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Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Titel: Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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herabgelassen wurde, sie jäh aus dem Schlummer riß.
    Connor war nicht mehr da. Sie wußte, noch bevor ihre Füße den Boden berührten, daß er die sichere Festung verließ. Auf dem Weg zum Fenster griff sie nach ihrem Plaid und hüllte sich darin ein.
    Der Anblick, der sich ihr bot, war bedrohlich. Eine Prozession von Soldaten zu Pferd, jeder mit einer Fackel in der einen und einem Strick in der anderen Hand, überquerten die Brücke und schleiften einen knochigen Kadaver hinter sich her. Das Trappeln der Hufe konnte das Klacken der Knochen auf den Holzbohlen nicht übertönen.
    Connor führte die Truppe zu den Ruinen. Dort angekommen, stiegen die Männer ab. Sie bildeten einen Halbkreis, in deren Mitte vier Männer eine Grube auszuheben begannen. Die Umrisse ihrer muskulösen Gestalten warfen unheimliche Schatten im flackernden Licht, während sie große Klumpen Erde ausstachen und sie zur Seite schaufelten.
    Das Loch war tief. Ein anderer Soldat trat an den Rand, streckte den Arm aus, und half den vieren nacheinander heraus. Die Fackeln wurden in den Boden gerammt, dann zogen alle Männer gleichzeitig an ihren Stricken. Der Kadaver rutschte über den Boden, blieb einen Moment am Rand der Grube hängen und stürzte dann hinein. Die Stricke glitten wie lebendige Schlangen hinterher.
    Nun machten die Männer sich daran, die Grube wieder mit Erde aufzufüllen. Eine einzige Fackel wurde in die aufgewühlte Erde gesteckt.
    Einen Augenblick später kam die Prozession in vollem Galopp über die Zugbrücke zurück. Die Fackel brannte in den Ruinen wie ein Grablicht, das über die Toten wachte. Sie leuchtete noch einen Moment hell, dann flackerte sie und erlosch.
    Brenna hielt am Fenster Ausschau nach ihrem Mann.
    Als Quinlan und Crispin einen Moment später auf das Haus zugingen, trat sie zurück, damit niemand sie sah. Die Soldaten waren zum See geritten, um sich den Dreck abzuwaschen, und Brenna nahm an, daß Connor bei ihnen war.
    Beinahe eine volle Stunde verstrich, bis sie ihn den Pfad heraufkommen sah. Bei seinem Anblick stockte ihr der Atem. Das Licht der Fackel, die er in der Hand hielt, ließ seinen nackten Oberkörper golden glänzen. Zuerst spürte sie die Gefahr, die von ihm ausging, nicht, doch als er näher kam, bemerkte sie, wie er sich verändert hatte. Er bewegte sich wie ein Raubtier. Seine harten angespannten Muskeln bewegten sich unter der Haut, und sein Blick war scharf und wachsam.
    Er war bereit zuzuschlagen. Die Macht und die Kraft, die von seinem Körper ausging, ließ ihr Herz schneller schlagen. Sie fröstelte, und ihre Hände bebten, als sie das Plaid enger um den Körper zog. Dann schüttelte sie leicht den Kopf. Sie benahm sich albern. Er war ihr Mann, kein Fremder mehr. Dennoch ließ sich ihr Instinkt nicht beruhigen. Und sie begriff auch, warum, als er den Innenhof erreicht hatte.
    Sie spürte seinen Zorn, bevor sie es sah. Mit gesenktem Kopf ging er den Furchen nach, die Gillys Kadaver im Boden hinterlassen hatte. Als er die Stelle erreicht hatte, um die herum die Soldaten am Abend den Kreis gebildet hatten, blieb er stehen. Er schauderte, dann straffte er den Körper und legte den Kopf in den Nacken, um in den Himmel zu sehen. In dem Licht der Kerze wirkte sein Gesicht fahl, die Züge scharfkantig und durch Zorn betont. Eine Ader in seinem Hals trat hervor, und die Muskeln seiner Schultern spannten sich an.
    Er war verzehrt von Haß. Brenna blickte in die kalten Augen eines Wilden, denn nun war er von seinem Zorn beherrscht. Er schleuderte die Fackel von sich, packte sein Schwert mit beiden Händen und rammte es mit aller Kraft in den blutgetränkten Boden.
    Es war ein beängstigender Anblick. Brenna konnte sich nicht bewegen, konnte nicht atmen, konnte keinen Laut von sich geben.
    Ihr Blick löste sich von ihm und glitt zu der Ruine der alten Burg. Plötzlich verstand sie es. Connor hatte ihr erzählt, daß sein Vater dort gestorben war, aber sie hatte nicht weiter nachgefragt, woran oder durch wen. Nun brauchte sie ihn nicht mehr zu fragen, denn in ihrem Herzen hatte sie Gewißheit.
    Brenna holte tief Luft und wandte ihren Blick wieder ihrem Mann zu. Sie zuckte zusammen, als sie sah, daß er zu ihr aufblickte. Ihre Blicke hielten einander scheinbar eine Ewigkeit fest, dann wandte er sich ab. Er zog das Schwert aus dem Boden und kehrte zum Pfad zurück.
    Sie rief seinen Namen. In seinen Augen brannte noch immer Haß, als er zu ihr aufblickte. Sie hätte sich fürchten müssen, aber sie

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