und die feurige Flut
Prozent wasserdicht sein. Justus mühte sich mit dem Rucksack ab. So gut es ging, hielt er ihn über Wasser. Mit klammen Fingern zog er an dem Reißverschluss. Es kam ihm vor, als würden dabei Stunden vergehen. Doch er durfte sich nicht zu Ungeduld hinreißen lassen. Mit einem leisen Jubelschrei fand er schließlich, was er gesucht hatte: die Schachtel mit den Streichhölzern. Der Hersteller hatte nicht gelogen, höchstens zu viel versprochen: Die Schachtel war feucht, aber nicht komplett durchnässt. Und der Erste Detektiv hatte noch mehr Glück: Seine Finger ertasteten einen rechteckigen Gegenstand – den Peilsender! Justus atmete auf, ließ das Gerät aber lieber erst einmal in dem wasserdichten Fach. Bob war mit Sicherheit noch zu weit weg, um ein Signal zu empfangen.
Kurz darauf flammte ein Hölzchen auf. Der Erste Detektiv sah sich im Zwielicht um. Er war in einem kleinen Kellerraum, der nur einen Ausgang hatte. Von dem offenen Torbogen waren gerade noch die oberen zehn Zentimeter zu sehen. Der Rest stand unter Wasser. Da ging das Streichholz auch schon wieder aus. Etwas Kleines schwamm an Justus vorbei. Er zuckte zusammen. Ob das ein Fisch gewesen war? Er konnte nur hoffen, dass der Wind keine Feuerquallen ins Haus trieb! Grimmig beschloss Justus, aus dem Raum zu waten und draußen erneut ein Streichholz anzuzünden. Noch hatte er etwa fünfzehn Stück davon. Das musste reichen, um den Ausgang zu finden. Doch als der Erste Detektiv durch die fünfte Tür gewatet war, hatte er noch immer nicht den Weg zur Treppe ins Erdgeschoss gefunden. Der Keller war nicht nur groß, sondern auch verwinkelt wie ein Labyrinth. Er malte mit dem matschigen Überrest seiner Kreide einen Pfeil an die Decke. So konnte er sichergehen, dass er nicht immer wieder durch dieselben Räume ging, oder besser schwamm, denn der Wasserspiegel war in den letzten Minuten noch gestiegen.
Der vollgesogene Rucksack zog unangenehm nach unten und dann plötzlich zur Seite. »Auch das noch!«, knurrte Justus. Er hing an etwas fest! Unwirsch zog der Erste Detektiv nach vorn, die Hand mit den Streichhölzern nach oben gestreckt. Hinter ihm gab es ein knarrendes Geräusch, dann ein Klirren und Splittern, wie von Flaschen. Er verlor fast das Gleichgewicht. Um ihn herum fielen Gegenstände mit lautem Platschen ins Wasser und etwas traf ihn hart am Kopf. Der Schmerz durchzuckte ihn wie ein Blitz. »Nicht ohnmächtig werden!«, murmelte er benommen. »Jetzt bloß nicht ohnmächtig werden!«
Der schwere, süßlich-herbe Duft von Hyazinthen, Maiglöckchen und Herbstkräutern drang an seine Nase und er spürte kurz das Bedürfnis, sich zu übergeben. Er arbeitete gegen das Gefühl an. Wieder bekam er Wasser in den Mund. Es schmeckte nicht nur salzig, sondern zugleich bitter und ölig. Justus spuckte hastig aus. Er brauchte Licht! Sofort! Es zischte, das Streichholz zwischen seinen Fingern flammte auf und er sah die Überreste eine Regals, umgekippte Flaschen und eine schillernde Substanz auf dem schwarzen Wasser – Öl! Im nächsten Augenblick zuckte Justus zurück. Er hatte das Streichholz zu weit oben angefasst und sich verbrannt. Reflexartig ließ er es los.
Ein großer Fehler, wie ihm Sekundenbruchteile später bewusst wurde! Ein gigantischer Fehler! Wie in einer schrecklichen Zeitlupe sah Justus, wie das brennende Hölzchen auf den Wellen landete und die kleine Flamme am Öl leckte. Aus dem ersten leisen Zischen wurde ein wütendes Fauchen. Das Feuer wuchs unaufhaltsam. Entsetzt tauchte Justus ab. Flackernder, rotgelber Schein drang bis unter die Wasseroberfläche. Immer schneller breitete sich der feurige Teppich über ihm aus. Wenn er nicht so schnell wie möglich aus dem Raum kam, hatte der Erste Detektiv nur noch eine letzte Wahl: ertrinken oder verbrennen!
»Er ist verschwunden!«, sagte Bob geknickt, als Morton wieder vor dem Schrottplatz hielt. Sie hatten den kleinen Mann nicht erwischen können.
»Vermutlich hatte er einen Wagen, der gleich um die Ecke geparkt war«, sagte Morton. »Sollen wir die Gegend abfahren und nach ihm suchen?«
»Nein«, entschied Bob mit einem Seufzer. »Justus braucht die Schwefelsäure. Wir sollten so schnell wie möglich nach Santa Monica fahren.«
Der britische Chauffeur gab Gas. Erst als sie Rocky Beach hinter sich gelassen hatten, fiel Bob der Stammbaum wieder ein, den er in der Zentrale ausgedruckt hatte. Er griff in seine Tasche und zog ihn hervor. Wie das Papier zeigte, waren die Pendragons eine
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