und der verschwiegene Verdacht
bemerkt hätte. Emmas einziger Versuch, sich persönlich zu bedanken, wurde barsch zurückgewiesen. »Sein Se nicht albern, und jetzt raus aus meinem Arbeitszimmer.«
Woraufhin Emma sich darauf beschränkte, Nanny Coles Arbeitszimmer wenigstens jeden Tag mit frischen Blumen zu versorgen.
Emma verbrachte lange Nachmittage mit Bantry in der Bibliothek, wo sie Listen von Pflanzen zu-sammenstellten und darüber diskutierten, was im Kapellgarten wo gepflanzt werden sollte. Bantry bestand darauf, nur grobe Skizzen von Emmas Plä-
nen zu benutzen, denn er behauptete steif und fest, dass der Herzog die Originale bestimmt rahmen wolle. Er schloss sich auch Emmas intuitiver Überzeugung an, dass alles, was im Kapellgarten gepflanzt werden sollte, aus den anderen Gärten von Penford Hall kommen müsse. »Die alte Herzogin hätte es auch so gewollt«, bestätigte er, »und wir haben so viele Pflanzen zur Auswahl.«
Das war leicht untertrieben, wie Emma bald feststellte. Die Gärten in den ehemaligen Räumen der Burgruine waren so gut gepflegt und so reichhaltig, wie Emma es kaum anderswo gesehen hatte. Der Steingarten war überwältigend – ein pastellfarbenes Aquarell aus himmelblauen Primeln und weißen Schleifenblumen, violetten Lobelien und rosarotem Seifenkraut. Schleifenblumen und Primeln, entschied Emma, würden sich wunderbar als Einfas-sung für den Plattenweg und das Bassin eignen.
Im Rosengarten gab es bereits ganze Wolken von Blüten der frühen Sorten, und Bantry beschrieb ihr jene Sorten, die noch nicht aufgeblüht waren. Em-ma wählte als Ranke um die grüne Tür eine duftende Bourbon-Rose – Madame Isaac Pereire , wie Bantry sie nannte – und eine Teerosen-Hybride, die sie neben die Holzbank pflanzen wollte. Der Ornamentgarten verzauberte Emma ganz besonders.
Hier bildeten kurz geschnittene ineinander greifen-de Schlingen aus niedrigen Hecken ein reizvolles Muster aus Doppelknoten, auf deren Innenflächen eine reiche Auswahl an Kräutern wuchs. Hier entdeckte sie den tiefvioletten Schopflavendel, den sie auf beide Seiten der Kapellentür pflanzen wollte, zusammen mit rotem Salbei, bronzefarbenem Fenchel, Engelwurz und goldener Melisse. Die Staudenrabatte, die ihr gleich am ersten Tag in der Burgruine aufgefallen war, erwies sich ebenfalls als reinste Schatzkiste. Rittersporn und Klematis würden einen weichen Gegensatz zu den Granitmauern bilden, und Iris, Pfingstrosen, Akelei und ganze Scharen von anderen althergebrachten Blumen würden den Hochbeeten erneut zu Farbe und Form verhelfen.
»Ich würde gern zwei Sommerfliederbüsche in die Ecken pflanzen, wo die Kapellenmauer mit der Gartenmauer zusammenstößt«, erklärte Emma Bantry, »und in die Mitte von jeder der langen Mauern möchte ich eine andere Sorte von Kletterrose setzen. Dazwischen und in die restlichen Ecken pflanzen wir dann Stauden – Lupinen, Malven und so weiter – und davor niedrigere Sorten. Dann folgen rankende Pflanzen, die sich bis zum Rasen aus-breiten können. Rosarotes Seifenkraut würde sich wunderbar machen oder Verbenen. Und dann brauchen wir noch etwas Besonderes für die Stein-konsolen in den Ecken.«
»Wir hätten ein paar schöne Orchideen im Ge-wächshaus«, schlug Bantry vor.
»Gewächshaus?«, fragte Emma. In den Zeichnungen der Gebäude, die Derek ihr gezeigt hatte, war kein Gewächshaus zu sehen gewesen.
»Seine Hoheit hat es vor zwei Jahren bauen lassen«, erklärte Bantry. »Miss Kate hat nämlich eine Schwäche für Orchideen.«
Den nächsten Tag verbrachten sie im Gewächshaus von Penford Hall, das genau genommen aus einem zweistöckigen Gebäude mit Glaswänden bestand, das an den Westflügel angebaut war. Ein Teil davon war Orchideen, Farnen und Palmen vorbe-halten, ein anderer enthielt Miniatur-Obstbäume und Buchsbäumchen mit Zierschnitt, ein dritter, wie Emma schmunzelnd feststellte, sorgte für Nells regelmäßigen Nachschub an Erdbeeren. Zusammen mit dem, was draußen in den Gartenräumen wuchs, hatte Emma nun alles, was sie brauchte.
»Bitte verstehen Sie das nicht als Meckern, Miss Emma«, sagte Bantry vorsichtig, »aber der Kapellgarten wird bis August noch nicht so toll aussehen.«
»Das weiß ich, aber ich fürchte, es wird bedeu-tend schwerer sein, es Grayson klar zu machen«, sagte Emma mit einem Seufzer. »Er hat zwar gesagt, der Garten brauche noch nicht perfekt zu sein, aber ich glaube, er hat keine Vorstellung, wie wenig perfekt er aussehen wird.«
»Hmm.« Bantry blinzelte in die
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