Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
wurde schärfer. »Ich habe dir aber nicht erlaubt, mich zu beleidigen. Du wirst nie wieder so mit mir reden, hast du das verstanden?«
»Und Ihr werdet mich nie wieder so kränken?«
»Dies ist kein Markt, auf dem wir feilschen, Frau!«
Sein Zorn ließ sie zusammenzucken. Sie mußte sich etwas ausdenken, das ihn ein wenig beruhigen würde, doch es durfte keine direkte Lüge sein.
»Wenn ich mich an jedes einzelne Wort erinnern könnte, dann würde ich bestimmt das meiste davon zurücknehmen wollen, und –«
»Ich erinnere mich an jedes Wort«, unterbrach er sie. »In welcher Sprache soll ich sie wiederholen? In deiner oder meiner? Du schienst dich während deiner Schimpftirade nicht entscheiden zu können.«
»Ich glaube wirklich nicht, daß Ihr alles –«
Sie brach ab, als er begann, sie zu zitieren, zuckte zusammen, wenn er Wörter wie »Schwein«, »Ziegenbock« oder »Pferdehintern« aussprach, und als er fertig war, senkte sie beschämt den Kopf. »Ich hätte das nicht sagen sollen.«
»Das ist richtig. Das hättest du nicht sagen sollen.«
»Warum werft Ihr mich denn auch aus Eurer Schlafkammer?«
»Hättest du nach letzter Nacht etwa bleiben wollen?«
»Wie kommt Ihr darauf, daß ich das nicht wollte?«
»Hörst du endlich auf, auf meine Frage mit Gegenfragen zu reagieren?«
»Ja, natürlich will ich bei Euch bleiben«, schrie sie plötzlich. »Ich bin Eure Frau und keine Magd, die Ihr nach Belieben in Euer Bett holen und wieder daraus entfernen könnt!«
»Aber ich muß dir weh getan haben!« Connor war inzwischen wütend auf sich selbst; wie hatte er in der vergangenen Nacht nur so gründlich die Kontrolle über sich verlieren können?
»Ja, Ihr habt mir weh getan! Das habe ich Euch schon mehrmals gesagt. Habt Ihr denn gar nicht hingehört? Ich weiß ja inzwischen, daß Ihr ein gut funktionierendes Gedächtnis habt, schließlich konntet ihr jedes Wort eben wiederholen! Ist es ein Wunder, daß ich verletzt war? Ich hatte gerade erst gemerkt, wie sehr ich …«
»Wie sehr du was?«
Sie schüttelte den Kopf. Sie dachte nicht daran, ihm zu gestehen, daß sie immer mehr für ihn empfand, und so ließ sie sich rasch etwas anderes einfallen. »Es war so demütigend, daß Quinlan mir Eure Entscheidung überbrachte.«
»Worum geht es denn nun schon wieder?« verlangte er stöhnend zu wissen.
Ihre Hände ballten sich an den Seiten zu Fäusten. Wie konnte er es wagen, auch noch so zu tun, als würde er nicht verstehen? Glaubte er etwa, daß sie so naiv war und sich so leicht zum Narren halten ließ? Oder war sie so unbedeutend für ihn, daß er schon vergessen hatte, womit er sie kränkte?
»Ihr versucht absichtlich, mich zu reizen, nicht wahr? Oh, jetzt verstehe ich alles! Ihr befürchtet, daß ich mich in Euch verlieben könnte und wollt es verhindern, indem Ihr mir immer wieder weh tut, richtig? Nun, das wird aber nicht klappen, glaubt es mir. Auf die eine oder andere Art werde ich Euch dazu bringen, daß Ihr mich mögt, so daß ihr Rücksicht auf mich nehmen müßt! O ja, das werde ich, es sei denn, Eure Kälte bringt mich vorher um! Das ist nur gerecht, Connor … wenn es mir schlechtgeht, soll es auch Euch schlechtgehen. Ich bin keine gemeine Dirne, und ich lasse mich auch nicht als solche behandeln! Meine Mutter würde einen Monat lang nur weinen, wenn sie wüßte, wie groß das Ausmaß meiner Demütigung ist! Ihr habt Euch nicht einmal die Mühe gemacht, es mir selbst mitzuteilen – Ihr habt Quinlan vorgeschickt, und nun verschwindet Ihr einfach, ohne mir vorher auch nur einen Hinweis oder eine Warnung gegeben zu haben. Ich wollte Euch ein Medaillon machen lassen, damit Ihr es zu mir schicken könnt, falls Ihr mich jemals brauchen solltet. Aber Ihr hättet es ja nicht einmal getragen, nicht wahr? Und warum? Doch nur deswegen, weil Ihr dieser blödsinnigen Ansicht seid, daß es beleidigend ist, wenn ich auch nur andeute, Ihr könntet mich einmal brauchen. Oh, ja, ich kann mich genau daran erinnern, was Ihr gesagt habt, als ich Euch von dem Medaillon und der Tradition in unserer Familie erzählt habt. Ihr habt mir befohlen, die Kette wegzuwerfen, weil sie Euch beleidigt, und was mir das Herz bricht, ist die Erkenntnis, daß Euch alles, was mir wichtig ist, vollkommen gleichgültig ist!«
Sie schwor, nun kein Wort mehr zu sagen, brach den Schwur aber einen Moment später schon wieder. »Ich möchte Euch nur noch eine einzige Sache sagen, bevor ich zurück ins Haus gehe und so tue, als
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