und der verschwiegene Verdacht
Beatrice gefangen nehmen ließ, während sich Syd über die Missgeschicke des faulen Tauge-nichts Higgins amüsierte.
Der Einzige, der nicht amüsiert war, war Derek, und zwar deshalb, weil er es nie schaffte, in den Garten zu kommen. Nell schien die ständige Abwesenheit ihres Vaters mit Gelassenheit hinzunehmen.
Und obwohl Peter ebenfalls nicht darüber sprach, kam man nicht umhin zu bemerken, wie er jedes Mal den Kopf drehte, wenn die grüne Tür geöffnet wurde, noch konnte man die Enttäuschung in seinen Augen übersehen, wenn es wieder nur Bantry oder Syd Bishop war.
Emma sagte sich, dass es ganz gut so war. Sie wusste nicht genau, was zwischen ihr und Derek vorging, aber was es auch war, sie wollte, dass es aufhörte, ehe es überhand nahm. Es wäre unfair gegen Peter und Nell, wenn sie und Derek etwas anfangen würden, was nicht von Dauer war. Kinder brauchten eine Zukunft, und das war etwas, was Emma ihnen einfach nicht geben konnte.
16
EMMA SASS ALLEIN im Speisezimmer beim Abendessen. Seit Susannahs Unfall waren acht Tage vergangen, doch die Woche war Emma ungewöhnlich lang vorgekommen. Die Kerzen brannten, und Crowley hatte sie zu ihrem Stuhl geleitet, jedoch war ihr Gedeck das einzige auf dem Tisch. Crowley sagte ihr, die Kinder hätten im Kinderzimmer mit Nanny Cole zu Abend gegessen und Syd Bishop habe sich sein Essen aufs Zimmer bringen lassen und sei gleich danach zu Bett gegangen.
»Ihm fehlt nichts, Miss Porter«, versicherte Crowley ihr, als sie sich besorgt zeigte. »Ganz im Gegenteil. Er sagte Hallard, dass er früh zu Bett gehen wollte, um morgen bei Tagesanbruch ›frisch und munter‹ zu sein. Die Gartenarbeit scheint ihm zu bekommen.«
Was Derek anbetraf, wusste Crowley nur, dass Mr Harris sich am späten Nachmittag auf sein Zimmer zurückgezogen hatte mit der Anweisung, er wolle von keinem der Bediensteten gestört werden.
Emma sagte sich, dass sie die neueste Kreation von Nanny Cole – ein Kleid mit William-Morris-Blumenmuster aus Bronze-, Gold- und Kupfertönen –
schließlich zu ihrem eigenen Vergnügen angezogen habe und nicht Dereks wegen. Trotzdem musste sie zugeben, dass sie, hätte sie gewusst, dass Crowley ihre einzige Gesellschaft im Speisezimmer sein würde, das Abendessen kaum so ungeduldig erwartet hätte.
Emma beendete ihre Mahlzeit schnell, dann ging sie hinauf in ihr Zimmer, um sich Rock und Bluse und darüber Nanny Coles heidefarbenen Angora-pulli anzuziehen. Sie machte sich auf in die Bibliothek, klopfte jedoch im Vorbeigehen kurz an Dereks Tür, in der Hoffnung, dass seine Anweisung an die Dienerschaft nicht auch sie beträfe. Als sie keine Antwort bekam, ging sie weiter. Normalerweise war sie um zehn Uhr bereits im Bett, aber sie wollte noch ein wenig über Bourbon-Rosen nachlesen, und dieser Abend war eine gute Gelegenheit dazu.
Auf ihrem Weg zur Treppe warf sie einen kurzen Blick in ein paar weitere Räume, dann schlenderte sie zum Billardzimmer, Musikzimmer, in den Salon und verschiedene weitere Räume im ersten Stock, um sich schließlich mit dem gewünschten Buch in der Hand in der Bibliothek niederzulassen.
Als die Standuhr in der Ecke zehn schlug, bekam Emma Lust, noch etwas an die frische Luft zu gehen. Mit einer Taschenlampe, die Crowley ihr gebracht hatte, machte sie sich auf den Weg zur Kapelle. Der Mond war noch nicht aufgegangen, aber der Himmel war mit Sternen übersät. Die Burgruine war ein Labyrinth von Schatten, und sie musste aufpassen, dass sie nicht stolperte und hinschlug.
Obwohl sie es nicht eilig hatte, ging sie recht schnell, weil sie wusste, dass sie danach gut schlafen würde. Als sie die niedrige runde Tür der Kapelle öffnete, sah sie, dass sie nicht allein war.
Doch nicht Derek, sondern sein Sohn war da. Peter trug einen blauen Wollblouson über seinem gestreiften Schlafanzug, dazu hatte er dicke Socken an den Füßen, die er in seine Lederpantoffeln ge-zwängt hatte. In der Hand hielt er eine Notleuchte, wie Emma sie zu Hause in ihrem Auto hatte. Er war schon halb auf dem Weg zur Hintertür, als Emma ihn im Schein ihrer Taschenlampe entdeckte.
Als sie ihn ansprach, blieb er stehen.
»Es tut mir Leid«, sagte Emma. »Ich wollte dich nicht stören. Wenn du willst, gehe ich wieder.«
Peter drehte sich zu ihr um, dann wandte er sich wieder ab. Er zuckte die Schultern. »Sie können gerne bleiben.«
Emma zögerte. Zwar respektierte sie Peters Pri-vatleben, aber es interessierte sie schon, was er mitten in der Nacht hier in
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