Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
es war bestimmt nicht gut, ihr diese Tatsache mitzuteilen. »Ich habe mich in seiner Gegenwart nie genötigt gefühlt, meine Worte zu beschönen oder zwanzig Schritte hinter ihm zu gehen. Die Erfahrung und das Alter hat Kincaid gelehrt, erst genau zuzuhören, bevor er handelt – zumindest ist es das, was ich gehört habe –, so daß er mich nicht so einschüchtert wie –«
»Wie Connor?«
»Bitte, Frau, versucht nicht, meine Gedanken zu lesen! Die Art und Weise, wie die Männer reagieren, die mit Connor zusammentreffen, hat mich … vorsichtig gemacht. Ihr dürft nicht vergessen, daß Gott Euch beschützen wird. Und Gottes Wille ist manchmal zu kompliziert, als daß ein kleines Menschlein den Sinn erkennen könnte.«
Sollte sie sich durch seine Bemerkungen etwa getröstet fühlen? Und wenn ja – warum war ihr plötzlich zum Weinen zumute?
»Aber ich werde sehr einsam sein, Vater«, flüsterte sie.
»Unsinn. Ihr werdet keinesfalls einsam sein, Frau. Gott ist immer bei Euch, und ich werde in der Nähe sein. Ich halte bei Laird Kincaid Gottesdienste ab, denn sein Beichtvater ist vor drei Monaten gestorben, und in diesem Gebiet ist Gottes Wort dringend nötig. Doch ich werde niemals zu beschäftigt sein, um Euch Trost zu spenden, Mylady, und falls Ihr mich irgendwann braucht, müßt Ihr nur einen Boten schicken.«
Dieses Versprechen tröstete sie tatsächlich ein bißchen, und sie versicherte ihm rasch, daß sein Rat und seine Freundschaft ihr sehr willkommen seien.
Connor und seine Männer waren inzwischen vom See zurückgekehrt und beobachteten die Szene mit Priester und Braut aus einer kurzen Entfernung. Connor lehnte an einem Baum, hielt die Arme vor der Brust verschränkt und blickte stirnrunzelnd zu Brenna hinüber.
»Sieht nicht so aus, als würden sie in nächster Zeit fertigwerden«, bemerkte Quinlan. »Ich finde, wir sollten schon mal etwas zu essen machen. Es war ein langer Tag.«
»Wir warten, wie lange es auch immer dauern mag. Ernsthaft – langsam bin ich mit meiner Geduld am Ende. Niemand kann so viele Sünden begangen haben. So lange ist das Mädchen doch noch gar nicht am Leben.«
»Vielleicht beichtet sie ja einige von Euren Sünden«, witzelte Quinlan. »Dann säßen wir allerdings noch einen guten Monat hier.«
Der Krieger fand seinen Scherz so komisch, daß er laut auflachte. Der dröhnende Lärm brachte ihm ein Stirnrunzeln von Vater Sinclair ein.
»Laird, könnte es sein, daß Eure Braut Euch gar nicht will?« fragte Owen. »Für mich wirkt es fast so, als würde sie sich absichtlich Zeit lassen.«
Quinlan verdrehte die Augen. »Natürlich nimmt sie sich Zeit.«
Nach ein paar weiteren Augenblicken hatte Sinclair zu Ende gesprochen. Er wollte Brenna gerade die Absolution erteilen, als sie ihn mit einer Geste davon abhielt.
»Darf ich Euch noch eine letzte Frage stellen?«
Ihre Nervosität war so offensichtlich, daß Sinclair es ihr nicht verweigern konnte. »Bitte. Fragt nur. Ich habe keine Eile.«
»Beobachten sie uns? Sie beobachten uns, nicht wahr?«
»Ja, das tun sie.«
»Ich habe meine Augen geschlossen gehalten, wie Ihr mir gesagt habt, aber ich weiß, daß Connor die Stirn runzelt, hab’ ich nicht recht?«
»Ach, Unsinn. Er achtet kaum auf uns«, log der Priester.
Brenna stieß einen Seufzer aus. »Also gut. Ich werde das Beste daraus machen. Ich bin entschlossen, eine gute Ehefrau zu sein. Ich danke Euch, Vater. Es hat mir gutgetan, daß Ihr mir zugehört habt. Ich bin jetzt fertig.«
Vater Sinclair stopfte die Enden seiner Stola wieder unter den Gürtel, dann stand er auf. Als er Brenna aufhelfen wollte, zog Connor sie schon auf die Füße. Wie war er bloß so schnell hergekommen?
»Möchtet auch Ihr Eure Sünden beichten, Laird?«
»Nein.«
Seine barsche Antwort ließ Vater Sinclair zusammenzucken. Hastig wandte er sich um und marschierte auf die anderen Männer zu.
Connor hatte keine Ahnung, daß er den Priester brüskiert hatte. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf Brenna gerichtet, die an ihm vorbeistarrte. Er hatte größte Lust, sie so einzuschüchtern, daß sie ihm endlich widerspruchslos gehorchte, und er hätte diesem etwas kindischen Drang sicher nachgegeben, wenn sie nicht ganz plötzlich zu ihm aufgeblickt und er die Verwunderung in ihren Augen gesehen hätte.
»Connor, Ihr seid nicht sehr umgänglich.«
»Und warum muß ich mir das anhören?«
»Ihr müßt ja nicht. Ich hatte nur das Bedürfnis, es Euch zu sagen. Aber es macht ohnehin nichts.
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