und die feurige Flut
beschloss, sich dort umzusehen.
Enttäuscht stellte der Erste Detektiv jedoch fest, dass es im ersten Stock zwar einen Treppenabsatz gab, dort aber nur eine einzige Tür war, die in einen Abstellraum führte. Der Erste Detektiv kehrte um und machte sich auf die Suche nach weiteren Treppen. Da hörte er ein dumpfes Poltern. Er hielt inne und lauschte. Waren das Schritte? Holz knarrte, danach war es wieder still. Einen Moment lang fühlte sich Justus regelrecht bedroht. Doch dann schüttelte er den Kopf, wie um eine lästige Idee loszuwerden. Was konnte ihm im Haus schon groß geschehen? Mit dem Astrologen würde er schon irgendwie fertig werden. Er hatte es im Laufe der Zeit schon mit weitaus bedrohlicheren Gegnern zu tun gehabt. Er öffnete eine Tür und spähte in den dahinterliegenden Raum. »Bingo!« Er grinste. Vor ihm lag eine Stiege, die in steilen Stufen in den ersten Stock führte.
Der rote Flur war menschenleer. Ein ausgestopfter Pfau sah ihn aus gläsernen Augen vorwurfsvoll an. Justus ließ seinen Blick über die Türen schweifen. Insgesamt waren es vier. An einer war ein Poster befestigt, das eine große Hand zeigte. In schnörkeligen Lettern war darüber zu lesen: »Palmreaders Festival Carmel«. Es war das Plakat eines Handlese-Fests. »Na also!« Justus grinste zufrieden, denn er war sich sicher, am Ziel angekommen zu sein. Das war das Zimmer von Ursula Burns. Es kam selten vor, dass Justus Jonas unschlüssig war, aber jetzt war er hin und her gerissen. Vielleicht hatte die Handleserin ihn und Bob durch die Luke belauscht. Sie mochte vielleicht nicht auf Carls Seite stehen, das hieß aber noch lange nicht, dass sie es nicht auf den Ring im gläsernen Safe abgesehen hatte. Andererseits ging es jetzt nicht um den Ring, sondern um Allies Gesundheit. Justus hob die Hand, um an die Tür zu klopfen. Genau in diesem Moment erklang ein dumpfer Schrei. Ohne weiter nachzudenken, lief Justus die Treppen hinab und wieder hinaus auf den Flur vor der Küche. Dort war niemand. Wieder erklang ein Schrei, dieses Mal deutlich näher als zuvor. Justus riss eine Tür neben dem Eingang zum Keller auf. Dahinter lag ein fensterloser Haushaltsraum mit einem uralten Ungetüm von einer Waschmaschine. Das Erste, was er im Schein des Flurlichts sah, war die offene Luke im Boden. Offenbar gab es überall im Haus Falltüren. Zögernd trat er an das Loch heran. Er hörte das Plätschern von Wellen. »Hallo?«, fragte er. Es kam keine Antwort. Justus knipste seine Taschenlampe an. Das Licht brach sich in dunklem Wasser. Die Flut war in den Keller eingedrungen!
Justus rückte von der Luke ab. Alles an dieser Sache roch nach einer Falle. Auf keinen Fall würde er leichtfertig durch die Falltür steigen. Wenn da unten wirklich jemand war, musste er sich eine gute Alternative ausdenken. Wieder leuchtete er hinab. Da kam der Stoß, fast wie aus dem Nichts! Aus den Augenwinkeln konnte Justus eine große Gestalt erkennen. Sie trug eine Strumpfmaske und war offenbar sehr kräftig. Ehe sich’s der Erste Detektiv versah, fiel er durch das Loch im Boden ins kalte Meerwasser.
Über ihm wurde die Luke zugeworfen und verriegelt.
Die feurige Flut
Die Taschenlampe flackerte noch zwei Mal auf, dann wurde es dunkel. Keuchend und prustend paddelte Justus in der Finsternis. Das Wasser war höher als erwartet. Er konnte kaum stehen. Immer wieder schwappten Wellen über seinen Kopf. Der Erste Detektiv hoffte inständig, dass das Wasser nicht weiter steigen würde. Er kämpfte gegen die aufsteigende Panik. Irgendwann würden Peter und Bob zurückkommen und ihn rausholen. Irgendwann würde die Ebbe einsetzen und das Wasser würde ablaufen. Irgendwann würde man ihn befreien! Doch das konnte lange dauern. Außerdem war Justus nur höchst ungern auf die Hilfe anderer angewiesen. Besser, er suchte sich selbst einen Ausweg! Es war gut möglich, dass es im Keller weitere Falltüren gab, die in den ersten Stock führten.
Er taste sich voran. Seine Hand griff ins Leere. Irgendwo musste eine Wand sein, aber wo? Zerknirscht stellte Justus fest, dass er vollkommen orientierungslos war. Ärgerlich spuckte er Salzwasser aus. Er schüttelte die Taschenlampe, aber die hatte ihren Geist endgültig aufgegeben. Für eine Unterwasseraktion war der Erste Detektiv nicht ausgerüstet. Oder? Ihm kam eine rettende Idee. Die Streichhölzer bewahrte er stets in einem Extrafach des Rucksacks auf. Und das sollte – zumindest laut Hersteller – outdoortauglich und zu hundert
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