und der verschwiegene Verdacht
Vaters rächen will, gräbt Winslow aus – deinen Schulfreund, den Banker –, und Winslow entdeckt, dass an Lex’
Konten etwas faul ist. Susannah kommt nach Penford Hall und denkt an Erpressung …«
»Um das Haus Penford für den Tod ihres Vaters zu strafen«, schloss Derek.
»Und es endet damit, dass ihr jemand den Kopf einschlägt.«
»So weit die Kurzfassung«, sagte Derek.
Emma runzelte die Stirn. »Aber es sind schon fünf Jahre seit Lex’ Tod. Warum hat Susannah so lange gewartet?«
»Weil sie erst einen kooperativen Banker finden musste?«, schlug Derek vor. »Es könnte schon etwas dauern, bis man den alten Winslow umgarnt hat.« Seufzend trank er den Rest Whisky aus und stellte das Glas auf den Kaminsims. »Was für ein kompliziertes Netz wir hier geknüpft haben, Emma.
Und kein einziger Faden, der für die Polizei taugt.«
»Da bin ich mir gar nicht so sicher.« Emma trommelte mit dem Finger gegen das Glas. »Susannah wäre doch nicht mit leeren Händen nach Penford Hall gekommen, nicht wenn sie eine solche Rechnung zu begleichen hätte. Ich vermute, Winslow hat ihr mehr erzählt, als sie verraten hat. Ich würde wetten, dass sie irgendeinen Beweis mitgebracht hat, den sie Grayson unter die Nase halten wollte.«
»Schade, dass sie uns nicht sagen kann, wo wir ihn finden«, sagte Derek. »Übrigens, was halten Sie von Susannahs Gedächtnisverlust? Könnte sie den womöglich simulieren?«
»Möglicherweise. Am klügsten wäre es, wenn sie behauptete, alles vergessen zu haben. Schließ-
lich ist sie in Graysons und Kates Händen.« Emma schwenkte den Whisky in ihrem Glas. »Nachdem Sie weggegangen sind, hatte ich ein interessantes Gespräch mit Kate. Sie ist genauso besessen von Penford Hall wie Grayson.«
»Eine unglückliche Wortwahl, aber ich verstehe, was Sie meinen. Es würde auch Sinn machen, wenn Susannah den Weg über Kate wählte, um an Grayson heranzutreten. Kate ist nun mal seine Berate-rin.«
»Mir fiel gerade ein … Vielleicht hatte sich Kate im Kapellgarten mit Susannah verabredet, um über ihre Forderungen zu sprechen. Und vielleicht ist die Sache etwas außer Kontrolle geraten.« Emma ließ sich den Ablauf der Geschehnisse nochmals durch den Kopf gehen: die Konfrontation im Garten, ein bitterböses Wortgefecht, der plötzliche Griff nach dem Stiel des Grubbers, das Reißen der Plane, der lautlose Sturz, die panikartige Flucht. »Wer immer die Segeltuchplane von dem Schubkarren gezerrt hat, weiß etwas über Susannahs Unfall«, schloss Emma. »Ich hatte gehofft, wir könnten die Plane nach Fingerabdrücken untersuchen lassen, aber als ich Bantry heute Morgen danach fragte, hatte er sie schon gereinigt.«
Derek schlenderte vom Kamin zu Emma und blieb neben ihrem Sessel stehen. Schweigend sah er sie eine lange Zeit an, dann nickte er, als ob er etwas bestätigen wollte. »Sie sind wirklich gut, wissen Sie das?«
»Wieso?« Emma nahm verlegen ihr Glas in die Hand.
»Na ja, wie aufmerksam Sie alles beobachten und die einzelnen Puzzleteile im Geiste zusammensetzen.
Sie sind fantasiebegabt – Fantasie ist nicht gerade meine starke Seite.«
»Meine auch nicht«, protestierte Emma. »Ich versuche nur, logisch zu denken.«
»Unsinn«, widersprach Derek sanft. »Sie sind sehr kreativ. Natürlich können Sie auch logisch denken, aber was nützt Logik ohne Intuition?« Er vergrub die Hände in den Taschen seiner verwaschenen Jeans und drehte sich zum Feuer. »Warum haben Sie mir gestern Abend im Kinderzimmer nicht von der Plane erzählt?«
»Ach, ich weiß auch nicht.« Im Licht des Feuers hatten Dereks blaue Augen wieder dieses intensive Strahlen wie am Abend zuvor. »Es schien mir einfach nicht der richtige Moment und der richtige Ort.«
»Vermutlich nicht«, räumte Derek ein. »Es war ein schöner Abend.« Unsicher sah er Emma an.
»Für Sie auch?«
Emma nickte so energisch, dass Whisky aus ihrem Glas auf den Perserteppich schwappte. Als Derek sich hinkniete, um den Spritzer mit dem Taschentuch wegzuwischen, schrumpfte sie förmlich in ihrem Sessel, rot vor Verlegenheit.
»Überhaupt wollte ich Ihnen noch für den Tritt vors Schienbein danken«, sagte Derek. »Ich war wohl nicht ganz bei der Sache, glaube ich. Nell hat sich schon oft darüber beklagt, aber ich dachte, dass es nicht so ernst zu nehmen sei, weil sie eben
… nun ja, eben Nell ist. Die meiste Zeit weiß ich sowieso nicht, wovon sie spricht. Aber so ein Tritt vors Schienbein ist schwer zu ignorieren.« Er
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