Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
Sinn gekommen, daß die Männer ihre Kleider ablegen mußten, bevor sie ins Wasser gingen. Nun, tatsächlich hatte sie sich so im Licht ihres kleinen, ärmlichen Sieges gesonnt, daß sie überhaupt an nichts anderes mehr gedacht hatte.
Die Gürtel fielen zu Boden. Brenna blieb wie angenagelt stehen und kniff die Augen zu, doch sie war nicht schnell genug. So sah sie noch fünf weiße Hinterteile aufblitzen, bevor ihre Augenlider sich schlossen und sie lautes Platschen vernahm.
Das Gelächter der Männer hüllte sie ein, doch Brenna konnte es ihnen nicht verübeln. Es war anzunehmen, daß die Krieger von ihrer Anwesenheit gewußt hatten und sie nun auslachten.
Der Priester trat hinter sie. »Wir sind einander noch nicht vorgestellt worden, Mylady. Mein Name ist Vater Kevin Sinclair, Sohn des Angus Sinclair von Neatherhills.«
»Ich freue mich, Euch kennenzulernen, Vater. Ich bin Brenna, Tochter des Baron Haynesworth, obwohl ich bezweifle, daß Ihr von ihm gehört habt. Ich komme aus England.«
»Das habe ich mir schon gedacht.«
»Meine Kleider und mein Akzent haben Euch darauf gebracht, richtig?«
»Richtig«, erwiderte er mit einem Lächeln, das sie sehr anziehend fand. Der Priester strahlte Wärme und Freundlichkeit aus, und Brenna fühlte, wie sie sich endlich ein bißchen entspannte.
»Ich muß Euch ein Kompliment machen, Lady Brenna. Für eine Anfängerin beherrscht Ihr unsere Sprache sehr gut.«
»Aber, Vater. Ich habe jahrelang Gälisch gelernt!«
»Oh … b-bitte verzeiht mir«, stammelte er entsetzt. »Ich wollte Euch loben, nicht beleidigen!«
»Ich bin nicht beleidigt«, versicherte sie ihm hastig. »Nur überrascht.«
Sein Lächeln kehrte zurück. »Ist Euch aufgefallen, daß Ihr zwischen beiden Sprachen hin- und herspringt, wenn Ihr wütend werdet?«
»Nein, das wußte ich nicht. Wann habe ich das denn getan?«
»Eben, als Ihr Euch wegen der Kriegsbemalung aufregtet! Die Art und Weise, wie Ihr Euch gegen Connor aufgelehnt habt, hat mich beeindruckt … und ihn auch, wie mir scheint. Ich habe noch nie gesehen, daß jemand so mit ihm gesprochen hat. Es war wirklich eine sehenswerte Szene.«
»Ich hätte mich nicht so anstellen sollen. So benimmt sich keine Lady. Immer wieder geht mein Temperament mit mir durch, und ich weiß nur allzu gut, daß ich lernen muß, mich zu beherrschen. Wenn wir Zeit hätten, würde ich Euch bitten, mir die Beichte abzunehmen, bevor ich heirate.«
»Wir können uns die Zeit ja nehmen.«
»Dann gibt es hier in der Nähe eine Kapelle?«
»Wir haben hier nur wenig Kapellen, aber solange wir uns während der Beichte nicht sehen können, verstoßen wir nicht gegen die Regeln der Kirche.«
Der Priester trug bereits die Stola, die er zur Beichte brauchte. Der mit Fransen versehene Streifen Stoff lag über seinen Schultern. Sobald sie die Lichtung erreicht hatten, zog er die Enden des Schals aus dem Gürtel, der sein braunes Gewand an der Hüfte festhielt, und blickte sich nach einer geeigneten Stelle um. Schließlich fand er einen Baumstumpf, setzte sich darauf und bat Brenna, sich neben ihn zu knien.
Sie senkte den Kopf und schloß ihre Augen, während der Priester stur über die Lichtung starrte. Dann schlug er das Zeichen des Kreuzes und bat sie zu beginnen.
Brenna fing also an, ihre Sünden aufzuzählen. Viel zu schnell war sie durch, und um Zeit zu schinden, dachte sie sich Fragen aus, die sie ihm stellen konnte.
»Ist es Sünde, wenn man sich vor der Zukunft fürchtet? Ich kenne Connor kaum, und er macht mir Angst. Ist das sehr albern?«
Der Priester hätte ihr am liebsten gesagt, daß Connor auch ihm angst machte, aber er hielt sich zurück. Nicht, daß er sich dieser Regung schämte – praktisch jeder, den er kannte, empfand so. Dennoch: Es war seine Aufgabe, der jungen Frau Trost zu spenden, und ihr die Wahrheit zu sagen, diente diesem Zweck gewiß nicht.
»Ich kenne ihn auch nicht gut, aber ich habe genug von seiner Geschichte gehört, um zu wissen, warum er so ein harter Mann ist. Sein Vater starb, als er noch sehr jung war, doch Alec Kincaid nahm den Jungen unter seine Fittiche und beendete, was sein Vater begonnen hatte. Die beiden Männer bezeichnen sich als Brüder.«
»Ich bin sicher, daß ich seinen Bruder mögen werde«, flüsterte sie, während sie inständig hoffte, daß sie recht behalten würde.
Der Priester dagegen war sicher, daß Kincaid dem Mädchen entsetzliche Angst einjagen würde. Gott weiß – der Mann war beängstigend, aber
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