Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
wäre ich nicht mit Euch verheiratet! Ehemänner sagen Ihren Frauen, wenn sie fortgehen, und sie verabschieden sich und küssen sie auch!«
Erst als ihr die Tränen schon über die Wangen rannen, bemerkte sie, daß sie weinte. Ihr eigenes Verhalten bereitete ihr Übelkeit, denn nun hatte sie sich nicht nur erniedrigt, indem sie ihrem Mann schreckliche Beleidigungen an den Kopf geworfen hatte – Lieber Gott, verzeih mir, daß ich ihn Pferdehintern genannt habe! –, sie war auch noch vor ihm zusammengebrochen.
Wie sollte sie ihn jemals dazu bringen, daß er sie mehr als nur ein bißchen mochte, wenn sie sich in einem Moment wie eine Furie und im anderen wie ein weinerliches Mädchen verhielt? Niemals – niemals konnte ihr das gelingen, denn nun war es natürlich schon zu spät, der Schaden war angerichtet. Nichts würde mehr in Ordnung kommen. Gar nichts.
Alecs Ruf ersparte ihr eine weitere Demütigung, falls es überhaupt noch möglich war. Sein älterer Bruder war offenbar ungeduldig geworden und befahl Connor nun lautstark, sich ein wenig zu beeilen.
»Ich habe Euch schon lange genug aufgehalten«, flüsterte sie.
Er stimmte ihr weder zu, noch tat er es nicht; genau genommen sagte er kein einziges Wort. Er stand einfach nur da und starrte sie an. Sein Gesichtsausdruck deutete darauf hin, daß ihr soeben ein paar rote Bockshörner gewachsen waren, aber sie hatte keine Ahnung, ob sie etwas dagegen tun konnte.
O Gott, sie hatte ihn in eine Art Schock versetzt! Ihre Gedanken rasten, um sich an jedes einzelne Wort zu erinnern, das sie dieses Mal gesagt hatte. Sie wußte, daß sie sich ein wenig in Rage geredet hatte, aber sie war sicher, nun ja, fast sicher, daß sie ihn diesmal nicht »Schwein« oder »Ziegenbock« nannte. Hatte sie etwas noch Schlimmeres von sich gegeben? Sie hoffte inständig, daß es nicht wahr war, aber wenn doch, dann mochte Gott ihren drei Brüdern, Gillian, William und Arthur gnädig sein, denn es war ganz allein ihre Schuld, und wenn sie sie das nächste Mal traf, dann würde sie ihnen eine Strafpredigt halten, weil sie früher in ihrer Gegenwart immer solche Kraftausdrücke gebrauchten. Sie hatten es natürlich immer mit Absicht getan, weil sie genau wußten, daß sie zu jung war, um die Worte zu verstehen, nicht aber, um sie nicht bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten zu wiederholen. O Gott, was war es nur gewesen, was hatte sie nun wieder verbrochen?
»Connor, wenn ich Euch schon wieder mit einem Schimpfwort bedacht habe, dann muß es meinem Unterbewußtsein entsprungen sein, wo ich diese Wörter verstaue, seit ich als Kind von meinen älteren Brüdern …« Sie verstummte, als sie merkte, daß sie es nicht besser machte. »Warum geht Ihr nicht? Ihr seht aus, als wolltet Ihr Euch auf mich stürzen, und wenn dem so ist, dann macht doch bitte voran. Ich kann das Warten nicht mehr ertragen.«
»Du weißt nicht mehr, was du gesagt hast?«
Seine Frage verwirrte sie nur noch mehr. »Doch, schon, zum mindestens einen Teil davon. Ich weiß ja durchaus, daß ich nicht im Zorn sprechen soll, aber ich tu es dennoch immer wieder. Ich nehme an, ich habe etwas gesagt, was ich nicht hätte sagen sollen. Ja?«
Gott, das mußte die Untertreibung des Jahres sein. Seit sie die Stallungen betreten und den Mund aufgemacht hatte, waren Wörter herausgekommen, die man besser niemals äußerte.
»Ich muß gehen.«
»Ja«, sagte sie mit einem erleichterten Seufzen, das von Herzen kam.
Connor öffnete das Tor und bedeutete ihr, voranzugehen. Sie spürte seinen Blick, als sie sich an ihm vorbeischob, hielt jedoch ihren Kopf gesenkt, damit sie nicht in seine Augen sehen mußte, die ganz gewiß noch vor Zorn glühten. Und er war plötzlich so wachsam! Was, lieber Gott, was hatte sie nur gesagt?
Sie wollte ihm nicht hinterhersehen, wenn er die Festung verließ, denn sie wußte, daß sie dann das bißchen Beherrschung, das sie gerade noch aufrecht hielt, verlieren und in lautes Geheul ausbrechen würde. Was für einen phantastischen letzten Eindruck würde sie ihm damit von sich geben …
»Lebt wohl«, flüsterte sie, als sie im Gang stehenblieb. »Paßt auf Euch auf.«
Er hatte ihr nichts mehr zu sagen. Ohne ein Wort schob er sich an ihr vorbei und ging hinaus. Einmal blickte er, immer noch wachsam, über die Schulter zurück. Bestimmt erkannte er, wie elend sie sich fühlte, und freute sich, daß sie für ihr Verhalten büßen mußte.
Und dann war er fort. Sie blieb im Stall und lauschte
Weitere Kostenlose Bücher