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Und die Goetter schweigen

Und die Goetter schweigen

Titel: Und die Goetter schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Janson
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Waren Sie den ganzen Abend über zu Hause, oder waren Sie woanders?«
    »Zu Hause«, grunzte Greger böswillig. »Ihrer Tochter zufolge waren weder Sie noch Ihre Frau zu Hause, als sie gegen halb zwölf kam. Stimmt das?« Der Schwall von Schwüren, der die Schnauze des Wildschweins verließ, enthielt buchstäblich alles, was die schwedische Sprache auf diesem Gebiet aufzuweisen hat, sowie die eine oder andere Wiederholung. »Sie waren also unterwegs«, fuhr Hartman ungerührt fort. »Ja!«
    »Wo sind Sie gewesen?«
    »Meine Frau ist ins Park, das große Tanzlokal, gegangen und wollte sich dort mit einer Freundin treffen. Ich bin ihr nachgegangen, um mal zu sehen, was sie dort eigentlich macht. Sie hatte sich so fein gemacht. Verflucht!« Maria beobachtete, wie etwas in den schwarzen Augen blinkte und überlief. Ob das Schweiß oder Tränen waren, konnte sie nicht feststellen. »Als ich hinkam, saß sie allein an einem Tisch. Ein Mann kam und forderte sie auf. Sie tanzte wie eine Nutte, da ging ich rein und holte sie. Verdammt nochmal, sie soll uns mit so was keine Schande machen!«
    »Wann sind Sie nach Hause gekommen?«
    »Halb eins, glaube ich. Das war kurz bevor diese Frau anrief und ich erfahren habe …«
    »Haben Sie Dick Wallström in dem Lokal gesehen?«
    »Ich weiß nicht, wie er aussieht. Ich hab den Scheißkerl noch nie gesehen. Hätte ich das, dann aber …«
    »Was hätten Sie dann getan?«
    »Ich hätte den Kerl kaltgemacht.«
    »Anneli Berggren hat einen ehemaligen Lebensgefährten. Sie haben sich nach einem Streit vor ungefähr einem Monat getrennt, sagt der Vater.« Hartman begrüßte Sturm und kam durch die Tür geeilt. »Wir müssen die Gäste verhören, die am Freitagabend im Park waren. In den nächsten Nachrichten bitten wir die Leute, sich über die Hotline zu melden, alle, die im Park oder in der Umgebung gewesen sind. Wern und ich vernehmen das Personal. Wir brauchen mehr Polizisten, wir müssen weitere Leute anfordern, Ragnarsson.«
    »Zu Weihnachten Leute anfordern! Das wird nicht billig werden.« Ragnarssons zerfurchtes Gesicht zog sich zu noch tieferen Falten zusammen. Maria suchte Blickkontakt.
    »Wir hatten geplant, den zweiten Weihnachtstag bei meinen Eltern in Uppsala zu verbringen. Ich hab Professor Höglund versprochen, ihn nach Hause zu fahren. Ich möchte gern in Uppsala vom …«
    »Daraus wird nichts. Du musst hier bleiben. Irgendwas Sinnvolles kannst du sicher tun«, unterbrach Sturm. »Kaffee kochen oder so?«, sagte Maria leichthin. Sturm verzog keine Miene. »Professor Höglund sprach von einem vergleichbaren Fall in Uppsala vor neun Jahren. Ein Mann, der in einem Baum in der Nähe der Kirche von Gamla Uppsala hing. Der Speer in Dick Wallströms Oberkörper stammt mit großer Wahrscheinlichkeit auch aus Uppsala. Ich möchte die Angaben kontrollieren«, beharrte Maria. »Wir müssen Schwerpunkte setzen. Das, wovon du sprichst, kann sicher per Telefon erledigt werden. Deine Sehnsucht nach Muttern wirst du noch eine Weile zügeln müssen«, entschied Sturm mit süßsaurer Miene und wippte mit der Zigarette im Mundwinkel. »Was hat der Professor über das Haar gesagt, das ihr am Tatort gefunden habt?«
    »Er konnte nichts sehen, was einen Zusammenhang mit der nordischen Mythologie ergeben würde. Es fiel ihm nur die alttestamentarische Geschichte von Simson und Delila ein, Simson dessen Stärke in seinen Haaren lag, wie ihr wisst. Aber das stimmt nicht mit dem übrigen Bild vom Mittwinteropfer überein.«
    »Wir können doch wohl kaum einzelne Haare zur DNA- Analyse schicken. Jedenfalls nicht vom Ort, an dem er hing.«
    Der Schnee war geschmolzen, und ein scharfer Regen prasselte gegen die Windschutzscheibe des Ford. Die Scheibenwischer quietschten alt und rissig. Die letzten Kunden des Weihnachtsgeschäfts hasteten mit Regenschirmen und prall gefüllten Einkaufstüten zwischen den Läden hin und her. In der Storgatan waren Lichterketten mit einem gelben Stern in der Mitte geschmückt, die quer über die Straße gespannt waren. Die Schaufenster lockten mit Spielsachen, Abendkleidern und Gebäck. Bredströms Juweliergeschäft glitzerte in der Dämmerung. Bald tauchte das große gelbe Holzgebäude des Park zwischen den Bäumen am Fluss auf. Die farbigen Lampen brannten, obwohl es noch einige Stunden hin war, bis die Abendgäste eintreffen würden. Weiße Schneeklumpen schwammen auf dem schwarzen Wasser des Flusses, verschmolzen miteinander und teilten sich wieder. »Maria, du

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