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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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bisher noch nicht mit Hand anlegen konnte. Die verflixte Laterne zu suchen ist komplizierter, als ich zu-nächst dachte. Das Haus hat so viele Tunnel, es ist der reinste Karnickelbau.«
    »Klingt ziemlich unheimlich.«
    Derek lachte. »Nicht wirklich. Aber wenn man die ganze Zeit dort herumkriecht, vermisst man schon die Sonne. Mir kommt es vor, als ob ich in letzter Zeit jeden Tag im Dunkeln verbringe.« Er warf Emma einen kurzen Blick zu, dann sah er verlegen auf seine Schuhspitzen. »Auch unsere netten Gespräche gehen mir ab.«
    »Wirklich?«, fragte Emma überrascht. »Mir nämlich auch. Ich wünschte mir nur, wir müssten uns nicht immer über so furchtbare Dinge unterhalten.«
    »Ich weiß, was Sie meinen. Es scheint, dass wir den gepflegten Smalltalk glatt übersprungen haben, um gleich zu … na ja … zum Thema Mord zu kommen. Mord, Diebstahl, versuchter Mord, Selbstmord. Wissen Sie, ich hatte immer gedacht, Detektivarbeit sei faszinierend, und das ist sie auch, aber sie ist auch ein bisschen …«
    »Verstörend?«, fragte Emma.
    »Ja, das ist sie.« Er biss sich auf die Lippen, dann drehte er sich zu ihr. »Hören Sie, warum gönnen wir uns nicht mal einen freien Abend? Einfach, um mal … ach, über irgendwas anderes zu reden. Ich habe das Gefühl, dass ich Sie kaum kenne.«
    »Da gibt’s auch nicht viel zu kennen«, sagte Em-ma achselzuckend. »Ich bin in Connecticut geboren und aufgewachsen, habe aber mein ganzes erwachsenes Leben in der Gegend von Boston verbracht.
    Ich habe am MIT studiert und sofort nach dem College angefangen zu arbeiten. Ich bin immer noch bei derselben Firma, obwohl ich inzwischen auf der Leiter ein paar Sprossen weitergekommen bin. Ich mag meine Arbeit, aber wie Sie vielleicht inzwischen bemerkt haben, bin ich auch eine leidenschaftliche Gärtnerin. Das war’s so ungefähr.«
    Emma seufzte. Wie karg ihr Lebenslauf klang, dachte sie. »Um ganz ehrlich zu sein, Penford Hall ist das Aufregendste, was mir je passiert ist.«
    »Für mich war es die Geburt meiner Kinder«, sagte Derek. »Ich will Sie nicht damit langweilen, aber Peter und Nell sind wirklich die wunderbars-ten Kinder, die sich ein Mann nur wünschen kann.«
    Er beugte sich vor, um ein Staubkörnchen von seinem linken Schuh zu wischen. »Haben Sie welche?
    Kinder, meine ich.«
    »Nein.« Emma fasste an ihre Brille. »Eigentlich wollte ich nie welche.«
    »Sie wollten nie Kinder?« Es klang ungläubig.
    »Ich muss wirklich sagen, dass ich mir ein Leben ohne Peter und Nell gar nicht vorstellen könnte.
    Aber natürlich, mit Ihrer Arbeit und … äh, wo Sie allein sind, ist es wohl ganz vernünftig, keine Kinder zu haben. Das heißt, ich weiß ja gar nicht, ob Sie allein leben.« Er hüstelte nervös und sah ins Feuer. »Ich will ja nicht neugierig sein. Es ist nur –
    Nell wollte es wissen und, na ja, ich hab ihr gesagt, dass es natürlich jemand in Ihrem Leben geben muss. Dieser Richard …?«

    »Richard hat vor zwei Monaten geheiratet«, sagte Emma.
    »Geheiratet?« Derek drehte sich in seinem Sessel herum und sah sie ungläubig an. »Jemand anderes?«
    Unabhängigkeitserklärungen, Scheidungsstatisti-ken und überzeugende Argumente gegen überholte gesellschaftliche Vertragsformen schossen Emma durch den Kopf, aber mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass sie nichts in den Händen hielt: Sie konnte sich weder das Gesicht mit Erde schmutzig machen noch ihr Besteck auf den Boden werfen und auch nichts auf den wertvollen Teppich vergießen, außer vielleicht Tränen; aber ihr war im Moment ganz und gar nicht nach Weinen zu Mute. Sie saß da und brachte keinen Ton heraus. Sie senkte den Kopf, um ihre Verwirrung zu überspielen, und merkte plötzlich, wie vor ihren Augen alles ver-schwamm, als die Brille ihr von der Nase rutschte.
    Emma griff danach, aber Derek war schneller und fing sie auf. Er hob den Blick von der Brille zu ihrem Gesicht, und seine Finger berührten Emmas Wange, als er nach dem linken Bügel der Brille langte, der immer noch über ihrem Ohr hing. Als er ihn abnahm, spürte Emma ein leichtes Kitzeln, und sie bekam eine Gänsehaut auf den Armen.
    »Sieht aus, als ob eine Schraube rausgefallen ist«, stellte er fest. »Ich sehe mal nach, ob ich sie finde.«
    Auf Händen und Knien suchte er den Teppich ab, und einen Augenblick später setzte er sich auf die Fersen und hielt die Schraube triumphierend hoch.
    »Da ist sie«, sagte er. »Ich habe ziemlich scharfe Augen, müssen Sie wissen.«
    »O Gott«, war

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