schützen. Und es wäre auch nicht weiter verwunderlich, wenn er ständig bei ihr sein wollte.« Derek seufzte. »Wenn wir nur irgendwas unternehmen könnten, um ihn aus seiner trübseligen Verfassung herauszuholen.«
    Emma nickte. Syd schien in der kurzen Zeit geal-tert zu sein und nahm seit seiner Rückkehr aus Plymouth alle Mahlzeiten auf seinem Zimmer ein.
    Wie Crowley erzählte, saß er nur da und starrte aus dem Fenster. Emma wusste, wohin sie gehen musste, wenn sie traurig oder schlecht gelaunt war, aber vielleicht war es naiv anzunehmen, dass es auch bei Syd funktionieren würde. Oder doch nicht?
    »Derek«, sagte sie langsam, »was ich jetzt sage, klingt vielleicht verrückt, aber … was halten Sie davon, wenn ich Syd mit in den Garten nehme und ihn bitte, mir zu helfen?«
    »Grüne Therapie?« Derek dachte nach, dann zuckte er die Schultern. »Warum nicht? Vielleicht lenkt es ihn ab und bringt ihn wieder etwas in Bewegung. Klingt gar nicht so dumm.«
    »Dann frage ich ihn morgen früh.« Emma blickte zufrieden in die Flammen.
    Derek räusperte sich. »Was den Kapellgarten an-betrifft«, fing er an. »Tut mir Leid, dass ich

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